Den Schlüssel hatte ich schon einige Stunden lang und nun wartete ich auf die passende Gelegenheit um auszubrechen. Chope und Kapau hatten nichts gemerkt, als ich ihnen einen Schlüssel geklaut hatte. Die beiden waren nicht gerade die aufmerksamsten Wachen.
„Alles in Ordnung?", fragte Pya von nebenan.
„Ja", sagte ich. „Bald ist es soweit, halt dich bereit."
„Zane, danke."
Ich war überrascht. Mit dank hatte ich nicht gerechnet.
„Wofür?", fragte ich.
„Na ja, nicht jeder würde versuchen auszubrechen und jemanden mitzunehmen, den man kaum kennt und noch nie gesehen hat. Also danke, dass du mich nicht meinem Schicksal überlässt. Das spricht sehr für dich."
So genau hatte ich noch nie darüber nachgedacht, es fühlte sich für mich so an, als würde ich Pya schon ewig kennen.
„Ich überlasse niemandem seinem Schicksal, dem ich helfen könnte", sagte ich.
„Eine edle Einstellung Zane. Bleib dem treu und wirst besser sein, als alle anderen", sagte Pya.
Auf einmal kam Bewegung in meine Wachen. Chope rief: „Was ist los?"
Und bekam eine Antwort von weiter hinten, die ich nicht hören konnte, aber irgendetwas musste passiert sein, denn Chope flüsterte aufgeregt mit Kapau und dann verschwanden die beiden. Schöne Wachen waren das, ließen ihren Gefangenen einfach allein mit einem Schlüssel zurück. Es sein denn es war eine Falle. Vielleicht hatten die beiden den fehlenden Schlüssel doch bemerkt und ihrem Boss Bescheid gesagt und nun wollte der uns auf die Probe stellen oder er suchte nur nach einem Vorwand um uns umzubringen. Die Last die Entscheidung zu treffen, ob wir es riskieren sollten zu fliehen und es vielleicht zu schaffen oder zu sterben, oder bis auf unabsehbare Zeit hier zu warten, bis wir exekutiert wurden, lag schwer auf mir. Dann entschied ich mich. Ich wollte lieber bei dem Versuch zu fliehen sterben, als hier in diesem Loch auf den Tod zu warten.
„Es geht los, Pya", sagte ich und steckte den Schlüssel in das Schloss an meiner Tür. Einmal noch lauschen, ob wirklich niemand da war, dann drehte ich den Eisenstab herum. Mit einem leisen klacken öffnete sich die Tür und ich trat auf den Gang hinaus. Ich war frei!
Erleichtert holte ich Luft. Das Atmen ging schon gleich viel leichter, wenn man nicht eingesperrt war.
Jetzt noch Pya, sie darf ich nicht vergessen.
Gleich neben meiner Tür lag Pyas Zelle und als ich es probierte passte mein Schlüssel auch in ihr Schloss. Das war ja dämlicher, als dämlich, einen Schlüssel zu haben, der in alle Schlösser passte.
Die Tür schwang auf und gab den Blick auf seine Insassin frei.
Mir stockte der Atem
Pya war das Mädchen aus meinen Träumen, nein sie war noch sehr viel schöner, als in meinen Träumen.
Feines silber-blondes Haar und unglaublich hellgrüne Augen mit ausdrucksstarken dichten Wimpern. Über ihre Wange bis auf die Stirn verliefen violette Linien, verschlungen und formten ein Zeichen, das ich nicht kannte.
Ich konnte gar nicht anders als sie anzustarren und ihre vollkommene Schönheit zu bewundern. Auch sie sah mich fest an.
Der Moment der Stille und des Starrens wurde abrupt unterbrochen, als Kampfgeräusche aus dem Gang zu uns drangen. Da meldeten sich meine Ninja Fähigkeiten zu Wort.
Schnell nahm ich Pya bei der Hand und zog sie auf die Füße.
„Wir müssen hier weg", sagte ich und zusammen hasteten wir durch die Gänge. Ich wusste nicht wo wir hinliefen, aber Hauptsache, die Kampfgeräusche wurden leiser.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...