Am nächsten Morgen ging es dann für mich direkt ins Krankenhaus. Anna blieb in der Zeit wieder bei den Kids, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich wollte sie nämlich noch nicht mit ins Krankenhaus nehmen, da ich erwartete, dass es Samu noch immer sehr schlecht gehen würde. Samu's Eltern wollten ihn heute Nachmittag besuchen und Riku und ich heute Vormittag.
Er holte mich von zuhause ab und auf der Autofahrt erzählte ich ihm dann alles nochmal ganz genau. Er war genauso schockiert und fassungslos. „Ich glaub das echt nicht...Erst geht es wieder so bergauf, dann auf einmal diese Panikattacken und jetzt wieder der Alkohol..."
„Er kommt nicht mit dem Druck klar, den er sich selbst macht...Er hat unglaublich viele Selbstzweifel momentan, das ist ganz schwierig.
Und gestern hatte er ja das Treffen mit Mikko...
Keine Ahnung was sie da besprochen haben. Auf jeden Fall ging es ja um die Tour. Wahrscheinlich war ihm das alles wieder zu viel...Ich hab noch nicht mit Mikko gesprochen, werde ich später aber sicher noch tun. Ganz ehrlich...unter diesen Umständen lass ich ihn nicht auf Tour gehen...das geht gar nicht." sagte ich, woraufhin Riku direkt nickte. „Ne, das geht auch nicht. Und Gesundheit geht vor. Immer. War er denn nicht mehr bei den Theraphiestunden?" „Doch. Also halt bis zu den Panikattacken. Dafür hat er sich dann so geschämt, dass er da nicht mehr hin konnte. Wir wollten jetzt zusammen hingehen, damit ich ihm ein wenig halt geben kann, aber jetzt kommt sowas...Du glaubst nicht was ich für eine Angst hatte gestern...Das war mit Abstand der schlimmste Moment in meinem Leben. Ich habe ihm halbwegs beim Ersticken zuschauen müssen...Und die Kids sind auch total aufgewühlt." „Ja, das glaube ich...Ich mag's mir gar nicht vorstellen...Wir können nur froh sein, dass ihr noch im richtigen Moment nachhause gekommen seid und es ihm jetzt den Umständen entsprechend gut geht." sagte er zu mir und legte dabei seine Hand auf mein Bein. „Ja, das stimmt...Mal schauen wie er gleich drauf ist..."
„Ich bin auch mal gespannt."Kurz darauf waren wir dann auch angekommen.
Ich klopfte vorsichtig an der Tür seines Zimmers und hörte dann auch ein leises „Ja?" Wir gingen also rein und direkt schossen mir wieder Tränen in die Augen als ich ihn da so liegen sah. „Hey..."
Er lächelte nur, bevor wir uns zu ihm setzten. „Nimm du ruhig den Stuhl. Ich setzte mich zu Samu auf's Bett." sagte ich zu Riku und so machten wir es dann auch. „Schatz...Wie geht's dir?" „Geht so...Es tut mir leid." „Hör auf damit. Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen."
„Doch..." „Nein." „Ich wäre fast draufgegangen...
Dann hätte ich unsere Kinder nicht mehr aufwachsen sehen können...Ich hätte dich im Stich gelassen...Wir hätten nicht mehr Zusammen alt werden können..." murmelte er und fing dabei an zu weinen. „Pscht...Das ist aber zum Glück nicht passiert, Samu. Du bist hier, es ist alles nochmal gut gegangen. Und ich bin unglaublich dankbar dafür. Das ist erstmal das Wichtigste. Wir bekommen das alles wieder hin, glaub mir. Mach dir bitte keine Vorwürfe. Du kannst nichts dafür, dass es deiner Psyche momentan so schlecht geht." sagte ich ruhig zu ihm und streichelte ihm dabei sanft über die Wange. „Warum bist du bloß so toll..." nuschelte er an meine Hand und küsste diese. „Ich bin deine Frau, ich werde immer für dich da sein. In guten, wie in schlechten Zeiten, das haben wir uns versprochen Baby." Er nickte nur, bevor sein Blick dann zu Riku ging. „Wir sind zwar nicht verheiratet, aber ich bin auch immer für dich da, das weißt du hoffentlich." „Ja...du hast mich schon viel zu oft aus der Scheiße geholt..."
„Magst du uns erzählen, was gestern los war?" fragte ich ihn dann. „Das Gespräch mit Mikko...über die Tour...Ich hab auf einmal wieder so Panik bekommen...Die Panikattacke kam mitten im Gespräch...Mikko war total besorgt und danach wollte ich dann auch erstmal nachhause. Ich konnte mir das nicht weiter anhören. Naja und dann hab ich zum Alkohol gegriffen..." erzählte er uns beschämt. „Und was hat die Panik ausgelöst?" „Der Gedanke einfach an die Tour...Der Druck...So viele Menschen haben diese rieisgen Erwartungen an uns und an die Konzerte. Alles muss perfekt sein...Die Angst zu versagen...nicht gut genug zu sein...und die Leute zu enttäuschen. Alles irgendwie..." Während er das sagte, griff ich nach seiner Hand und wusste sofort was ich darauf antworten musste. „Die Tour muss abgesagt werden, Samu. Das geht nicht. Nicht so." „Da hat Finja vollkommen Recht. Alle werden Verständnis dafür haben. Keiner wird dir böse sein." „Nein, das geht nicht. Was ist mit unseren Fans? Die freuen sich da monatelang drauf und jetzt sagen wir's einfach ab? Nein, auf keinen Fall. Wir können sie nicht hängen lassen...nicht weil ich diese bescheuerten Zweifel habe." „Das kannst du nicht ernst meinen. Dir geht es beschissen, Samu. Du erzählst uns gerade was für Ängste in deinem Kopf herrschen, wenn du nur an diese Tour denkst und trotzdem willst du sie machen? Das wird in einer Katastrophe enden. Danach kannst du direkt eingwiesen werden. Glaub mir, es bringt doch niemandem etwas, wenn du dich da durchquälst, das werden die Leute merken. In deinem Zustand bist du doch gar nicht fähig auf die Bühne zu gehen." sagte ich ernst zu ihm und hoffte, dass er das selbst auch einsehen würde.
„Doch..." Aber das tat er nicht. „Samu, niemand von uns, nicht Mikko, nicht Raúl, nicht Sami, nicht Osmo und auch ich werde es nicht zulassen diese Tour anzutreten, wenn es dir nicht wieder gut geht. Da kannst du so viel diskutieren, wie du willst. Das wird einfach nicht passieren, solange es dir so schlecht geht." unterstütze mich Riku dann, worüber ich sehr froh war. „Lass ein paar Monate vergehen, in denen du zur Therapie gehst und gesund werden kannst...ganz in Ruhe. Und dann...aber auch wirklich erst dann, kann die Tour losgehen. In 1 1/2 Monaten, das ist zu früh..." Ja..."