154.Kapitel

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Anna war mir direkt hinterherkommen und zog mich in ihre Arme. „Das ist alles so scheiße, Anna..." schluchzte ich. „Glaub ich dir, Süße..."
„Ich kann nicht mehr...Ich kann einfach nicht mehr...Ich weiß, dass er krank ist...aber ich kümmere mich gerade alleine um Haushalt und 3 Kinder, Tag für Tag. Und um ihn kümmer ich mich auch rund um die Uhr. Ich gebe mein Bestes! Und dann wirft er mir sowas an den Kopf! Entschuldigung, dass ich mal einen einzigen Abend Spaß hab! Ja, okay, er erdrückt mich gerade einfach, es ist zu viel. Aber ist das nicht verständlich?" „Das ist vollkommen verständlich. Du bist so eine starke Frau...Aber irgendwann kann auch eine starke Frau nicht mehr alles auf ihren Schultern tragen..." „Ich hätte ja mit ihm drüber gesprochen, aber ich hatte genau vor sowas Angst. Dass es ihm dann noch schlechter geht und ich ihn damit verletze. Ich bin nunmal seine größte Stütze, er braucht mich, aber ich hab einfach keine Kraft mehr...Ich tue alles für ihn...alles um es ihm irgendwie leichter zu machen, ihn zu unterstützen..." „Ich weiß. Aber morgen müsst ihr wirklich nochmal ganz in Ruhe miteinander sprechen. So geht das nicht weiter. Ihr macht euch beide kaputt."
„Ja..." schluchzte ich und umarmte sie noch fester. „Willst du heute hier schlafen?" „Ja...Kann ich jetzt schon hoch? Mir ist echt nicht mehr nach feiern..." „Na klar, komm mit." sagte sie, stand auf und half mir auch hoch, bevor wir dann nach oben gingen und ich noch ins Schlafzimmer legte. „Soll ich noch ein bisschen bleiben?" „Ne, musst du nicht...Ich will einfach nur noch schlafen..." „Okay. Dann Versuch jetzt erstmal nicht mehr so viel drüber nachzudenken, ja?"
„Ja..." Ich legte mich also hin und dann ließ mich Anna auch alleine. Dank des Alkohols schlief ich dann auch relativ schnell ein.

Am nächsten Morgen wachte ich dann erst ziemlich spät auf. Gegen 11 schaute ich auf mein Handy und seufzte. Ich musste direkt am Samu denken als ich meinen Sperrbildschirm mit uns beiden sah. Ob er nachhause gefahren war? Wahrscheinlich...Ich hatte jetzt schon Bammel vor dem kommenden Gespräch, aber das mussten wir definitiv führen. Hoffentlich war er nicht mehr so verletzt...
Total verkatert stand ich auf und zog mich erstmal wieder an, bevor ich in die Küche ging, wo Sami und Anna schon saßen und einen Kaffee tranken. „Guten Morgen..." „Na du. Setz dich." Genau das tat ich dann auch. „Tut mir leid wegen gestern Abend..." „Dir muss überhaupt nichts leid tun." „Tut es aber. Es war dein Geburtstag, Sami. Und wir haben die Stimmung mit unseren Problemen kaputt gemacht..." „Das musste halt mal raus. Sprecht heute mal vernünftig darüber. Da hat sich bei euch beiden viel angestaut." sagte Sami zu mir. „Stimmt wohl...Na dann mach ich mich wohl lieber mal auf den Weg..." „Mach das.
Rufst du mich dann an, Süße?" fragte mich Anna.
„Ja..." „Na komm, ich fahr dich." sagte Sami dann, bevor wir uns auf den Weg machten.

Kurze Zeit später waren wir dann auch schon zuhause angekommen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Alles wird gut, Finja."  Ich nickte nur, bevor wir uns voneinander verabschiedeten und ich reinging. Die Kids waren wohl noch nicht wieder da, dafür war es eindeutig zu leise. „Samu?" fragte ich etwas lauter, doch es kam keine Antwort. Ich ging also direkt runter in den Keller. Er war sicherlich im Studio. Und umso näher ich der Tür kam, desto mehr hörte ich auch schon die Gitarre. Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah ihn mit seinen Kopfhörern auf dem Kopf und der Gitarre im Arm.

„Somebody say when the fight is over,
My heart is all burned
And nothing can ease the pain.
I'm falling into something I'm scared
...
Please somebody help me..."

Es brach mir das Herz ihn so leiden zu sehen.
Ich tippte ihn an der Schulter an, woraufhin er zusammenzuckte und mich erschrocken anschaute. „Hey..." „Lass mich bitte alleine..."
„Nein...Wir müssen miteinander sprechen."
„Hast du doch die letzten Wochen auch nicht."
„Hör auf so zu mir zu sein. Ich wollte immer nur dein Bestes, Samu." Er antwortete mir jedoch nicht, setzte sich wieder seine Kopfhörer auf und spielte weiter, was mich total aufregte. Wie konnte ein Mensch bloß so zu stur sein? Ich setzte mich ganz provokant auf den Stuhl gegenüber von ihm und schaute ihn einfach an. Also ich hatte Geduld, wenn es sein musste.
Er versuchte mich eine ganze Weile zu ignorieren, dieses Spiel ging gute 20 Minuten, bis er dann doch einknickte und seine Kopfhörer wieder absetzte und die Gitarre weglegte.
„Worüber willst du sprechen? Dass ich nur eine Last für dich bin?" „Du Zicke...Samu, es tut mir leid, dass du's so erfahren hast...Ich weiß, dass ich dich damit verletzt habe..." „Hast du, ja.
Und dass du Alkohol getrunken hast, hat mich fast noch mehr verletzt." Es tut mir leid, Schatz. Wirklich. Lass uns bitte nochmal über alles sprechen. Lass es mich dir vernünftig erklären. Bitte." sagte ich und nahm dabei seine Hände in meine. „Dann erklär's mir." „Seit Wochen mache ich alles alleine...Den Haushalt, die Kinder...Klar, du unterstützt mich so gut es geht, aber du kannst momentan einfach nicht viel machen...Und das ist okay, aber es ist einfach viel...Ich kann nicht mehr. Und ich weiß auch, dass ich deine größte Stütze bin, aber du klammerst dich so sehr an mich...diese Nähe erdrückt mich einfach..Es ist alles too much. Außerdem hab ich mich selbst in letzter Zeit total vergessen. Ich hab nur noch dich gesehen und immer auf dich geachtet, aber mein eigenes Wohl total vernachlässigt. Das geht so nicht weiter..."
„Aber warum hast du nichts gesagt?" fragte er mich total entrüstet. „Weil ich wusste, dass du das so schlecht aufnehmen wirst...Außerdem wollte ich nunmal, dass es dir gut geht und wollte dir so viele Sorgen wie möglich ersparen...Ich dachte auch ich schaff das alles alleine. Aber es geht nicht." sagte ich zu ihm, wobei ich merkte, dass alles aus mir herausbrach und ich zu weinen begann. Ich wollte direkt aufstehen und gehen, aber Samu hielt mich am Arm fest und zog mich auf seinen Schoß.

Never Let Go Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt