107.Kapitel

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Ich stand direkt auf und guckte die Ärztin ungeduldig an. „Und?" „Es ist alles gut verlaufen Herr Haber. Ihr Sohn wird gerade in den Aufwachraum gebracht und wird gleich noch etwas benebelt sein, das liegt aber nur an der Narkose. Wir würden ihn aber trotzdem gerne noch 1,2 Tage zur Beobachtung hier behalten." Puh, ich war schonmal erleichtert, dass alles gut verlaufen war und es ihm gut ging. „Okay, kann ich dann auch hier bleiben bei ihm?" „Natürlich. Das würden wir sogar sehr befürworten." „Alles klar, kann ich zu ihm? Meine Frau kommt auch gleich."
„Ihre Frau und Sie können natürlich in den Aufwachraum, das ist überhaupt kein Problem. Wollen Sie denn noch warten?" Und in dem Moment bekam ich eine Nachricht, dass Finja unten in der Eingangshalle war. „Ich hole Sie schnell." Ich stieg schnell in den Aufzug und fuhr nach unten, wo Finja total aufgelöst mit Finn stand. Ich nahm sie direkt in den Arm und beruhigte sie. „Alles ist gut Engel. Ihm geht es gut und es ist alles nach Plan verlaufen. Wir können auch direkt zu ihm in den Aufwachraum, Okay? Machen wir das?" „Ja." nickte sie und wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht. Ich nahm ihr Finn im Maxi Cosi ab und griff mit meiner anderen Hand nach ihrer.

Kurz darauf führte uns die Ärztin dann auch schon in den Aufwachraum, wo Leevi lag.
Er war noch total weg und bekam gar nicht richtig mit, dass wir da waren. Wir setzten uns neben das Bett, wo Finja dann direkt nach seiner Hand griff und ihn leicht streichelte.
„Mama und Papa sind da mein Schatz. Alles ist gut." flüsterte sie. Er hustete nur leicht und schloss seine Augen wieder. Fast halbe Stunde verging, bis er dann langsam anfing mit uns zu reden. „Mein Hals tut weh..." „Das ist ganz normal, das kommt von der Narkose Großer. Du musst ganz viel trinken." sagte ich und gab ihm das Glas Wasser, was er vorsichtig nahm.
„Hab kein Bauch Aua mehr." „Das ist gut. Aber später tut das vielleicht nochmal weh, wenn die Schmerzmittel nachlassen. Aber jetzt wird alles wieder gut." „Ich will nachhause." „Das geht noch nicht. Du musst noch ein paar Tage hier bleiben, aber ich bleibe auch hier bei dir."
„Trotzdem doof." „Ja, ich weiß, aber das muss leider sein." „Okay..." „Bin ganz müde." „Dann schlaf. Wir sind hier." antwortete ihm Finja ruhig. „Und Finn auch." „Ja Finn auch."
„Und Mia?" „Mia ist bei Oma. Soll sie morgen mitkommen?" Er nickte, bevor er seine Augen schloss und sich an Finja's Hand kuschelte und dann auch relativ schnell einschlief.
„In einer Stunde musst du los Samu." „Ich kann hier doch jetzt nicht weg." „Ich bin doch hier. Der Termin ist wichtig für dich. Du kommst danach einfach dwieder. Geh bitte hin Baby." „Kann ich's nicht verschieben? Du musst das erste Mal mit...Ich schaff das sonst nicht." „Doch, du schaffst das, das weiß ich."
„Nein..." „Jetzt sei nicht so stur." „Ich will da einfach nicht hin." „Du weißt aber warum da hin musst." „Ja..." „Und du weißt, dass du das alleine nicht schaffst. Außerdem siehst du doch auch wie sehr sowas hilft. Unsere Paartheraphie hat doch auch super geholfen. Ohne die wären wir jetzt nicht wo wir sind."
„Ich weiß..." „Schatz, du schaffst das." „Muss ich ja..." „Wenn Leevi die OP so gut überstanden hat, dann überstehst du doch wohl diese Suchtberatung." „Da hast du wohl Recht...Entschuldigung..." „Du musst dich sicher nicht entschuldigen." lächelte sie und gab mir einen sanften Kuss. Danach gingen unsere Blicke wieder zu Leevi. „Er war so tapfer." murmelte ich. „Oh ja, das war er..."
antwortete sie mir und nahm meine Hand.
„Aber ich bin auch stolz auf uns Schatz. Wir haben so tolle Kinder und wir sind ein eingespieltes Team mittlerweile. Ich finde wirklich, dass wir das alles super hinbekommen, egal wie schwer es manchmal ist und was für Probleme für selbst haben. Für unsere Kinder sind wir immer da." „Ich bin auch stolz auf uns." lächelte ich und legte meine Lippen auf ihre." Dabei fing Finn dann aber an zu quengeln. „Na komm mal her mein Schatz." kam es von Finja, während sie ihn zu sich auf den Arm nahm. Unfassbar, dass er jetzt schon fast 6 Wochen alt war. Der Kleine wurde direkt ruhiger und guckte seine Mama ganz selig an, während er an ihrem Daumen nuckelte. „Ich liebe euch." lächelte ich, was sie direkt erwiderte. „Ich liebe euch auch."

Etwas später musste ich dann auch schon los. Ich war total nervös und meine Laune sank auch immer mehr. Erst jetzt die ganze Aufregung wegen Leevi und dann noch dieser Termin. „Ich mach mich dann auf den Weg, ja?" „Ja. Viel Erfolg mein Schatz. Ich denk an dich." „Danke..." Ich gab meinen dreien noch einen Kuss, bevor ich schweren Herzens losging. Naja wovor hatte ich eigentlich Angst? Es war ja noch nicht mal eine Therapie, erstmal nur eine Suchtberatung. Und das würde sicher Klarheit schaffen. Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich fuhr auch extra langsam dorthin, aber es brachte ja alles nichts. Letztendlich stand ich doch in diesem Gebäude und wartete darauf bis ich aufgerufen wurde. Und das passierte dann auch schneller als ich wollte. „Herr Haber? Schön Sie zu sehen. Kommen Sie doch rein."
Ich nickte nur und folgte ihr. Ich setzte mich auf das Sofa gegenüber von ihr und starrte erstmal auf meine Hände. „Das hier bleibt in diesem Raum oder?" „Natürlich." „Gut..."
„Also Herr Haber, Sie sind hier, weil sie selbst denken, dass Sie ein Alkoholproblem haben, richtig?" „Richtig." „Und würden Sie dieses als Sucht bezeichnen?" „Das...weiß ich nicht..."
„In Ordnung, dann würde ich versuchen dies gemeinsam mit Ihnen rauszufinden. Ich hätte erstmal ein paar Fragen an Sie, ist das okay?"
„Ja." „Sehr gut."

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