65.Kapitel

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Gegen Abend brachte Riku dann Leevi zurück.
Eigentlich hätte ich ihn abgeholt, aber sie wollten wohl noch zum Abendessen fahren und da lag unser Haus eh auf dem Weg. Als Riku Finja und die Abdrücke auf ihrem Shirt sah, musste er direkt lachen. „Will ich wissen, was ihr so getrieben habt?" „Nichts, wir sind ganz unschuldig wie immer." antwortete ich ihm.
„Jaja, wer's glaubt."

Kurz darauf saßen wir dann auch schon im Esszimmer zum Abendessen.Unser Großer erzählte uns natürlich erstmal wieder voller Begeisterung was er den Nachmittag über gemacht hatte. Er rede ohne Punkt und Komma, was uns immer wieder schmunzeln ließ. Er war einfach eine kleine Quasselstrippe.„Papa, morgen kommst du mit zum Kindergarten oder?" kam es von Leevi, woraufhin ich mit vollem Mund nickte.
Morgen machte seine Gruppe einen Ausflug in den Wald und es wurden noch 2 Elternteile gesucht, die zusätzlich zu den Erziehern mitkommen würde und dazu hatte ich mich bereiterklärt. „Was machen wir im Wald?"
„Das weiß ich noch gar nicht genau. Haben Helmi und Lena noch nichts erzählt?"
„Doch...Aber ich hab nicht richtig zugehört."
„Das ist ja auch doof. Man muss ja zuhören, wenn jemand mit einem redet. Das möchtest du ja auch, wenn du etwas erzählst. Oder?"
„Ja..." „Also?" „Also höre ich nächstes mal besser zu." „Genau." lächelte ich, während mein Blick zu Mia ging, die zufrieden ihre Gurkenscheiben aß. „Sehen wir denn auch viele Tiere da?" „Vielleicht haben wir Glück und sehen Eichhörnchen oder Igel und sicher ganz viele Insekten." „Und Elche?" „Vielleicht auch Elche, dann müssen wir aber ganz ruhig sein, damit wir sie nicht verschrecken. Schließlich wohnen sie da und wir sind nur Besucher. Dann muss man Rücksicht nehmen."
„Ja, aber wir können den Elch dann trotzdem streicheln?" „Das muss man dann gucken."
„Vielleicht hat der auch Angst vor uns." „Das kann natürlich auch sein. Und was machen wir dann?" „In Ruhe lassen?" Ich nickte lächelnd, was auch ihn freute. „Macht ihr dann auch Fotos für Mia und mich?" „Na klar."

Nach dem Abendessen ging Finja dann schonmal mit Mia in ihr Zimmer, damit sie zur Ruhe kam. Ich setzte mich noch mit Leevi ins Wohnzimmer und machte ihm seine Lieblingsserie an. Aber irgendwie schlug die Stimmung total um. Eigentlich lachte er sich immer schlapp beim Gucken, aber jetzt wurde er auf einmal ganz ruhig. „Ist alles in Ordnung Großer?" „Wird Opa wieder gesund?" fragte er mich dann und kuschelte sich an meine Brust.
„Momentan weiß das leider noch keiner. Aber er hat schon Fortschritte gemacht." „Aber Opa kann nicht mehr reden...Und vielleicht muss er immer in dem Rollstuhl bleiben oder?"
„Ja, das kann sein. Aber er hat euch doch immer noch ganz doll lieb, auch wenn er euch das gerade nicht so sagen kann. Du musst ganz genau auf seine Gestik und Mimik gucken, wenn du ihm etwas erzählst. Das ist schwierig, das weiß ich, aber vielleicht geht's ihm ja auch schon wieder ein bisschen besser, wenn er an Weihnachten kommt, hm? Nicht traurig sein."
Sagte ich zu ihm und streichelte ihm dabei durch's Haar. Leevi machte sich immer ganz viele Gedanken, wenn irgendwas war. Auch bei Finja's Narben am Arm hatte er lange keine Ruhe gegeben und auch wenn wir mal stritten wollte er immer ganz genau wissen was los war. „Opa hat bestimmt auch Angst."
„Aber Tante Lisa und Oma sind ja noch bei ihm und unterstützen ihn ganz viel. Mach dir nicht so große Sorgen, ja?" „Ja...Ich möchte nur, dass Opa wieder gesund wird." „Das wollen wir alle. Wir drücken ganz dolle die Daumen." Er nickte nur noch und kuschelte sich dann wieder an mich. Nach kurzer Zeit war er dann auch eingeschlafen und Finja kam auch zurück.
„Schläft er?" flüsterte sie und setzte sich vorsichtig neben uns. „Ja. Ich bringe ihn mal ins Bett." Ganz vorsichtig nahm ich ihn auf den Arm und schaffte es auch tatsächlich ihn ins Bett zu bringen ohne, dass er wieder wach wurde. Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, war Finja am Handy und sah auch nicht gerade glücklich aus. „Mit wem schreibst du?" „Lisa."
„Ist alles gut?" „Gar nichts ist gut Samu..."
„Dein Papa ist in guten Händen Engel."
„Das weiß ich, aber trotzdem fühlt es sich so an als würde ich ihn im Stich lassen."
„Das verstehe ich und das soll sich jetzt nicht blöd anhören, aber das Leben muss weitergehen..." „Warum bist du so?" „Das war doch nicht böse gemeint Finja...Aber du kannst doch auch nicht viel mehr machen, wenn du bei ihm wärst. Und wir haben hier unser Leben, was weitergehen muss." „War ja klar, dass du sowas jetzt sagst. Du hattest ja von Anfang an keine Lust überhaupt nach Berlin zu kommen." „Das ist jetzt unfair. Es war einfach sehr stressig für mich Engel. Aber wäre mir die Sache so egal gewesen, wäre ich wohl kaum direkt zu dir geflogen als du da warst, wenn wir in der Endphase der Albumproduktion waren. Ich war die ganze letzte Zeit für dich da und habe versucht dich so gut wie's geht zu unterstützen." sagte ich zu ihr und setzte mich neben sie. Sie legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab und seufzte. „Tut mir leid...
Das zieht mich einfach alles nur so runter... Dass man einfach nichts tun kann...Man kommt sich so hilflos vor." „Es ist einfach eine beschissene Situation..." murmelte ich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. Ich schloss gerade die Augen, da vibrierte mein Handy.
Mikko. Ich riss meine Augen auf als ich den kompletten Tourplan auf meinem Handy sah.
Fuck yes! Man sah mir wohl auch direkt die Euphorie an. „Was ist?" „Guck dir das an, alle Termine stehen." „Wie hat Mikko das denn so schnell hinbekommen?" „Keine Ahnung, er ist einfach krass. Das ist der Hammer!" „Definitiv die beste Entscheidung ihn wieder einzustellen. Lass mich mal sehen. 1.April bis zum 2. Mai. Und die sind jetzt auch wirklich alle fest?" „Ich denke ja, aber ich frag nochmal nach." Kurz darauf hatte ich dann auch schon die Antwort. „Ist alles fest. Er meint wir können die Termine auch schon bekannt geben, der Verkauf kann Anfang Dezember beginnen. Das ist doch der Wahnsinn...Er hat gesagt er bekommt das bis Ende des Jahres hin, aber anscheinend hat das doch alles besser geklappt als gedacht." strahlte ich, woraufhin mich Finja fest in ihre Arme zog. „Ich bin so stolz auf dich. Das wird ganz toll, das weiß ich."
Ich strahlte sie nur an, bevor sich unsere Lippen zu einem sanften Kuss trafen.

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