41.Kapitel

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Ich musste hier raus. Ich hielt es hier nicht eine Minute  länger aus. Ich nahm mir also ein Taxi und fuhr rein ins Zentrum. Ich holte mir einen Jack Daniels aus dem nächsten Supermarkt und setzte mich damit in einen ruhigeren Teil des Parks. Mussten ja nicht unbedingt so viele mitbekommen. Es musste jetzt einfach sein. Ein bisschen den Kopf ausschalten und runter kommen. Das brauchte ich jetzt. Warum war Finja auch so stur? Ich brauchte sie doch...Ich verstand wirklich, dass sie sauer war, aber nicht darüber zu reden war ganz sicher die schlechteste Lösung. Meine Lösung meinen Frust jetzt wegzusaufen war auch nicht gerade die Beste, das war mir klar. Aber das war mir jetzt auch egal. Und warum war Stella so eine falsche Schlange? Wir brauchten ein Management...unbedingt. Aber anscheinend war uns nicht mal das gegönnt. Keine Ahnung was ich jetzt tun sollte. Ich kam mir auch total doof vor, dass anscheinend jeder vor mir gecheckt hat, dass sie die Falsche für den Job war...
Der erste Schluck schmeckte widerlich, schnell wurde es aber besser. Da das Zeug recht hochprozentig war, dauerte es nicht lange bis ich die Wirkung deutlich zu spüren bekam. Anfangs versuchte ich die Flasche noch zu verstecken, wenn Leute an mir vorbeiliefen, aber ab einem bestimmten Punkt war mir das auch egal. Irgendwann wurde es mir auch zu unbequem auf der Bank, sodass ich mich auf den Rasen legte. Ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf und guckte einfach nur in den Himmel. „Geht's Ihnen gut?" hörte ich dann auf einmal von jemanden. Ich guckte hoch und war erstmal total verwirrt. „Äh ja?"
„Sicher?" „Ja, lassen Sie mich bitte in Ruhe..."
„Sie sehen aber gar nicht gut aus." „Und das geht Sie was an?" fragte ich den Kerl gereizt.
„An sich nichts, aber wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, packen Sie die Flasche zur Seite und gehen Sie nachhause." „Toller Tipp."
sagte ich nur und trank noch einen extra großen Schluck. „Verpissen Sie sich doch jetzt."
Der Mann schüttelte nur den Kopf, ging dann aber auch. Na endlich. Ich musste wieder an den Streit mit Finja denken...an Stella...Ich fühlte mich so verdammt hilflos...Einfach wie der letzte Vollidiot. Ich trank immer mehr und war irgendwann total betrunken. Ich versuchte mich mit aller Kraft aufzusetzen und holte mein Handy raus. Es war schon stockdunkel, weshalb ich ganz froh war, dass genau hier eine Straßenlaterne stand. Ich wollte jetzt mit Finja reden...Ich schaffte es gerade noch so auf ihre Nummer zu klicken und hoffte, dass sie einfach rangehen würde. Es tutete eine Weile und ich wollte fast schon wieder auflegen, da nahm sie ab. „Finjaaa..." Sie guckte mich direkt besorgt an und fuhr sich dabei durch die Haare. „Samu, wo bist du? Ich seh dich kaum."
„Im Park..." „Alleine?" „Ne, mit der hier." sagte ich und hielt die Flasche ins Bild. „Das kann nicht dein Ernst sein...Bist du weit weg vom Hotel?" „Weiß nicht..." „Fahr bitte zurück ins Hotel, kannst du laufen?" „Bestimmt..."
„Steh mal auf." Genau das tat ich auch, zwar sehr wackelig, aber es ging. Ich nahm noch einen Schluck und torkelte dann los. „Samu! Hör auf zu trinken. Kannst du Victor anrufen oder Stella? Ich mache mir Sorgen, wenn du jetzt alleine bist." „Du bissoch da. Und Stella is weg." „Wie sie ist weg?" „Sie is ne Bitch. Weissu was? Sie wollte mich nur ins Bett be..bekommen. Ich hab gsagt sie soll sich vapissn. Und jetzt isse weg." Finja seufzte und guckte mich etwas ratlos an. „Wir reden drüber, wenn du nüchtern bist. Bitte ruf jetzt jemanden an und lauf nicht alleine durch Stockholm." „Bissu noch sauer auf mich? Ich lieebe dich doch...Versei mir doch bidde...Alles scheiße hier...Ich vermiss dich..." „Ich will da jetzt mit dir gar nicht darüber reden in deinem Zustand. Ich möchte einfach nur, dass du jetzt sicher zum Hotel kommst. Ruf dir bitte ein Taxi und ruf mich dann direkt wieder an, ja?"
„Ja..." Welche Nummer war das denn jetzt?
„Sorry? Können Sie mir ein Taxi bestellen?" fragte ich also jemanden der an mir vorbeilief.
Alles drehte sich und mir fiel es wirklich schwer mich auf den Beinen zu halten. „Natürlich." Netterweise bestellte der Fremde dann auch ein Taxi, worüber ich ziemlich froh war. „Soll ich hier mit Ihnen warten?" „Geht schon..." „Okay. Passen Sie auf sich auf."
Ich nickte nur und setzte mich dann auf den Boden. Es dauerte eine gute viertel Stunde bis es dann da war und ich einsteigen konnte.
„Zum Hotel bidde..." „Na Sie sind ja witzig. In welches Hotel soll's denn gehen?" „Äh ins Ra..irgendwas mit blu..." „Ins Radisson Blu?"
„Ja, genau." „Alles klar. Und nicht kotzen."
Ich nickte und musste mich echt konzertieren. Mir war so schlecht...Und dann fiel mir wieder ein, dass ich ja Finja hatte wieder anrufen sollen. Scheiße. Ich guckte auf mein Handy und sah, dass sie schon ein paar mal angerufen hatte und rief sie direkt zurück. „Na endlich. Ich dachte schon es wäre etwas passiert. Man Samu..." „Tut mir leid...Habs vagessen..."
„Ist okay. Du fährst jetzt zurück?" „Ja." „Gut.
Wie geht's dir?" „Mirs übel. Und schwinnelig..." „Du wolltest nicht mehr trinken..." „Aber alles isso scheiße grad...Und ich konne nicht mit dir reden...Ich möche nachhause..." „Dann komm nachhause. Schlaf aus und buch dir morgen früh ein Ticket. Wenn du das ohne Stella hinbekommst."
„Finja..." „Entschuldigung."

Die ganze Fahrt über und auch bis ich im Zimmer war, blieben wir bei Facetime in Kontakt und darüber war ich auch ganz froh.
„Du gehst jetzt bitte nicht mehr raus, sondern legst dich schlafen okay?" „Okay..." „Rufst du mich dann morgen nochmal an?" „Ja."
„Gut...Dann schlaf dich aus..." „Bisssu sehr sauer?" „Schon, ja. Aber gerade mache ich mir mehr Sorgen um dich." „Mussu nicht..." „Doch muss ich, wenn du dich schon wieder total abschießt. Aber das hat jetzt ja eh keinen Sinn.
Ich leg jetzt auf und du machst die Augen zu, versprochen?" „Sprochen." Und dann legte sie wirklich auf. Ich packte mein Handy zur Seite, wobei es noch runter fiel, aber das war jetzt auch egal. Ich wollte einfach nur noch schlafen.

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