162.Kapitel

172 10 2
                                    

„Leevi...das liegt doch nicht daran, dass ich dich nicht mehr lieb habe. Es tut mir leid, dass ich momentan so wenig Zeit für euch habe...Aber wir haben euch doch erklärt, dass es mir momentan nicht so gut geht...Ich muss mich gerade viel um mich selbst kümmern. Und ich weiß, dass ihr zu kurz kommt, aber ich verspreche dir, dass sich das bald wieder ändert. Momentan ist das für uns alle nicht so einfach, aber deshalb sind wir doch gerade hier. Um ganz viel Zeit als Familie zu verbringen. Ich habe dich so lieb, Großer. Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass du mir nicht mehr wichtig bist." sagte Samu ganz ruhig zu ihm, während er ihm liebevoll über den Rücken streichelte. „Aber warum kann es dir nicht wieder gut gehen, Papa?" „Das ist nicht so einfach...Das dauert ein bisschen." „Ich möchte, dass du wieder glücklich bist, Papa." Daraufhin drückte er ihn nur ganz fest und ich sah, wie ihn das mitnahm, denn er kämpfte auch mit den Tränen. „Ich verspreche dir mir größte Mühe zu geben euch wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ja? Hast du mich noch lieb?"
„Ja. Hab dich lieb, Papa." sagte er und ihm einen Kuss.

Als die beiden zurückkamen, streichelte ich Samu liebevoll über seine Wange und gab ihm einen Kuss. „Alles in Ordnung?" Er nickte nur und küsste mich nochmal. „Das war wichtig."
„Ja..." murmelte er. Wir setzen uns nochmal und machten dann wirklich eine kleine Pause, bevor wir uns dann auf den Rückweg machten.
Den ganzen Rückweg dachte ich noch über das Gespräch zwischen Samu und Leevi nach. Es war so ein schlimmes Gefühl, dass die Kinder, insbesondere Leevi, so viel mitbekamen und ihnen das eins Stück ihrer kindlichen Unbeschwertheit nahmen...Und das obwohl wir wirklich versuchten uns ihnen gegenüber wie immer zu verhalten. Aber ganz konnte man diesen Berg an Problemen dann doch nicht verbergen.

Samu:
Wieder beim Mökki angekommen, machten wir den Kamin erstmal wieder an. Wir waren lange unterwegs gewesen und so war es dann auch fast schon Zeit für's Abendessen. Davor wollten wir die Kids aber noch baden. Während Finja mit unserem Kleinsten im Wohnzimmer blieb, kümmerte ich mich also um's Baden. Mich hatte der Vorfall mit Leevi vorhin total traurig gemacht. Dass ihn die ganze Sache anscheinend so mitnahm, war super schlimm für mich. Ich versuchte mich ja schon zusammenzureißen, aber momentan bekam ich es einfach nicht hin ständig auf Abruf zu sein für sie...
Als wir dann im Bad waren, half ich den beiden erstmal sich auszuziehen und packte den beiden dann noch eine bunte Badekugel ins Wasser, was sie total toll fanden. „Guck mal wie bunt, Mia! Coool!" „Bunt!" quietschte auch sie fröhlich, was mich lächeln ließ. „Papa, du musst auch reinkommen!" „Dann hättet ihr gar keinen Platz mehr da drinnen. Mama und ich baden später."
„Zusammen?" „Ja." „Das passt?" „Eng, aber ja."
„Aber nicht, dass du Mama zerquetscht."
„Da pass ich schon gut drauf auf." lachte ich, bevor ich die beiden Mäuse dann einschäumte.
„Papa, mehr." grinste Mia und hielt ihre Hand auf, woraufhin ich ihr noch ein bisschen Shampoo auf die Handfläche gab. „Dann sagt man danke, Mia." sagte Leevi. „Dake." versuchte sie es und schmierte sich das Shampoo fröhlich in die Haare. „Können wir heute bei euch schlafen?" fragte mich Leevi dann und normalerweise hätte ich auch direkt Ja gesagt, aber momentan wollte ich das eigentlich nicht.
Wenn ich dann wieder diese Albträume haben würde...Das mussten die Kids einfach nicht mitbekommen. Und letzte Nacht war das wirklich wieder sehr schlimm gewesen.
„Schauen wir mal, ja?" Ich brachte es, gerade nach vorhin, nicht über's Herz nein zu sagen.
Kurze Zeit später waren die zwei dann in ihre Bademäntel geschlüpft und wir setzen uns auch ins Wohnzimmer. Meine Frau war gerade dabei Finn zu stillen. „Da seid ihr ja wieder." lächelte sie. „Ja! Können wir jetzt essen?" „Ja, ich stille jetzt noch Finn in Ruhe zu Ende und dann können wir uns ja etwas machen, in Ordnung?"
„Ja!" Kurz darauf aßen wir also Abendbrot.
„Können wir denn heute bei euch schlafen, Papa?" kam es dann auf einmal wieder von Leevi, woraufhin ich hilfesuchend zu Finja schaute und sie mich auch direkt verstand. „Ihr schlaft in eurem Zimmer, Leevi. Im Schlafzimmer funktioniert die Heizung nicht, ich möchte nicht, dass ihr krank werdet." erfand sie schnell eine Ausrede, wofür ich ihr sehr dankbar war.
„Maan." „Ein anderes Mal." Er schmollte zwar eine Weile, aber das war jetzt nunmal so.
Nach dem Abendessen schauten wir noch eine Folge einer finnischen Kinderserie und dann war auch Bettzeit für unsere drei. Finja legte unseren Kleinsten schlafen und ich laß Leevi und Mia noch eine Geschichte vor. Mia schlief recht schnell dabei ein, aber auch Leevi's Augen wurden immer schwerer. Ich wünschte ihm noch eine gute Nacht und gab den beiden einen Kuss auf die Stirn, bevor ich leise den Raum verließ.
Als ich zurück im Wohnzimmer war, hatte sich's Finja auch schon wieder auf dem Sofa bequem gemacht. Ich gesellte mich zu ihr, woraufhin sie sich direkt in meine Arme kuschelte. „Danke für vorhin." „Gerne. Wie fühlst du dich?" „Geht so. Ich wollte die zwei nicht schon wieder enttäuschen, aber sie können einfach nicht bei uns schlafen...Stell dir mal vor sie hätten das letzte Nacht mitbekommen." „Ja, das wäre nicht schön gewesen. Das muss auch einfach nicht sein." „Nein...Ich hoffe das wird bald weniger...Ich mag kaum noch schlafen gehen..." „Das glaube ich dir. Aber ich glaube du musst auch nochmal mit deinem Arzt über die Medikamente sprechen. Ich weiß nicht, ob du da die richtigen bekommen hast, Schatz." „Weiß ich auch nicht. Ich werde mit ihm drüber sprechen...Morgen hab ich ja eh die Therapiestunde." „Ja, das ist gut."
sagte sie lächelnd zu mir und küsste mich liebevoll auf die Wange. „Wenigstens bist du da...sonst würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr schlafen oder mich in den Schlaf trinken..." sagte ich ehrlich zu ihr. „Baby..." „Ist einfach so..." „Ich bin ja aber da. Immer."

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt