106.Kapitel

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Samu:
Leevi hatte die ganze Autofahrt über geweint und sich auch nochmal übergeben. Ich machte mir echt Sorgen um ihn. Es tat weh ihn so zu sehen. Und dann war es im Krankenhaus auch noch total überfüllt. Und keine Chance dagegen irgendwas zu tun. Er saß bei mir auf dem Schoß und ich versuchte alles um ihn irgendwie zu trösten, aber absolut nichts brachte etwas. Er war nur am Weinen und klammerte sich dabei an mich. Mein Güte, konnte das hier mal schneller gehen...
Eine Stunde verging und rein gar nichts passierte. Langsam wurde ich echt ungeduldig und Finja zuhause auch. „Papa..." „Alles wird gut Großer. Wir sind bestimmt gleich dran. Halt noch ein bisschen durch." Eine ältere Dame beobachtete uns schon eine ganze Weile und lächelte mich nun zusprechend an. „Mach was Papa..." „Ich kann leider nichts tun Leevi.
Wir müssen auf den Arzt warten." „Nein!"
Ich drückte ihn nochmal fester an mich und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Eine weitere halbe Stunde verging und dann wurde die ältere Frau aufgerufen. „Wäre es möglich, wenn Sie diesen Jungen zuerst behandeln? Sein Vater und er warten hier schon sehr lange und er scheint sehr große Schmerzen zu haben." hörte ich, woraufhin der Arzt zu uns rüberguckte und nickte. „Vielen Dank...Das ist wirklich sehr nett von Ihnen." „Na gehen Sie schon. Und gute Besserung für den kleinen Mann." sagte sie lächelnd. „Danke."
Mit Leevi auf dem Arm stand ich also auf und folgte dem Arzt. Er stellte direkt ein paar Fragen, die ich auch alle beantwortete, bevor er Leevi dann untersuchte.
„Ganz klar eine Blinddarmentzündung. Wir müssen den Blinddarm so schnell wie möglich operieren, bevor es zu einem Durchbruch kommt." „Eine OP?" fragte ich besorgt und drückte Leevi's Hand. „Ja. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Aber keine Sorge, das ist eine OP, die wir täglich durchführen. Wir nehmen ihren Sohn jetzt erstmal auf der Kinderstadion auf, wo er vorbereitet wird und dort wird Ihnen der genaue Ablauf auch nochmal erklärt." Mein Puls schoss in die Höhe als mir der Arzt das erzählte. Unser Sohn sollte operiert werden? Jetzt sofort? „Und das muss jetzt gleich passieren?" „Auf jeden Fall, wir wollen ja Schlimmeres verhindern. Machen Sie sich keine Sorgen Herr Haber. Das ist ein Routineeingriff." Ich nickte und sah in Leevi's angsterfüllte Augen. „Alles wird gut, hörst du?" Er nickte nur, bevor es dann erst richtig losging. Wir wurden auf die Kinderstation gebracht, während ich dabei erstmal Finja anrief. „Bitte was? Er wird operiert? Oh Gott...Jetzt sofort?" „Ja, der Blinddarm muss direkt raus. Kein Wunder, dass er so Schmerzen hat. Aber ich bleibe hier bei ihm, die ganze Zeit. Nicht weinen Engel...Wir schaffen das. Ich rufe dich direkt an wenn die OP vorbei ist." „Und dann kommen wir direkt." „Ja." „Okay...Pass auf ihn auf..." „Natürlich. Bis später." „Bis später..."

Als ich Leevi in diesem OP-Hemd sah bekam ich ein total mulmiges Gefühl im Magen.
Er bekam gerade einen Venenzugang, durch den er Schmerzmittel und Flüssigkeit bekam.
Ich hielt seine Hand und versuchte ihm gut zuzureden. „Papa, ich hab Angst...Ich will das nicht." „Glaub mir, dir wird nichts passieren. Die Ärzte machen, dass alles wieder gut ist. Das wird ganz schnell gehen und du wirst gar nichts merken. Als würdest du schlafen und danach geht es dir wieder gut. Dann hast du keine Bauchschmerzen mehr. Und ich bin bei dir, du bist nicht allein. Mama, Mia und Finn sind auch da, wenn du wieder wach bist, versprochen." „Das tut nicht weh?" „Nein. Du wirst gar nichts merken. Ich passe auf dich auf, ja? Dir wird nichts passieren und danach ist's wieder besser." Er nickte, fing aber wieder an zu weinen. Ich nahm ihn direkt wieder in meinen Arm und tröstete ihn. Er tat mir so unglaublich leid. Wie sollte so ein kleiner Mensch denn verstehen was da jetzt mit ihm passierte? Das war doch einfach beschissen.
Als er sich beruhigt hatte, erklärte mir eine Ärztin nochmal den genauen Ablauf der OP.
„Und ich kann wirklich nicht mit rein?" „Sie können Ihren Sohn reinbegleiten bis die Narkose wirkt, danach müssen Sie aber raus."
„Okay..." Dann glaubte er wenigstens, dass ich dabei war. „Dann würden wir jetzt auch direkt starten wollen." „Ja, okay." Während Sie Leevi in den OP-Saal schoben, lief ich nebenher und hielt seine Hand. Er fing wieder an zu weinen, was mir das Herz zerbrach. Er hatte solche Angst und auch ich machte mir Sorgen, obwohl ich ja wusste, dass eigentlich nichts passierten konnte. Aber mein Kopf sagte mir immer wieder, dass eigentlich immer etwas passieren konnte, Komplikationen konnte es immer geben...auch bei Routineeingriffen. So richtig schlimm wurde es dann auch nochmal als er auf dem OP-Tisch lag und die Narkose bekam.
Die Ärzte und Schwestern waren alle total lieb und redeten auch gut auf ihn ein, was auch einigermaßen half. Die Narkose wirkte dann sehr schnell und dann fielen seine Augen auch schon zu. Ich merkte wie mir ein paar Tränen die Wangen runterliefen. „Herr Haber, Sie müssten jetzt raus, ich begleite Sie." sagte eine Pflegerin zu mir. Ich gab Leevi noch einen Kuss auf die Wange und ging dann mit ihr. „Vertrauen Sie uns. In einer Stunde haben Sie Ihren gesunden Sohn wieder." „Ja...Danke..."
Ich setzte mich in den Flur und facetimete Finja direkt wieder an. „Ich hab so Angst Samu...Er ist doch noch so klein..." „Aber er ist in guten Händen." „Ja, das weiß ich doch, aber es ist trotzdem ein beschissenes Gefühl so hilflos zu sein." „Ja, ist es auch, geht mir doch genauso. Aber wir müssen uns beruhigen."
Sie nickte und atmete tief durch. „Ich komme nur mit Finn gleich. Mia bringe ich zu deiner Mama, beziehungsweise sie kommt gleich her. Ich möchte nicht, dass sie das sieht."
„Ist okay." „Okay..." Wir facetimeten fast die ganze Stunde lang, bis sie sich dann auf den Weg machte. Eine weitere viertel Stunde verging, bis dann eine Ärztin rauskam.

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