67.Kapitel

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Nach gut 3 Stunden im Wald ging es dann zurück zur Kita. Wir alle gingen nochmal rein und setzten uns in einen Sitzkreis. Ich hatte meine Gitarre mitgenommen und spielte noch ein paar finnische Kinderlieder mit der Gruppe, woraufhin sie ganz begeistert waren.
Es war echt eine schöne Atmosphäre mit den ganzen Kids. Es gab doch nichts besseres auf der Welt als Kinder.

Etwas später als normal kamen wir dann wieder zuhause an, wo Leevi dann auch erstmal fröhlich von unserem Vormittag erzählte. „Aaaber wir haben keinen Elch gesehen, das ist blöd." sagte er zum Schluss, während Finja das Essen schonmal auf den Tisch stellte. „Aber dafür habt ihr doch ganz viele andere tolle Tiere gesehen mein Schatz."
sagte Finja und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ja, und vor Weihnachten können wir ja vielleicht auch nochmal in einen anderen Wald fahren. Ich informiere mich mal und dann sieht du schon noch deinen Elch, ja?" „Oh ja! Wirklich?" „Ja, versprochen." „Kann Jamie dann auch mit?" „Bestimmt kann er das. Das können wir dann ja seine Eltern fragen."
„Ja! Das wird cool! Uund wir müssen auch wieder einen eigenen Weihnachtsbaum fällen für Weihnachten." sagte er ganz begeistert.
„Auf jeden Fall." „Dieses Mal kann Mia bestimmt auch mithelfen oder? Jetzt ist sie ja kein Baby mehr." „Das schauen wir mal." lächelte ich. „Helfen!" kam es von Mia, die ihren Mund noch voll hatte und dadurch jetzt alles auf ihrem Pulli landete. „Oh Mia..." schmunzelte Finja und holte dann einen Lappen. „Mia, man spricht nicht mit vollem Mund. Das ist eklig." sagte Leevi hingegen in einem nicht so netten Ton. „Das kann man auch netter sagen Leevi. Außerdem muss Mia das noch alles lernen, das weißt du doch."
„Ja...Das ist aber doof. Sie soll schneller größer werden." „Das dauert eben alles ein bisschen."

Nach dem Essen brachte Finja unsere Kleine dann ins Bett, während ich mit Leevi in sein Zimmer zum Spielen ging. Irgendwann merkte ich dann aber, dass er ganz ruhig wurde, was mir ein wenig komisch vorkam. „Ist alles in Ordnung Großer?" „Papa...Kann ich dir was erzählen?" „Natürlich kannst du das."
„Ich glaube ich möchte nicht mehr, dass Emma meine Freundin ist." „Warum das denn nicht?"
„Weil ich jemand anderen mag. Also ich mag Emma auch ganz doll, aber ich hab jetzt jemanden anderen mehr lieb." „Wen hast du mehr lieb?" fragte ich ihn und zog ihn auf meinen Schoß. „Jamie. Aber Leon hat gesagt das ist eklig." „Das hat er gesagt?" „Ja..."
Ich war ein bisschen überrumpelt in diesem Moment. Ich meine er war erst 4, aber ich wollte seine Aussage trotzdem ernst nehmen.
„Das stimmt aber nicht Großer. Das ist nicht eklig, es ist ganz normal. Und deswegen ist es auch überhaupt nicht schlimm, hörst du? Da brauchst du dir keine Gedanken drum machen." „Aber ich kann ja nicht mit beiden zusammen sein." „Nein, da hast du Recht, das geht nicht." „Aber Emma ist bestimmt dann ganz traurig." „Ja, das kann sein. Aber da muss man durch. Du bist ja schon ein großer Junge."
„Ja...Hoffentlich möchte sie dann noch befreundet sein mit mir." „Das denke ich schon." „Gut." sagte er und kuschelte sich an mich. „Hab dich lieb Papa." „Ich hab dich auch lieb Leevi. Und das werde ich auch immer tun, ganz egal was ist." „Mama auch?" „Mama auch. Natürlich."

Am Abend als dann beide Kinder schlafen waren und Finja im Schlafzimmer mit ihrer Schwester skypte, guckte ich dann mal wieder Eishockey. Heute war ein wichtiges Spiel, bei dem ich eigentlich hätte live dabei sein wollen, aber ich hatte es dann letztendlich verpeilt, weil so viel andere Dinge los gewesen waren.
Also guckte ich es jetzt von zuhause aus. Normalerweise hätte ich jetzt wahrscheinlich ein kühles Bier in der Hand gehabt. Das gehörte einfach dazu. Aber wir hatten keinerlei Alkohol zuhause und ich wollte ja auch die Finger davon lassen. Auch wenn ich der Meinung war, dass ein/ zwei Bier jetzt nicht schlimm sein würden. Meiner Frau zur Liebe ließ ich es aber bleiben. Ein Cola und ein Chips taten's auch. Zwar war das Spiel wirklich spannend, aber meine Gedanken hingen bei Leevi fest. Ich wusste nicht was ich darüber denken sollte. Hatte ich das Richtige gesagt? Wie ernst konnte man dieses Thema jetzt schon nehmen? Ich wusste es wirklich nicht.
Es war nicht so, dass ich damit ein Problem haben würde, wenn er, wenn er älter sein würde mit einem Jungen nachhause kommen würde, aber was ich mich gerade fragte war eher, ob man das jetzt schon so sagen konnte. Wie gesagt, er war 4. Aber viele beispielsweise homosexuelle Menschen sagten ja, dass sie schon im Kindergarten wussten, dass sie auf das gleiche Geschlecht standen. Ich würde ihm da auf jeden Fall nichts ausreden. Aber ich wollte auch nicht, dass er Probleme bekam oder traurig war. Von diesem Leon aus seiner Gruppe hatte er sich ja schon so verunsichern lassen. Was machte man jetzt? Es einfach mal so weiterlaufen lassen? Wahrscheinlich schon. Kein große Ding draus machen.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass Finja reingekommen war und sich zu mir gesetzte hatte. Erst als ich Küsse an meinem Hals spürte, bemerkte ich sie. „Hey...Alles gut zuhause?" fragte ich sie. „Den Umständen entsprechend." antwortete sie mir aber nur und fuhr mit ihrer Hand erst über meinen Oberschenkel und dann hoch in meinem Schritt. „Nicht jetzt Engel...Du sollst eh ein bisschen ruhiger machen." Trotzdem versuchte sie mich weiterhin zu verführen. „Ich möchte das Spiel sehen..." sagte ich dann schon etwas genervter. Ich war einfach überhaupt nicht in Stimmung gerade. Da war das Spiel eher eine Ausrede. „Das kannst du doch immer noch gucken..." Als sie dann immer noch nicht aufhörte und ich ihre Hand schon an meinem kleinen Freund spürte, riss dann mein Geduldsfaden. „Lass es doch, wenn ich keinen Bock hab! Meine Fresse." schimpfte ich und nahm ihre Hand aus meiner Shorts. „Was ist denn los mit dir?" zickte sie mich ebenfalls an.
„Ich habe einfach mal keine Lust. Akzeptier das doch einfach. Siehst du mal wie das ist."
„Man Samu, was ist denn los? Warum bist du jetzt so blöd zu mir? Es tut mir leid." sagte sie und streichelte mir über meinen Arm. „Ach keine Ahnung...Es ging auch weniger um's Spiel und mehr um Leevi." „Warum? Was ist mit ihm?" fragte sie mich direkt ein wenig besorgt, woraufhin ich ihr dann vor der Sache erzählte.

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