136.Kapitel

400 18 1
                                    

Nach dem Mittag musste ich dann auch so langsam los. Ich würde mit dem Taxi reinfahren und dann im Zentrum Mikko treffen. Ich war froh, dass wir wieder miteinander umgehen konnten, das machte vieles einfacher. „Kann ich so los?" fragte ich Finja dann, als ich aus dem Bad kam. Ich war ganz locker, leger angezogen, wie immer, das war einfach ich, es war authentisch so. „Ja, sieht doch gut aus. Aber ein bisschen viel Haarspray oder?" fragte sie mich, während sie mir durch meinen Pony fuhr. „Aber geht?" „Ja, natürlich. Du siehst gut aus mein Schatz. Weißt du schon wann du ungefähr wieder da bist?" „Heute Abend irgendwann. Ich schreib dir dann, ja?" „Ja, okay. Ich wünsch dir viel Spaß, ja? Und lass dich nicht ärgern." „Danke, werde ich nicht tun. Uund ich werde auch nicht zu viel ausplaudern." sagte ich und zwinkerte ihr zu. „Sehr schön." lächelte sie und gab mir einen Kuss. „Warum muss Papa jetzt weg?" „Papa muss doch arbeiten, Großer. Deshalb sind wir doch hier." „Das ist aber doof." antwortete Leevi trotzig. Er war nunmal ein totales Papakind, das musste man einfach sagen. „Aber dafür machen wir was Schönes, Schätzchen. Wir haben uns so gefreut euch alle wiederzusehen." sagte Finja's Mutter und streichelte ihm dabei über die Wange.
„Genau und du hast dich doch auch so auf Oma und Opa gefreut. Und die nächsten Tage bin ich ja auch bei euch." fügte ich noch hinzu.
„Ja..." „Bekomm ich noch einen Kuss?" „Ja!"
Ich verabschiedete mich also noch von den Kids und ging dann auch los zum Taxi, was mich nach Berlin Mitte bringen würde.

Mein erster Termin war beim Radio, was wahrscheinlich ganz entspannt werden würde.
Vor dem Gebäude, wartete Mikko schon auf mich. Wir begrüßten uns mit einem einfach Handklatscher, quatschten kurz und gingen dann auch schon rein. Klar, es war nicht mehr so wie früher. Wir sahen uns ja auch gar nicht mehr, abgesehen von beruflichen Terminen.
Es ging dann auch alles relativ schnell, vor dem Interview unterhielt ich mich schonmal mit dem Moderator und mit ein paar Mitarbeiter:innen und machte ein paar Fotos.
Und dann ging es auch schon los. Es wurde erst ein bisschen Musik gespielt, bevor das Interview losging. Zwischendurch spielte ich auch noch ein paar Songs mit der Gitarre.
Und die Fragen, die gestellt wurden, waren tatsächlich auch mal nicht so Standard, was ganz interessant war. Das Ganze ging eine gute Stunde, dann wurden nochmal ein paar offizielle Fotos gemacht und dann konnten wir auch schon weiter. „Wir haben noch ein bisschen Zeit, hast du noch Bock auf ein Eis?" fragte mich Mikko, als wir draußen waren.
„Klar, wieso nicht." Wir liefen also zu Fuß zur nächsten Eisdiele und setzen uns dort auch noch hin. „Und wie läuft's zuhause? Alles gut soweit?" fragte ich ihn, als wir unser Eis bekommen hatten. „Ja, tatsächlich alles super.
Ich sehe die Kids jetzt regelmäßig und Liisa komme ich auch wieder besser klar. Und bei euch?" „Das ist doch schön. Bei uns geht's auch wieder bergauf. Ich gehe ja jetzt zu den Therapiestunden und das läuft auch ganz gut.
Naja und jetzt sind wir ja erstmal für eine Woche bei Finja's Eltern, was für die Kinder total toll ist. Und Finja vermisst Berlin auch immer wieder. Aber naja...Geht da denn zwischen dir und Liisa wieder was?" Insgeheim wünschte ich es mir ja, einfach weil es mich im Hinterkopf immer noch beschäftigte, ob er noch etwas für Finja empfinden könnte...
„Ne. Das Thema ist absolut durch. Sie datet auch schon einen anderen. Aber das ist voll okay. Ich bin erstmal ganz zufrieden als Single." lächelte er. „Ja? Mal hier mal, mal da eine?" versuchte ich ihn locker zu fragen. Aber schon alleine dieser Gedanke, wie er was mit irgendwelchen Frauen hatte, führte automatisch auch wieder zu dem Gedanken wie er meine Frau gevögelt hatte. Eigentlich dachte ich, ich hätte damit abgeschlossen, aber jedes Mal, wenn ich dann wieder auf ihn traf, ploppten irgendwann, wenn auch nur kurz, diese Gedanken auf. Und genau deshalb wollte ich auch nur noch beruflich etwas mit ihm zu tun haben. Denn diese Gedanken taten noch immer weh.  „Ne, ich bin kein Fan von One Night Stands, weißt du doch. Ich lebe wie ein Mönch seitdem Schluss ist mit Liisa." „Wohl mit Ausnahme von meiner Frau..." grummelte ich leise vor mich hin, obwohl ich es gar nicht hatte aussprechen wollen. „Samu..." „Sorry, ich...Das wollt ich nicht." „Ich dachte du hast mir verziehen. Das hast du zumindest gesagt."
„Ja, hab ich. Nur immer wenn ich dich seh...dann ploppen diese Bilder wieder auf, obwohl ich eigentlich schon mit der Sache abgeschlossen hab. Nimm's mir nicht böse."
„Würde ich nie tun. Ich versteh dich..." sagte er und guckte dabei ein wenig bedröppelt auf den Tisch. „Hey, anderes Thema oder? Hast du das Spiel gestern gesehen?" „Na klar, IFK war ja mal wieder absolut in Topform. Was war das von Kujanpää? Unfassbares Tor." Und so stiegen wir sofort in eine angeregte Unterhaltung über das Eishockey Spiel, was uns wirklich guttat. Und dann machten wir uns uns auch irgendwann auf den Weg zum nächsten Studio, was das nächste Interview für mich Anstand. Die Stimmung war deutlich lockerer zwischen uns und während ich in der Maske saß unterhielten wir uns auch über total willkürliche Dinge und machten sogar Späße miteinander. Ich musste mich einfach mal zusammenreißen und Gedanken verdrängen konnte ich schon immer ziemlich gut.

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt