Der Duft kroch unter der Tür von Daiths Zimmer hindurch bis zu meiner Nase. Ich würde wetten, dass nicht mal Götter besseres Essen kochen konnten, als Zane.
Ich öffnete die Augen und sah mich um ohne den Kopf zu bewegen, doch ich sah nicht so viel, also drehte ich den Kopf und sah Daith, der seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte.
Er schlief noch tief und fest.
Seine feinen Wimpern sahen aus wie Tusche auf seinen blassen Wangen, wo noch getrocknete Tränen zu erahnen waren. Mein T-Shirt war noch feucht, so lange konnten wir nicht geschlafen haben.
Kurz darauf hallte Zanes Stimme durch das Schiff: „Mittagessen!"
Da wurde Daith wach. Er schreckte auf. Sah sich panisch um.
Dann sah er mich und er beruhigte sich wieder, sein Gesicht entspannte sich.
„Wie geht es dir?", fragte ich.
„Eigentlich ganz gut", sagte Daith.
„Echt? Du hattest nämlich vorhin so eine Art Anfall. Sah ziemlich heftig aus", sagte ich.
„Es war auch heftig"; sagte Daith leise. „Ich habe Sachen gesehen."
„Was?", fragte ich, setzte mich auf und schwang die Beine über den Bettrand. „Was hast du gesehen? Hast du so was öfter?"
„Nein, ja, also nicht so. Manchmal gibt es solche Situationen, in denen ich kurz Bilder vor meinen Augen sehe oder einfach weiß was in den nächsten Sekunden passiert. Und bisher ist es auch jedes Mal die Wahrheit gewesen. Aber solche aneinander hängenden Szenen hab ich noch nie gesehen", sagte Daith leise.
„Was hast du dieses Mal gesehen?", fragte ich und war mir mehr als bewusst, dass ich Daith damit verletzten konnte.
„Meinen Bruder", sagte er so leise, dass ich Probleme hatte ihn zu verstehen. „Ich habe meinen Bruder gesehen wie er uns verriet und Lord Garmadon die Teure schwor."
Daith hatte wieder angefangen zu zittern und ich konnte nicht anders, als ihn zu mir heran zu ziehen, ihn zu umarmen und ihm durch die Haare zu fahren.
„Daith, ich glaube, dass du eine Vision gehabt hast. Auch diese kurzen Bilder sind Visionen und weißt du was das gute an Visionen ist?", fragte ich und antwortete ohne auf Daiths Antwort zu warten fuhr ich fort: „Man kann ändern was man gesehen hat. Vielleicht kommt es gar nicht so weit, dass Daemon zum Verräter wird."
Ich spürte wie Daith an meiner Schulter nickte. Dann löste er sich aus meiner Umarmung und sah mich an.
„Ich habe also auch eine Kraft, so wie du und die anderen?", fragte er.
Ich dachte einen Augenblick nach und nickte dann.
„Ja ich glaube du hast die Kraft der Visionen. Du kannst die mögliche Zukunft sehen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Kraft zu haben nicht immer leicht sein wird, vor allem, falls die Visionen häufiger werden sollten, aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde", sagte ich und nahm Daiths Hand in meine.
„Als mein Freund?", fragte Daith.
In mir spürte ich einen kleinen Stich der Enttäuschung. Wollte Daith nur ein Freund sein?
„Wenn du das willst, dann werde ich als ein Freund für dich da sein", sagte ich und ließ sein Hand los.
Da lächelte Daith auf einmal ein bisschen.
„Doch nicht als diese Art Freund, sondern auf dies", sagte er, beugte sich vor und küsste mich sanft auf den Mund. „Nicht als irgendein Freund, sondern als mein Freund, mein Partner", sagte er leise, sein Gesicht so nah bei meinem, dass ich die goldenen Sprenkel in seinen Augen sehen konnte.
Ebenso schnell wie die Enttäuschung gekommen war, ging sie und machte einem warmen Gefühl der Zuneigung Platz.
„Ja, ja das will ich", sagte ich, nahm seinen Kopf in meine Hände und küsste ihn mit all der Zuneigung, die mich erfüllte.
Da klopfte es laut an die Tür.
„Es gibt Essen", sagte Zane durch die geschlossene Tür. „Sagst du auch Lloyd Bescheid? Ich hab keine Ahnung wo der ist."
Daith und ich lösten uns voneinander und er rief: „Ja wir kommen, Zane!", dann nahm Daith meine Hand und wir gingen zusammen zum Mittagessen.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...