37.Kapitel

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Samu:
Der erste Tag im Studio war rum und der war auch schon recht erfolgreich gewesen. Die Chemie mit Victor passte einfach und er war ein toller Songwriter. Wir harmonierten gut zusammen, was wirklich hilfreich war.
Stella war ja auch dabei gewesen, aber sie hatte sich sehr zurückgehalten, uns viel beobachtet. Sie war nicht sehr nötig hier, aber sie hatte mich gefragt und warum nicht? Sie störte ja auch nicht und wir konnten uns ein bisschen besser kennenlernen, was auch nicht schlecht war. „Gehen wir noch was trinken?" fragte mich Stella als wir aus dem Studio raus waren. „Klar, warum nicht. Hier ist eine Kneipe um die Ecke." Ich konnte ja auch was alkoholfreies trinken... Und vielleicht konnten wir dann auch nochmal über den Abend beim Ruisrock reden. „Perfekt." Wir gingen also los und waren dann auch innerhalb von weniger als 10 Minuten dort. „Was willst du trinken? Ich bezahle." sagte ich zu Stella als wir an der Bar saßen. „Das ist aber lieb. Ich würde einen Sex On The Beach nehmen." zwinkerte sie mir zu. „Alles klar." Ich selbst nahm einfach nur ein alkoholfreies Bier. „Genug vom Alkohol?" „Kein Alkohol mehr für mich, ne." „Wie kommt's?" „Würde ich jetzt ungern drüber reden." „Okay...dann erzähl mir mal ein bisschen von dir. Was machst du sonst so außer Musik?" fragte sie mich nachdem wir unsere Getränke bekommen hatten.
„Ich hab mal mehr Sport gemacht, Boxen und Fitness halt, aber das kommt in letzter Zeit ein bisschen kurz. Jetzt im Sommer fahr ich viel mit meinem Boot raus, mit Freunden oder der Familie. Ich liebe den Sommer, wir sind so gut wie immer draußen mit den Kids. Ich bin nicht so spannend, was passiert in deinem Leben so?" „Klingt doch schön. Ich mache viel Sport, Yoga, Fitness, Tanzen...Bin aber auch viel mit Freundinnen unterwegs und genieße das Single Leben." lächelte sie. „Single Leben, das heißt?" „Naja da nimmt man dann gerne auch mal einen Typen mit nachhause, ich bin ja an niemanden gebunden und habe auch nicht vor so bald wieder eine Beziehung einzugehen." „Wieso? Schlechte Erfahrungen?" fragte ich sie und nippte an meinem Bier. „Ja, mein Ex hat mich mit einer Freundin von mir betrogen. Wir waren 6 Jahre lang zusammen, waren sogar verlobt, aber als ich das erfahren habe, habe ich natürlich sofort Schluss gemacht. Wer würde das auch nicht? Solche Menschen sind Dreck in meinen Augen. Wie kann man einen Partner, den man liebt, so hintergehen?" kam es aufgebracht von ihr. „Ich denke man kann das verzeihen, wenn man es wirklich will und wenn man sich liebt." sagte ich nur zu ihr und guckte dabei auf den Tresen. „Spricht da jemand aus Erfahrung?"  „Vielleicht." „Aber du sprichst jetzt nicht von Finja oder?" „Das ist doch vollkommen egal." „Also ja. Das hätte ich ja niemals von ihr gedacht. Sie wirkt so unschuldig. Ist das schon länger her?" „Letztes Jahr." „Oha und du hast ihr einfach verziehen?" „Naja was heißt einfach? Erstmal waren wir getrennt, aber dann habe ich ihr verziehen, weil ich weiß, dass sie mich genauso liebt wie ich sie und das dieser Ausrutscher keinerlei Bedeutung für sie hatte. Außerdem habe ich auch immer wieder Fehler gemacht. Es muss jeder für sich wissen, ob man sowas verzeihen kann oder nicht." „Naja aber hast du nicht total Angst, dass sie das nochmal macht?" „Am Anfang schon, aber wir machen eine Therapie seitdem und das hilft uns beiden sehr." „Klingt nach viel Arbeit." „Ist es auch, aber das ist unsere Ehe wert. Und sie ist ganz sicher kein Dreck, weil sie einen Fehler begangen hat." sagte ich jetzt doch etwas aufgebracht. „Tut mir leid, dass ich das gesagt habe okay? Ich wusste ja nicht, dass Finja das getan hat..." „Schon okay. Lassen wir das einfach. Ich wollte eigentlich nochmal mit dir über den Abend aufm Festival reden. Ich war ziemlich drauf, sonst hätte ich dich niemals so angefasst wie ich es dort getan habe...Und du warst ja sicher auch etwas betrunken...Sonst hättest du mich ja auch nicht so betatscht, richtig?" „Süß, dass du das ansprichst. Für mich ist alles gut, ich weiß doch, dass du deiner Frau treu bist." „Alles klar, gut. Das wollte ich nur aus der Welt geschafft haben."

„Ist das nicht ein Typ für dich?" fragte ich sie eine Weile später und deutete auf einen ziemlich muskulösen Typen, der mit seinen Jungs an einem Tisch saß. „Ja schon, aber ich bin ja mit dir hier." „Das ist ja egal. Ich würde dann ins Hotel gehen." „Nein, wir wollten uns doch besser kennenlernen." Ich wusste, dass Finja gerade schon wieder durchdrehen würde, aber sie bekam es ja gar nicht mit. Bestimmt eine ganze Stunde unterhielten wir uns über alles mögliche und das war wirklich angenehm. Wir hatte kaum Pausen und es war ziemlich witzig mit ihr. Und da wir alles geklärt hatten, war es auch eine total gelöste Atmosphäre. Dann setzte sich jedoch irgendein Kerl neben uns, bzw. sie und fing an sie ziemlich schmierig anzubaggern, woraufhin sie aber, verständlicherweise, überhaupt keinen Bock hatte. So richtig locker lassen wollte der Kerl aber trotzdem nicht. Und dann auf einmal küsste sie mich einfach. Ich war total überrumpelt davon und ließ es deshalb auch erstmal geschehen. „Alles klar, hab verstanden." hörte ich nur von den Typen und brach den Kuss direkt ab. „What the fuck Stella? Was soll das?" „Sorry, anders hat der's aber nicht gecheckt. Hast du gesehen wie eklig der war?" „Dann sag ihm doch, dass du keine Interesse hast und küss mich nicht!" sagte ich aufgebracht und stand auf. „Samu, jetzt warte doch." „Sicher nicht, gibt's du mir meine Karte für's Hotelzimmer?" „Ähm...da gibt es noch eine Sache...Wir haben nur ein Zimmer..." „Du hast jetzt nicht ernsthaft nur ein Zimmer
gebucht?" „Doch..." „Gott ey..." „Es tut mir leid, wirklich." „Hast du das so geplant?" „Nein, es war nur noch ein Zimmer frei für diesen Zeitpunkt und das Hotel war am nähsten zum Studio." „Dann hätten wir halt länger fahren müssen, aber wir können doch nicht in ein Zimmer. Meine Frau dreht sowieso schon durch, weil wir eine Woche zusammen weg sind. Und anscheinend hatte sie auch recht mit ihrer Skepsis dir gegenüber." maulte ich sie an. Daraufhin sagte sie nichts mehr, sondern guckte beschämt auf den Boden. „Dann komm jetzt...Vielleicht gibt's ja ein Sofa in dem Zimmer..." Sie trottete mir also hinterher. Draußen bestellte ich erstmal ein Taxi und zündete mir eine Zigarette an. Ich hätte sie einfach nicht mitnehmen sollen. Ich wollte mich doch einfach nur voll und ganz auf's Songwriting mit Victor konzentrieren und jetzt so eine Scheiße hier. Ich guckte auf mein Handy und sah mehrere Nachrichten von Finja. Erst hatte sie mir ein Bild von sich und den Kindern in unserem Bett geschickt, was mich direkt zum Lächeln brachte.

„Leevi meinte wir schicken dir ein Bild, damit du nicht so alleine im Bett bist.❤️"

Das stand da unter, was ich total süß fand. Alleine würde ich wohl sowieso nicht sein...Die Nachrichten danach waren dann jedoch nicht mehr so toll...Wir hatten facetimen wollen, aber das hatte ich total vergessen. Finja war nicht gerade begeistert, wenn man es nett ausdrückte. Und wie würde ich ihr das erklären müssen? Anstatt mit euch zu FaceTimen, war ich mit Stella in einer Kneipe, wo sie mich dann zu guter Letzt auch noch geküsst hat. Na ganz super. Das hast du ja mal wieder toll hinbekommen Haber.

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt