61.Kapitel

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Ein bisschen später waren wir dann tatsächlich in einem Restaurant. Ich hatte Finja doch noch dazu überreden können etwas zu essen. Viel redeten wir nicht. So richtig wusste ich auch nicht was ich sagen sollte. „Ich hab jetzt kein Hotelzimmer gebucht." „Musst du ja auch nicht. Wir haben ja das Gästezimmer bei Lisa."
„Ja. Waren Lisa und deine Mama auch schon im Krankenhaus?" „Nein, wir wollen uns abwechseln. Es müssen ja nicht immer alle da sein." „Das stimmt wohl. Also warst du jetzt heute Vormittag da und musst gleich nicht wieder hin?" „Was heißt hier musst? Ich mache das freiwillig Samu." „Ja, so war das ja auch nicht gemeint...Du weißt was ich meine..."
„Ja, Mama kommt den Nachmittag über."
„Und was machen wir zwei dann?" Sie zuckte nur mit den Schultern und stocherte dann weiter in ihrem Essen herum. „Erstmal zurück?" „Ja..."

Wir aßen also noch zu Ende und fuhren dann zur Wohnung ihrer Schwester, wo ich erstmal meine Sachen auspackte. Lisa hatte gerade Besuch von einem Kerl, den ich noch gar nicht kannte. Er stellte sich als Adrian vor und schien ganz sympathisch zu sein. „War das Lisa's Freund?" fragte ich Finja als wir wieder im Zimmer waren. „Sie daten sich zumindest, keine Ahnung. Sie hat mir auch erst gestern von ihm erzählt. Auf jeden Fall ist sie total verknallt." „Na bei dem Akzent kein Wunder." lachte ich. „Deiner ist süßer." sagte sie und grinste dabei tatsächlich mal. „Achja?" „Ja."
Ich ging schmunzelnd auf sie zu und küsste sie sanft. „Ich bin froh, dass du hier bist...Ich weiß, dass du eigentlich im Studio sein solltest..."
„Es ist alles gut. Du bist auch immer für mich da. Außerdem geht mein Privatleben immer vor Engel. Du und die Kinder, ihr seid die oberste Priorität." „Du bist toll..."

Kurz darauf war Finja dann unter der Dusche, während ich mir erstmal eine bequeme Jogginghose anzog und mich auf's Bett schmiss. Ich schrieb meiner Mutter um nochmal nach Leevi zu fragen. Finja würde ich nicht davon erzählen, sie musste sich ja nicht noch mehr Sorgen machen. Meine Mutter antwortete mir schon nach kurzer Zeit, dass Leevi zwar noch ganz schön doll geweint hatte und in der Kita wohl auch nicht so gut drauf war, aber es ihm jetzt mittlerweile schon besser ging. Ich war froh, dass er nicht mehr ganz so geknickt war, aber meine Mutter wusste auch immer, wie sie die Kinder richtig bespaßte.
Ich legte mein Handy beruhigt wieder weg und ging ins Bad um auf die Toilette zu gehen. Gerade in dem Moment, als ich reinging, kam Finja aus der Dusche und guckte mich erschrocken an, was mich ein wenig irritierte. Sie band sich total hektisch ein Handtuch um, was ich dann doch sehr merkwürdig fand. „Was ist los?" fragte ich sie ernst. „Nichts." „Lüg mich nicht an."
„Tue ich nicht." „Nimm mal das Handtuch weg, bitte." „Warum sollte ich? Lass mich jetzt einfach Samu..." „Du verheimlichst mir was. Ich bin doch nicht blöd...Darf ich?" fragte ich sie ruhig und deutete an, das Handtuch wegzunehmen. „Aber sei nicht böse..." Ich nahm es also weg und guckte sie von oben bis unten an. Mein Blick blieb bei ihrem Oberschenkel hängen. „Engel..." „Es tut mir leid..." „Warum tust du das?" „Warum betrinkst du dich, wenn irgendwas ist?"
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass du schwanger bist und der Stress dir sowieso schon nicht gut tut und viel Blut zu verlieren macht es sehr wahrscheinlich auch nicht besser..." „Das weiß ich doch..." „Maus, du musst das echt sein lassen. Ich verstehe, dass es dir gerade überhaupt nicht gut geht, aber du hast doch Leute um dich herum, die für dich da sind und mit denen du reden kannst."
„Ja...aber du warst nicht da und irgendwie war einfach alles scheiße...Deswegen hab ich dich doch angerufen..." „Ja, aber warum wolltest du es mir verheimlichen? Das finde ich echt richtig doof. Findest du das fair?" „Ich wollte dir keine Sorgen bereiten...Außerdem hast du mir doch auch nicht erzählt als du Drogen genommen hast." „Ja und das fandest du auch nicht gerade witzig oder?" „Nein..." „Warum reden wir nie miteinander?" Sie zuckte nur mit den Schultern und band sich das Handtuch wieder um. Ich sah ihr an wie unwohl sie sich fühlte. „Vielleicht sollten wir doch wieder öfter zur Therapie." In letzter Zeit waren wir sehr unregelmäßig dort gewesen und das merkte man jetzt doch schon. Aber ich war auch viel im Studio gewesen und dann war das alles oft sowieso schon stressig gewesen. „Vielleicht." „Ändern wir das vielleicht in ein das sollten wir uns fest vornehmen?" „Ja...Jetzt geht Papa aber erstmal vor." „Wie lange hast du vor hier zu bleiben? Babe, du weißt, dass du bald auch nicht mehr fliegen darfst?" „Ja...Ich kann aber gerade nicht hier weg..." „Deinem Papa wird hier doch von Fachkräften geholfen. Er kommt in eine sehr gute Reha, wo es bestimmt auch bergauf gehen wird. Aber wir können nicht viel tun, auch nicht, wenn wir hier sind...Ich bin eigentlich dafür, dass wir beide zusammen nach der Woche zurück nachhause fliegen." sagte ich ruhig zu ihr und nahm dabei ihre Hände. „Das geht nicht Samu." Ich seufzte und ließ ihre Hände wieder los. „Dann sag mir wie du dir das vorstellst...Viel länger kannst du nicht bleiben...Dann müsstest du hier bleiben bis zur Geburt, aber ich kann gerade einfach nicht so lange weg." „Du hast gesagt dein Privatleben geht vor und wir haben oberste Priorität." „Ja...Aber wir haben ein Abgabe Datum für's Album und wir haben ein Release Datum. Die Jungs bringen mich um, wenn ich länger als eine Woche weg bin. Wir können doch nicht die nächsten 3 Monate hier bleiben. Außerdem fände ich es auch schöner, wenn Finn in Helsinki zur Welt kommt, alles andere wäre wieder so kompliziert...Bitte denk nochmal vernünftig drüber nach." „Ich bleibe hier Samu." „Ich muss aber zurück. Ist dir das klar? Du warst jetzt einen Tag alleine hier und ich musste unbedingt herkommen. Und jetzt willst du 3 Monate alleine hier bleiben?"
„Muss ich dann ja wohl..." „Achso und du willst dann also auch, dass ich die Geburt von Finn verpasse? Dein Ernst gerade?"

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