Finja:
„Mama? Bist du traurig?" fragte mich Leevi als er und Mia ins Wohnzimmer kamen. „Nein, alles gut Großer." log ich. „Du siehst aber traurig aus. Und Papa ist immer noch nicht da...obwohl wir spielen wollten...und in den Wald..." „Ich weiß, aber das können wir ja auch ohne Papa machen hm?" „Nein, alle zusammen." „Vielleicht kommt er ja gleich wieder...Was habt ihr denn Schönes gespielt?"
„Lego. Wir haben unser Haus gebaut."
„Echt? Das ist ja cool. Kann ich mir das mal angucken?" „Ja, komm mit. Mia komm, wir zeigen Mama unser Haus." „Jaa." Wir gingen also in Leevi's Zimmer, wo sie mir ihr gebautes Lego Haus ganz stolz präsentierten. „Wow, das sieht ja toll aus! Das habt ihr ja super gemacht." sagte ich ganz euphorisch, als ich die Tür hörte. Eve. Hoffentlich hatte sie Samu gefunden. „Ist das Papa?" „Papa!" rief Mia, bevor die beiden auch schon losrannten.
Ich ging hinterher und sah ihn dann auch im Flur stehen. Die Kinder freuten sich natürlich und sprangen ihm gleich in die Arme.
Als er sie wieder runtergelassen hatte, ging sein Blick zu mir. Ich wich diesem aber gleich aus und ging mit Finn wieder ins Wohnzimmer.
„Ich lass euch dann mal alleine." hörte ich noch von Eve. Samu ging wohl erstmal mit unseren beiden ins Kinderzimmer. Dort blieb er auch eine ganze Weile, bis er dann ins Wohnzimmer kam. „Engel...Ich hab Scheiße gebaut..." sagte er ganz kleinlaut und setzte sich neben mich.
„Na sag bloß...Aber hey ich sag da auch nichts mehr zu, du brauchst mich ja eh nicht. Leg dich einfach hin und schlaf den Kater aus. Ich will dich heute auch gar nicht mehr sehen...waren tolle Weihnachten, echt..." „Finja...Können wir bitte reden..." „Nein. Denk erstmal über dein Verhalten nach. Wir reden, wenn du nüchtern bist. Dass du mit dieser Fahne überhaupt bei den Kindern warst...Du solltest dich schämen."
Er nickte nur und ging dann. Ich hörte, dass er die Treppen runter ins Studio ging. „Was ist bloß mit deinem Papa los..." seufzte ich und streichelte Finn über den Kopf.Mittags aßen wir dann alle zusammen Mittagessen und wir rissen uns für die Kinder auch zusammen. Nach dem Essen verschwand Samu aber wieder unten. Ich brachte Finn und Mia ins Bett und nahm Leevi dann mit ins Wohnzimmer. Wir guckten einen Kinderweihnachtsfilm und kuschelten ein bisschen. Zum Glück hatten wir die letzten beide Tage wenigstens so viel Zeit wie möglich als Familie verbracht. Trotzdem war es einfach blöd so wie es jetzt war. „Mama?" „Ja?"
„Können wir gleich in den Wald?" „In den Wald?" „Ja, wenn Mia und Finn wach sind. Dann können wir eine Schneeballschlacht machen und Schneeengel...Wie letztes Jahr."
„Soll ich Papa gleich mal fragen?" „Ja, bitte."
Zwar war dicke Luft zwischen uns, aber das mussten wir nicht an den Kinder auslassen. Da musste man eben auch mal über seinen Schatten springen. Wir guckten den Film noch zu Ende und dann ging ich runter in den Keller. Samu saß am Klavier und klimperte vor sich her, die Verbände hatte er sich abgemacht. Er war total in Gedanken und bekam gar nicht mit, dass ich reingekommen war.
Als ich ihn da so war, wurde ich direkt wieder schwach. Ich dachte an Eve's Worte. Er war nicht er...Er hatte ein Problem. Und egal wie sauer und enttäuscht ich war, ich musste für ihn da sein. „Baby..." sagte ich leise und umarmte ihn vorsichtig von hinten. Er spielte kurz weiter, hörte dann aber auf und seufzte.
„Finja, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich das schon hundert Mal gesagt habe, aber ich meine es ernst. Ich wollte die Jungs nicht enttäuschen und hatte mir wirklich vorgenommen nur ein Bier zu trinken. Aber du hast ja Recht, es war klar, dass das nicht funktionieren kann...Natürlich musste es wieder eskalieren...Und natürlich meinte ich es nicht so als ich gesagt habe, dass ich dich nicht brauche...Ich brauche dich mehr als alles andere...Bitte sei nicht mehr böse..."sagte er niedergeschlagen. „Du hast mir wieder den Fehltritt vorgeworfen Samu...Das machst du immer, wenn wir streiten...Wenn du das immer noch nicht verarbeitet hast, sag es mir bitte oder sag es, wenn wir bei der Therapie sind. Das ist sonst wirklich unfair. Wie soll eine Beziehung funktionieren, wenn man so ein Thema immer wieder rausholt? Das geht nicht...Entweder du hast mir verziehen oder..."
„Sprich es nicht aus. Natürlich hab ich dir verziehen...Das war einfach die Situation, ich war sauer..." „Trotzdem...Das ist ein scheiß Gefühl und wirft uns gefühlt jedes Mal wieder 3 Schritte zurück." „Ich weiß...und das tut mir leid...Finja bitte..." Ich setzte mich rittlings auf seinen Schoß und umarmte ihn ganz fest. Mein Kopf lag auf seiner Schulter, während ich sanft über seinen Rücken streichelte und leichte Küsse an seinem Hals verteilte. „Mach das bitte nie wieder...Und versprich mir, dass du dir Hilfe suchst." „Ich verspreche es dir." „Guck mir dabei in die Augen." sagte ich, was er dann auch tat. „Ich verspreche es dir." Ich fing an zu lächeln und verschloss dann unsere Lippen miteinander. „Ich liebe dich." „Ich liebe dich auch Schatz..." „Und ich mag nicht mit dir streiten..." murmelte er an meinen Hals.
„Ich auch nicht mit dir, aber manchmal ist das nun mal so. Und wir sprechen uns ja immer aus." „Ja..." „Wie geht's deinen Händen? Warum hast du den Verband abgemacht? Das sieht ja schlimm aus..." „Klavierspielen mit Verband ging nicht..." „Müssen wir nochmal zum Arzt damit? Dass du irgendwie noch eine Salbe oder so bekommst?" „Eigentlich schon..."
„Was heißt eigentlich? Mach das bitte." „Ja...ist ja okay..." „Gut...Leevi hat gefragt, ob wir noch unseren Weihnachts-Spaziergang machen."
„Auf jeden Fall. Ich nehm noch eine Tablette und dann kann's losgehen. Tut mir leid, dass ich diesen Tag jetzt so ruiniert habe." „Hast du nicht. Wir haben ja noch den ganzen Nachmittag und Abend." „Ja...Okay, dann los. Keine Zeit mehr verlieren." „Okay, aber wir verbinden noch deine Fäuste und dann ziehst du Handschuhe an." „Ay ay." „Ach und Samu?" kam es noch von mir als wir fast aus der Tür waren. „Hm?" „Das ist deine letzte Chance." „Wie meinst du?" „Wenn du nochmal so abstürzt...dann bin ich mit den Kindern weg. Das soll keine Drohung sein, sondern ein Ansporn. Wenn dir was an uns liegt, dann mach die Therapie wirklich. Lass es kein leeres Versprechen sein." „Das werde ich nicht." Ich nickte, bevor wir dann also beide wieder hoch gingen. Zuerst wachte dann Finn auf und kurz darauf auch Mia. Ich stillte Finn nochmal, während Samu Leevi und Mia für draußen fertig machte. Zwar war ich froh, dass wir uns wieder vertragen hatten, aber irgendwie war es immer noch komisch.
Man konnte es ja auch nicht einfach ausblenden was passiert war und wie wir uns angebrüllt hatten. Und vor allem schwebte mir im Kopf wie es jetzt weitergehen würde.Eine Weile später waren wir dann im Wald angekommen. Samu hatte Finn vorne in der Brusttasche, sodass er auch alles sehen und erleben konnte. Und Leevi und Mia liefen die meiste Zeit vor, spielten fangen oder entdeckten ganz interessante Sache aus dem Wald, die sie uns dann stolz präsentierten.
„Wann machen wir die Schneeballschlacht?" kam es dann irgendwann ganz aufgeregt von Leevi. „Das müsst ihr mit Mama machen, ich hab ja Finn hier." „Nein, du sollst mitmachen Papa." „Ich nehme Finn, dann könnt ihr das mit Papa machen, einverstanden?" „Okay!" rief Leevi, warf aber direkt jetzt schon einen Schneeball auf Samu, ganz knapp an Finn vorbei. „Leevi! Was haben wir gerade gesagt?"
kam es böse von meinem Mann, während Finn anfing lauthals zu schreien, weil er sich so erschrocken hatte. „Leevi ööse!" meckerte Mia ihren Bruder an. Während Samu mit unserem Kleinsten ein Stück zur Seite ging um ihn zu beruhigen, hockte ich mich zu Leevi. „Was sollte das gerade? Du hättest deinem Bruder den harten Schneeball fast gegen den Kopf geworfen. Ich habe dir doch gesagt, dass ihr mit Papa spielen könnt, wenn ich Finn zu mir genommen habe, nicht vorher." sagte ich mit eindringlicher Stimme zu ihm, während sich Mia in meinen Arm kuschelte. „Tut mir leid..."