Finja:
Als Samu wieder reinkam, war ich gerade am Tanzen mit den Mädels. Er setzte sich jedoch auf's Sofa und quatschte mit ein paar anderen Leuten, die alle ein Glas Alkohol in der Hand hielten. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit über, was Anna auch direkt bemerkte. „Schalt mal ab, Süße. Du bist nicht seine Babysitterin. Er ist okay." „Ja...Ich kann nicht anders. Warum setzt er sich denn direkt zu denen?" „Ich weiß es nicht.
Jetzt hör auf nur Samu im Blick zu haben, ja? Hab mal wieder Spaß, zumindest einen Abend lang." „Ja..." Ich versuchte mich also wirklich nur noch auf die Musik zu konzentrieren und versuchte so ausgelassen wie möglich zu tanzen.
Irgendwann spürte ich dann aber zwei Hände an meinen Hüften und sanfte Küsse an meinem Hals. Aber irgendwie erdrückte mich das gerade.
Es war momentan einfach zu viel. Ich wusste, dass ich seine größte Stütze war momentan und er mich brauchte, aber ich hatte gerade das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Für mich war die ganze Situation auch nicht einfach, auch wenn ich die ganze Zeit versuchte stark zu sein.
Aber das konnte ich mir ja auch nicht anmerken lassen. Nicht, dass ihn dass dann wieder noch tiefer reißen würde. „Baby...Lässt du mich mal kurz los?" „Ja?" kam es fragend aus seinem Mund, bevor er mich losließ. „Wir tanzen gerade." sagte ich zu ihm, woraufhin er mir nickte und wieder ging. Und direkt tat es mir leid ihn so abgewiesen zu haben. Lange konnte ich jedoch nicht drüber nachdenken, denn Anna und Laura lenkten mich direkt wieder ab.
Eine gute halbe Stunde später brauchte ich dann aber auch erstmal eine Pause. Ich schaute mich im Raum und sah Samu nicht, was erstmal Panik in mir auslöste. „Er ist draußen." hörte ich dann aber von Riku, der wohl wieder direkt bemerkt hatte, was in mir vorgegangen war. „Danke..."
Ich ging also raus auf die Terrasse, wo mein Mann, aber auch noch ein paar andere Leute standen und am Rauchen waren. „Na du." „Na..."
antwortete er mir eher abwesend. „Alles gut?"
„Ne." „Was ist los?" „Keine Ahnung, was ist los? Warum stößt du mich von dir weg?" „Schatz, ich war am Tanzen." „Und eine kurze Umarmung ist da nicht erlaubt?" „Doch...aber...Ich brauch auch einfach mal ein bisschen Freiraum." rutschte es mir dann einfach raus. „Nerv ich dich?" fragte er mich und wirkte dabei fast geschockt. „Nein...natürlich nicht. Aber für mich ist das gerade auch nicht leicht. Und du klammerst dich total an mich...Ich will dich ja auch unterstützen und für dich da sein, aber du erdrückst mich gerade so'n bisschen..." „Okay, wow." „Samu..." „Ne, ich hab schon verstanden." sagte er nur und ging. Na super...Warum hatte ich ihm das jetzt auch gesagt? Wir wollten zwar immer ehrlich zueinander sein, aber hier wäre eine Notlüge schon angebracht gewesen. Ich blieb noch ein bisschen draußen und ging dann auch wieder rein. Und dann griff ich einfach nach einer Alkoholmische. Für Samu wollte ich ja auch aufhören Alkohol zu trinken und gerade verzichtete ich ja sowieso darauf durch's Stillen, aber in dem Moment hatte mein Kopf wohl irgendwie ausgeschaltet. Ich trank das Glas in einem Zug runter und ging dann wieder auf die Tanzfläche zu meinen Mädels. Ich wollte jetzt wirklich einfach nur mal abschalten. Ich hatte einfach keine Kraft dazu Samu jetzt hinterherzulaufen und zu diskutieren. Wir tanzten uns die Seele aus dem Leib und hatten wirklich Spaß dabei. Ich schaffte es endlich mal meinen Kopf für eine kurze Zeit abzuschalten und das tat verdammt gut. Und auch der Alkohol floss immer mehr bei uns Mädels. „Ich hab euch so lieb!" rief ich in unsere Gruppe, woraufhin ich mich in einer Gruppenumarmung wiederfand.
„Was haltet ihr eigentlich von karaoke?" fragte Anna dann und natürlich hatte jeder von uns Bock. Und auch gut ein paar Männer waren dabei. Kurz bevor ich dran war, kam Riku dann jedoch auf mich zu und fasste mir an die Schulter. „Finja?" „Mhm?" „Wo ist Samu eigentlich? Ich hab ihn jetzt schon länger nicht mehr gesehen." „Woher soll ich das immer wissen? Ich bin nicht seine Babysitterin." antwortete ich ihm patzig und hielt mich an ihm fest, da ich doch ein wenig wacklig auf den Beinen war. „Ich dachte ja nur...Du bist ganz schön betrunken..." „Na und?" „Hattet ihr irgendwie Streit?" „Darf ich nicht einfach mal Spaß haben? Ist das echt zu viel verlangt? Darf ich mir nur noch Sorgen um Samu machen?"
„Natürlich nicht...Hey, wollen wir mal quatschen?" „Ne, gerade echt nicht, ich will einfach nur mal den Kopf frei bekommen, Rik."
„Okay..." sagte er und ließ mich dann auch in Ruhe. „Bist du ready?" hörte ich dann auch schon von Laura. „Aber sowas von!" Und schon begannen wir Wannabe von den Spice Girls anzustimmen.Gut eine Stunde später, als ich dann mal auf's Klo wollte, kippte die Stimmung dann jedoch rasant. Anna war mit mir gekommen, betrunken waren wir schon immer zusammen auf Klo gegangen. Die Tür vom Bad war zwar zu, aber man hörte ein deutliches Schluchzen und eine leise Stimme, die auf die andere Person einredete. Ich öffnete die Tür und sah Samu und Riku auf dem Boden hocken. Riku hatte Samu fest in seinen Armen und schaute direkt zu uns hoch. „Was ist los?" fragte ich kaum hörbar.
„Ich glaube es ist gerade besser, wenn du gehst. Nicht böse gemeint." sagte Riku zu mir. Das konnte ich jedoch nicht einfach so hinnehmen und hockte mich auch neben Samu. Doch als ich ihn an seiner Schulter berührte, schrie er mich nur an. „Fass mich nicht an! Ich bin doch eh nur eine Last für dich!" Etwas schockiert stand ich wieder auf und musste erstmal realisieren, was er da gerade zu mir gesagt hatte. Und das dauerte ein wenig bis das in meinem benebelten Hirn ankam. „Was redest du da?" „Du meinst doch ich erdrücke dich! Du warst ja so mit Feiern beschäftigt, dass du nicht mal merkst, dass ich nicht mal mehr im Raum bin. Und deine Alkoholfahne rieche ich bis hier, danke, dass du mir so in den Rücken fällst." Ich war so überfordert mit der Situation, dass ich gar nichts mehr sagen konnte und einfach nur raus aus dem Bad ging, schnellen Schrittes durch's Haus lief, bis hin auf die Terrasse und mich dort an der Wand auf den Boden rutschen ließ. Ich vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen und dann brach alles aus mir heraus.