Ich konnte gar nicht glauben, was ich da gerade gesehen hatte. Eine fette Weinflasche neben Samu und ein gefülltes Glas? Unfassbar.
Meine Angst war also doch begründet gewesen, obwohl mir alle gesagt hatten, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. So eine Scheiße. Ich hatte natürlich direkt versucht ihn anzurufen, immer und immer wieder, aber er rief mich erst 2 Stunden später an. Ich war so unfassbar sauer und enttäuscht, vor allem auch, weil er mir gestern so frech ins Gesicht gelogen hatte. Klar, nach dem Gespräch jetzt, war ich deutlich weniger wütend auf ihn, aber Sorgen machte ich mir trotzdem noch total. Ja, er hatte sich jetzt nicht komplett volllaufen lassen, obwohl er angefangen hatte zu trinken, aber schon alleine die Flasche im Hotelzimmer reichte. Ich dachte einfach er wäre jetzt auf einem guten Weg und dann sowas. Dieser bescheuerte Fernsehsender...
Ich musste jetzt unbedingt mit jemandem reden, weswegen ich Anna anrief. Glücklicherweise hatte sie Zeit für mich und kam auch direkt vorbei. „Hey Süße...Och Mensch, lass dich drücken." sagte sie als ich ihr die Tür aufmachte und umarmte mich so gut es, mit Finn auf dem Arm, ging. Wir setzten uns ins Wohnzimmer, wo Mia gerade vor dem Kamin spielte. „Hallo Mia." „Na!" „Genau Maus, Anna ist da." Sie begrüßte Anna kurz und spielte dann weiter. „So und jetzt erzähl mir nochmal genau, was los war." Ich erzählte ihr also was passiert war, aber auch von unserem Telefonat vorhin. „Aber jetzt mal ganz ehrlich Süße, ich verstehe schon, dass es Samu unangenehm war da nein zu sagen, wenn die extra so einen teuren Wein, nur für ihn, gekauft haben. Natürlich ist das total blöd gelaufen, aber er hat sich nicht total abgeschossen danach. Und ich finde, da hat er schon recht, das ist zumindest ein kleiner Fortschritt. Auch wenn es natürlich schöner gewesen wäre, wenn er gar nicht erst im Hotel weitergetrunken hätte." sagte sie zu mir. „Ja...
Naja...ach keine Ahnung. Vielleicht bin ich auch gar nicht deswegen so sauer, sondern weil er mich angelogen hat. Er hat angetrunken mit mir telefoniert, aber so getan als wäre nichts. Wie oft hat er mir jetzt schon versprochen, ehrlich zu mir zu sein? Und was passiert? Nichts. Das ist scheiße. Ich bin seine Frau und er weiß doch, dass ich immer für ihn da bin und hinter ihm stehe." „Vielleicht hat er sich dafür geschämt." „Ja..." „Sei nicht zu streng mit ihm. Ich glaube er bemüht sich wirklich. Du weißt doch am besten wie viel Überwindung es ihn gekostet hat zu dieser Selbsthilfegruppe zu gehen. Schon alleine das war ein riesiger Schritt." „Ich weiß...Meinst du ich soll ihn nochmal anrufen später?" „Auf jeden Fall. Am besten heute Abend, wenn die Kids im Bett sind und ihr Ruhe habt." „Okay. Ich will mich ja auch nicht mit ihm streiten. Ich weiß ja auch, dass er mich braucht, aber ich war einfach so enttäuscht von ihm in dem Moment." „Das glaube ich dir, das wäre ich auch gewesen. Das ist ja auch alles nicht leicht, aber ihr müsst zusammenhalten damit er wieder auf den richtigen Pfad kommt." „Ja natürlich, aber dann muss er nunmal auch mitziehen und mit mir reden." „Ja dann sag ihm das nochmal ganz ruhig." „Ja...Ach man ich laber dich immer voll mit unseren Problemen..." „Ich bin ja auch deine beste Freundin." „Ja, aber ihr habt ja selbst auch eigene Probleme mit eurem Kinderwunsch."
„Ja, aber damit habe ich dich auch schon oft vollgeheult. Es ist alles gut Süße. Ich will dich nur nicht so traurig sehen, Kopf hoch, hm?"
Ich nickte nur und umarmte sie dann.
„Mama, da!" „Was ist da Mäuschen?" „Voge!"
„Ja, da draußen ist ein Vogel auf unserer Terrasse. Das hast du ja toll beobachtet." lächelte ich, worüber sie sich total freute.Der restliche Tag rannte dann. Anna hatte noch Mittag bei uns gegessen und war dann wieder nachhause gefahren. Mit den Kids war ich noch auf dem Spielplatz gewesen und hatte auf dem Weg Samu's Eltern noch einen kurzen Besuch abgestattet. Da wir nach unserem großen Spaziergang dann wieder total durchgefroren waren, machten wir es uns danach im Wohnzimmer alle zusammen gemütlich, bis es dann Schlafenszeit für die 3 war. Das Einschlafen funktionierte auch eher schlecht, wenn Samu fehlte, aber es ging. Sie waren es eben gewohnt, dass wir sie beide zu Bett brachten, weil Samu eben auch so lange keine Termine gehabt hatte. Als das geschafft war, sprang ich noch schnell unter die Dusche und setzte mich dann wieder ins Wohnzimmer.
Ich war kurz am Überlegen, nahm dann aber mein Handy und rief meinen Mann an. Er ging auch sofort ran. Er saß oberkörperfrei auf dem Bett, was mich erstmal ein wenig ablenkte.
„Na du." „Hi...Schön, dass du anrufst..." sagte er gleich. „Es tut mir leid wie blöd ich heute Morgen reagiert habe Schatz, aber ich war total enttäuscht. Ich weiß, dass du mich brauchst und wir das nur zusammen schaffen können, aber da musst du auch mit mir an einem Strang ziehen. Und damit meine ich, dass du ehrlich zu mir sein musst. Und das will ich dir nicht immer wieder sagen müssen. Das muss von dir aus kommen." „Ich weiß. Mir tut es auch leid...sehr sogar. Ich weiß, dass das falsch von mir war. Es war mir unangenehm, obwohl ich ja auch weiß, dass du mich niemals verurteilen würdest. Ich will dir nicht wieder irgendwas versprechen...aber ich werde ehrlich zu dir sein. Ich will nicht mehr mit dir streiten...Das war eine saublöde Aktion von mir." „Ja, das war es, aber ich will auch nicht mehr mit dir streiten und ich sehe es dir ja an, dass es dir leid tut...Es ist okay. Aber ich hoffe wirklich, dass es dieses Mal das letzte Mal war, dass du mich angelogen hast. Ich bin nicht sauer, wenn deine Willenskraft mal nicht reicht und der Alkohol dann doch gewinnt...Sowas passiert auf diesem Weg. Rückschläge sind ganz normal, aber bitte sei immer ehrlich zu mir." „Ja, werde ich sein."Wir sprachen noch eine Weile, bis ich dann auflegte. Danach rief ich jedoch nicht bei Mikko an. Mit dem hatte ich auch noch was zu klären. „Finja?" kam es mir ein wenig überrascht entgegen. „Ja, hi. Hast du kurz Zeit?" „Klar, worum geht's?" „Um Samu...Warst du gestern bei dem Interview dabei?" „Ja..." „Warum hast du ihn aus den Augen gelassen nachdem er was getrunken hat?" „Er wollte allein sein...Und schlafen. Hat er das nicht getan?" „Nein...Er hat noch eine Flasche Wein in seinem Zimmer geköpft...
Kannst du mir eins versprechen? Kannst du, wenn ihr unterwegs sein, ein bisschen mit drauf achten? Auch wenn ihr mal nur zu zweit unterwegs seid...Bitte hab ein Auge auf ihn." Ich wusste, dass Riku jetzt bei ihm war, aber Mikko hatte es doch mitbekommen, dass Samu Alkohol getrunken hatte in dem Restaurant, da hätte er reagieren können. „Ja, auf jeden Fall. Entschuldigung, ich dachte er wollte wirklich schlafen, ein bisschen naiv..." „Ja, alles gut. Nur für die Zukunft..." „Ja, versprochen. Ich werde drauf achten." „Super, danke dir..."