Auch am restlichen Tag passierte nicht mehr ganz so viel. Finja und ich hatten uns abgewechselt, sie hatte sich um Leevi gekümmert und ich hatte Mia beschäftigt.
Leevi ging es den ganzen Tag über überhaupt nicht gut, Magen-Darm war aber auch einfach richtig ätzend. Nur konnte man da leider auch nicht viel gegen tun. Zusätzlich hatte ich auch noch die ganze Zeit das Gespräch heute Abend im Kopf. Wie würde es werden nach den Monaten wieder auf Mikko zu treffen? Würde es mich doch wieder aus der Bahn werfen? Würde ich ruhig bleiben können? Würde ich es wirklich ausblenden können was passiert war?
Ich hatte echt Bammel davor, auch wenn ich es mir nicht anmerken lassen wollte. Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass mir Mia den Ball schon wieder zugerollt hatte und schon mit mir meckerte, weil ich ihn nicht zurückschoss. „Entschuldigung Maus. Wollen wir mal nach Leevi gucken gehen?"
Ich wollte eigentlich nur zu Finja und nochmal mit ihr reden. Meine Nervosität wurde nämlich immer schlimmer. Als wir reinkamen, hielt sie direkt ihren Finger vor die Lippen. Leevi war wohl gerade eingeschlafen. „Kannst du rauskommen?" flüsterte ich, woraufhin sie auch nickte und mit auf die Terrasse kam.
„Er schläft gerade, ich wollte ihn jetzt nicht aufwecken." „Ja, alles gut. Ich wollte nur mit dir reden..." „Weshalb?" „Na wegen nachher...
Ich hab ein bisschen Bammel..." „Das glaube ich dir. Aber wenn ihr ganz sachlich miteinander redet und das wirklich nur über den Job, dann wird das schon klappen. Da bin ich mir sicher. Wenn es dir hilft kann ich auch dabei sein...solange das mit Leevi geht."
„Das ist lieb, aber ich glaube das sollten wir alleine klären..." „Wovor genau hast du Angst Samu?" „Davor, dass doch wieder alles hochkommt, trotz Therapie...Oder wenn das heute zwar klappt, aber wenn wir wieder mehr Zeit zusammen verbringen, dass das Thema doch irgendwann wieder aufkommt...Ich weiß, dass das die beste Lösung ist mit ihm, aber es macht mir einfach Angst, weil ich nicht will, dass dann wieder irgendwas zwischen uns beiden kaputt geht...Und...ich will auch nicht wieder zum Alkohol greifen..." „Wenn es dir zu viel wird und du merkst, dass es doch nicht geht, musst du es sofort sagen, dann finden wir schon eine andere Lösung. Und wenn du das Gefühl hast wieder etwas trinken zu müssen, warum auch immer, dann rede direkt mit mir, ja?" „Ja...Du bist die Beste, ehrlich..." „Nein, du bist der Beste, weil du mir die Sache verziehen hast, obwohl es so viele Dinge kaputt gemacht hat..." „Weil ich dich liebe." „Ich liebe dich auch." lächelte sie und küsste mich liebevoll.
„Mama!" kam es dann von Mia, die versuchte zu uns rauf zu klettern. „Komm her Mäuschen."Der Abend kam dann schneller als ich es wirklich wollte. Wir hatten Abendbrot gegessen und die Kinder gerade ins Bett gebracht. „Ich glaube, wenn Mikko gleich kommt, setze ich mich zu Leevi ins Zimmer. Ich denke mal das wird eh eine unruhige Nacht, wenn er wieder spucken muss." sagte Finja zu mir, woraufhin ich nur nickte. Ich war in Gedanken einfach schon ganz woanders. „Du schaffst das Baby.
Ihr müsst das Gespräch ja nicht ewig in die Länge ziehen. Klärt das Wichtigste, sag ihm was du von ihm erwartetest und gut ist. Es geht nur um den Job." „Ja, ich weiß. Ich will ihm nur nicht begegnen..." „Samu..." „Das ist dämlich...das weiß ich doch. Aber ich kann dieses mulmige Gefühl nicht abstellen."
„Willst du absagen?" „Nein...Wir brauchen ihn. Als ich den Jungs erzählt habe, dass wir wieder niemanden haben, waren die echt angepisst."
„Aber sie werden es doch verstanden haben, dass du sie rausgeschmissen hast?" „Ja, als ich es ihnen erklärt habe schon. Aber dann kam auch „haben wir doch gesagt" und sowas...Es geht hier nicht nur um mich, sondern um die Band. Ich trage die Verantwortung, also muss eine gute Lösung her." „Ja, aber du musst dich dabei auch wohlfühlen." „Ich werde es probieren..." Sie nickte nur und streichelte mir dabei sanft über die Wange. „Alles wird gut."Und kurz darauf klingelte es dann auch schon an der Tür. Ich stand auf und ging langsam zur Tür. Davor atmete ich nochmal tief durch und öffnete sie dann. Und dann stand Mikko vor mir. Komisch war das schon... „Hi..." „Hi...Komm rein." Genau das tat er auch, zog sich seine Schuhe aus und dann setzten wir uns ins Wohnzimmer. „Mikko, pass auf...Ich möchte hier heute nicht über die Vergangenheit reden...Ich möchte mit dir nur unsere Pläne besprechen und vielleicht schonmal ein bisschen was planen." „Okay...
Ich hab mir natürlich auch Gedanken gemacht und ich bin wirklich nervös Samu...Aber ich denke, dass es besser ist erstmal alles zwischen uns zu klären, bevor wir wieder zusammen arbeiten können. Meinst du nicht?" Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Wäre das wirklich besser? „Ich hab damit abgeschlossen Mikko. Lassen wir das Thema." „Hast du nicht."
Ich seufzte nur und fuhr mir durch die Haare.
„Was soll ich dir jetzt sagen? Ich find's immer noch nicht toll, dass du meine Frau gevögelt hast, aber ich habe ihr verziehen, mittlerweile ist unsere Beziehung wieder stabil und deshalb möchte ich das Thema auch nicht wieder ausgraben. Es ist passiert und das könnt ihr nicht rückgängig machen." Trotz meiner Worte ploppten wieder Bilder in meinem Kopf auf. Bilder die lange nicht mehr da gewesen waren.
„Lassen wir das jetzt..." „Kannst du mir auch verzeihen?" Konnte ich das? Wollte ich das?
Konnte man sowas überhaupt verzeihen?
„Ich...vielleicht. Lass mich...lass mich drüber nachdenken..." „Okay...Also...Wie sieht eure Planung aus? Wie weit seid ihr mit dem Album?" Er hatte wohl gemerkt, dass ich nicht über privates reden wollte und auch nicht wirklich konnte. Ich fing also an ihm von der Albumproduktion und unserem Stand der Dinge zu erzählen. Außerdem erzählte ich ihm auch schonmal von meinen Vorstellungen was eine kommende Tour betraf. „Und ihr habt noch kein Releasedatum rausgehauen, obwohl ihr schon fast fertig seid mit dem Album?"
„Nein, das hätte eine ganze Menge Anfragen und Termine zur Promo mit sich gezogen und ohne Manager ist das nun mal scheiße."
„Okay, aber du hast eine Vorstellung davon wann ihr fertig sein werdet?" „Naja es ist jetzt Mitte August...So in 2 Monaten?" „Dann hätte ich Dezember oder fast schon Januar gesagt, einfach damit noch genug Raum für Anfragen bleibt. Sagen wir mal ihr kündigt das Album im Oktober an, dann bleiben noch 2/3 Monate bis zum Release und das ist schon recht flott im Gegensatz zu sonst." „Ja, das klingt gut. Dann lass uns Januar machen." „Alles klar. Dann kümmere ich mich drum. Wie sieht das mit der Tour aus? Hast du da Vorstellungen?"
„Naja Finn kommt Mitte Dezember...Dann die Promotermine, die sich bestimmt auch in die Länge ziehen. Im Frühling? April, Mai? Und dann ergeben sich vielleicht noch ein paar Sachen im Sommer."