Mein Zimmer teilte ich mir mit einem Jungen namens Ben. Allerdings hätte ich es auch schlechter treffen können. Ich hätte mir das Zimmer auch mit Kai teilen können. Nein. Schon bei dem bloßen Gedanken daran bekam ich keine Luft mehr. Kai. Wie es ihm wohl ging?
Wie er da so in Flammen gestanden hatte hat echt übel ausgesehen. Und schmerzhaft. Ich würde ihn nur zu gerne besuchen kommen, aber ich fand einfach keine glaubhafte Rechtfertigung um mich zu trauen. Zumindest keine, die schrie Ich bin neuerdings schwul und voll in dich verliebt. Und so saß ich auf meinem Bett und starrte auf den Boden, wie Ben. Der starrte auch auf dem Boden, als würde der zu ihm sprechen.
Später dann, als es Zeit war schlafen zu gehen, zogen wir uns schweigend um und legten uns hin.
Ich lag noch eine Weile lang wach und ließ die Gedanken durch meinen Kopf schießen, wie Patronen aus einem MG.
War ich schon immer schwul? Und wenn ja warum hatte ich das nie gemerkt? Oder hatte ich mich nur in Kai verliebt?
Ich drehte mich auf die andere Seite und das Bett quietschte leise. Das einzige Geräusch im Zimmer.
Was gefiel mir denn an Kai?
Seine Augen.
Seine Haare.
Seine Haare erinnerten mich an einen Igel, so standen sie ab.
Dann war da noch sein hübsches Gesicht.
Und die vollen Lippen.
Diese Lippen.
Wie es sich wohl anfühlte diese Lippen zu küssen?
Indirekt hatte ich diese Erfahrung ja schon machen dürfen, aber direkt und praktisch in der Wirklichkeit hatte ich keine Ahnung. Ich hatte keinen Schimmer, doch das was mich beunruhigte war, dass ich das auch in Wirklichkeit wissen wollte. Ich wollte Kai küssen.
Uffff, damit musste ich erst mal klar kommen.
Jungs. Das war alles eine komplett neue Erfahrung, wobei ich auch nicht sagen konnte, dass ich je bei den Mädchen großen Erfolg gehabt hatte. Zumindest haben mich nur wenige angesprochen, die meisten hatten mich, glaube ich, aus der Ferne beobachtet, wie einen exotischen Vogel. Die Vorstellung gefiel mir, dass ich ein exotischer Vogel war. Ein exotischer Vogel ganz in schwarz, bis auf meine Haut, die blass leuchtete, egal wie viel ich in der Sonne war.
Ich drehte mich auf den Rücken und starrte nach oben. Das Bett blieb still.
Das Fenster hatte keine Vorhänge und ich konnte sehen, wie das Mondlicht mit seinem silbernen Licht schwarze Schatten an die Decke malte.
Wenn ich auf dem Schiff in Lloyds Team war, dann musste ich unbedingt einmal den Mond sehen. Ich werde dann an Deck gehen und mir den vollen Mond ansehen. Das musste ich einfach. Vielleicht mit Kai...
Nein. Ich sollte mir keine Hoffnung machen. Nur weil ich auf einmal auf Jungs stand musste das mein Schwarm nicht auch.
Schwarm. Ein seltsames Wort. Aber es trifft die Sache auf den Punkt. Ich schwärme für jemanden. Nur das dieser jemand ausgerechnet ein Junge sein musste!
Okay, ich wiederholte mich.
Das musste langsam aufhören, sonst würde ich gar keinen Schlaf bekommen und morgen total übermüdet sein. Das wäre gar nicht gut, denn ich brauchte das Training um der beste zu werden. Und ich wollte bester werden.
Ich befahl meinem Körper also mit all meiner Macht endlich einzuschlafen, doch dem Befehl kam der erst sehr, sehr langsam nach.
Erst irgendwann, bestimmt weit nach Mitternacht, schlief ich endlich ein.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...