95.Kapitel

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Samu's Handknöchel fingen an total zu bluten, was wirklich brutal aussah, aber auch kein Wunder war, wenn man so fest gegen eine Steinwand einschlug. „Du läss mich einfach im Stich!" schrie er mich an. Ich hatte fast ein bisschen Angst in dem Moment. Was war denn jetzt bitte in ihn gefahren? „Du weißt, dass das nicht stimmt." sagte ich, bevor dann schon zwei Beamte kamen. „Was ist hier los?"
„Kümmern Sie sich bitte um seine Hand. Ich komme morgen früh wieder." sagte ich, während ich Samu mit Tränen in den Augen anguckte und das Gebäude dann verließ. Ich hörte ihn noch brüllen und fing immer mehr an zu weinen. Das musste unbedingt aufhören.
So konnte es nicht weitergehen. Ich saß erstmal eine ganze Weile im Auto bis ich mich so einigermaßen beruhigt hatte. War es richtig gewesen ihn jetzt dort zu lassen? Hätte ich ihn lieber mit nachhause nehmen sollen? Ich wusste es nicht.

Als ich wieder zuhause war, saß Eve in der Küche und sah auch total besorgt aus. Als sie mich so verheult sah, stand sie sofort auf und schloss mich in ihre Arme. „Was ist passiert Schätzchen?" Aber ich konnte ihr gar nicht antworten, so einen Kloß hatte ich im Hals.
„Sollen wir uns setzen?" Ich nickte nur, bevor wir uns also ins Wohnzimmer setzten.
Eine Weile starrte ich einfach nur auf meine Hände, bis ich es dann doch schaffte Eve zu erzählen was passiert war. „...Und dann ist er total aggressiv geworden...Ich hatte richtig Angst..." weinte ich zum Schluss, wurde aber wieder von Eve aufgefangen. „Ist das schon öfter vorgekommen?" „Dass er sich so betrinkt? Ja. Riku musste ihn auch schonmal nur in Unterhose bekleidet auf einer Barkbank aufsammeln. Er greift immer zum Alkohl, wenn irgendwas ist...Und dann kann er kein Ende finden. Deshalb wollte ich ja auch nicht, dass er mit in die Bar geht. Momentan ging es eigentlich, er hat Alkohol vermieden...Aber in München hat er dann wohl auch vor dem Auftritt getrunken...Keiner weiß davon, außer Riku und mir. Er will einfach keine Hilfe und ich weiß langsam nicht mehr was ich tun soll.
Ich sage ja nicht, dass er Alkoholiker ist, aber er hat ganz eindeutig ein Problem. Ich will nicht, dass er da immer tiefer reinrutscht. Irgendwann fängt er an einfach so zuhause zu trinken und dann?" Ich brach erneut in Tränen aus bei diesem Gedanken. „Beruhige dich Finja..." sagte sie und streichelte über die Narben an meinem Arm. „Alles wird gut, wir werden eine Lösung finden. Ich werde mit ihm reden. Ich muss das jetzt auch erstmal verarbeiten, aber ihr habt meine Unterstützung. Auf jeden Fall." „Danke..."
„Soll ich bei dir bleiben?" „Ich will dir keine Umstände bereiten. Dass du überhaupt direkt gekommen bist, war schon wirklich genug Eve..." „Mach dir darum keine Gedanken. Ich bleibe hier, ja?" „Okay..." Sie blieb also die ganze Nacht über. Viel Schlaf bekamen wir, glaube ich, beide nicht. Wir beide machten uns Sorgen, es war kaum auszuhalten.

Am Morgen waren wir beide vollkommen fertig. Natürlich hatte Leevi nach Samu gefragt. Ich hatte ihm erzählt, dass er noch bei Sami übernachtet hatte und das hatte er auch so hingenommen. Danach besprach ich mich nochmal mit Eve, wie wir jetzt handeln würden. Sie würde zuhause bleiben und ich fuhr los zur Polizeiwache. Mal sehen wie sein Zustand heute Morgen war. Vielleicht schlief er auch noch. Auf dem Weg dorthin rasten mit tausend Gedanken durch den Kopf. Es war schrecklich. Am Schlimmsten war es, als ich dann vor der Tür der Zelle stand und ein Polizist diese öffnete. Mein Herz klopfte bis zum Hals und meine Knie zitterten. „Ist er denn überhaupt schon wach?" „Wäre gut möglich, dass er schläft. Bestimmt 2 Stunden hat er hier noch Randale gemacht. Ein Arzt war auch da, aber jetzt ist er schon seit einiger Zeit ruhig." „Ich schäme mich so für ihn...Er ist normalerweise nicht so, wirklich nicht."
Doch daraufhin sagte er nichts mehr, sondern öffnete die Tür. Ich ging vorsichtig rein und sah wie Samu schlafend auf der Pritsche lag.
Ich ging leise hin und hockte mich zu ihm.
Ich sah auf seine Hände, die mittlerweile beide in Verband eingewickelt waren. Er war wohl wirklich noch total ausgeflippt hier...Jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn hier alleine gelassen hatte. Ich rüttelte leicht an seiner Schulter, bis er langsam seine Augen öffnete und mir müde in die Augen schaute.
Wir guckten uns einfach nur an, keiner sagte auch nur ein einziges Wort. „Nachhause?" fragte ich ihn leise, woraufhin er nickte und mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstand.
Wir klärten noch ein paar Sachen mit der Polizei und konnten dann auch gehen. Keiner wusste was er sagen sollte. Samu sah aber auch echt fertig aus. Der musste einen Kater hoch 10 haben. Irgendwann brach er dann aber die Stille. „Du hast mich einfach alleine in dieser Zelle gelassen." sagte er vorwurfsvoll zu mir.
„Und warum habe ich das getan?" Daraufhin zuckte er nur mit den Schultern und guckte aus dem Fenster. „Jetzt tu nicht so. Ich hab dir gesagt geh nicht mit, das endet nicht gut. Da warst du schon uneinsichtig und bist gegangen, obwohl du wusstest, dass ich das scheiße finde! Und dann besäufst du dich wieder so dermaßen, dass du bei der Polizei landest?! Weißt du wie aggressiv du warst? Du warst nicht mehr du, das war einfach abartig. Du warst nicht mein Mann in dem Moment. Ich war krank vor Sorge okay?!" Ich wurde immer lauter, bis ich ihn richtig anschrie und lieber am Straßenrand anhielt. „Wenn du so krank vor Sorge warst, warum hast du mich dann einfach alleine in dieser scheiß Zelle gelassen hm?! Weißt du was das für ein Gefühl war?! Wenn einen seine eigene Frau im Stich lässt?!
Verdammt, ich hab dich gebraucht in diesem Moment!" Brüllte er ebenfalls, wobei mir sofort die Tränen in die Augen schossen. „Jetzt hör auf zu heulen." „Warum bist du jetzt so? Ich bin immer für dich da, immer! Aber irgendwann reicht es mir auch mal, wenn du ständig deine Versprechen brichst und nicht einsieht dass du verdammt nochmal Hilfe brauchst! Mach die Augen auf Samu!"

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