Das „Schöne" war dann schließlich, dass wir beschlossen einen Spaziergang durch den Wald rund um die Arena zu machen. Doch das hatte einen Haken, wir verliefen uns auf dem Weg nach draußen, sodass wir am Ende auf dem Dach landeten, statt draußen vor der Arena. Wie das passieren konnte? Keine Ahnung. Echt nicht.
„Wie schaffen wir das nur jedes Mal?", fragte Kai und blies die Backen auf, was ungemein süß bei ihm aussah. „aber wir sollten es nehmen wie es ist", sagte er und ließ sich an der Kante nieder, dann rutschte er vor, bis seine Beine durch der Geländer rutschte und er seinen Kopf auf die unterste Strebe legen konnte. Ich tat es ihm so gut es ging nach, nur leider stieß ich mir dabei das Knie. Verdammte Beine.
„Alles okay?", fragte Kai und sah mich aus seinen Rubinaugen besorgt an. „Hat ganz schon gerumst."
„Alles gut", log ich. Mein Knie tat doch schon ziemlich weh.
Schweigend sah ich in die Ferne, wie Kai, doch irgendwann wanderte mein Blick wie ganz von alleine zu meinem Sitznachbar. Er hatte das Kinn auf die Hände gelegt und sah gerade aus. Seine Haare leuchteten rot in der Sonne und ich musste das Bedürfnis hindurchzufahren unterdrücken. Oder auch mit meinem Finger über seine weich aussehende Haut zu streichen. Oder seine Lippen zu küssen.
„Cole?", riss mich Kai aus meinen Tagträumen. „Ist was? Hab ich irgendwas im Gesicht?"
„Nein", sagte ich schnell. „Du hast da nichts." Dann zwang ich mich wieder in die Ferne zu sehen. Man, war das peinlich. Außerdem erinnerte es mich wieder an die Sache im Speisesaal. Wie Kai sich vorgebeugt hatte und ich für eine Sekunde gedacht hatte, dass er mich küssen würde, er dann aber nur die Soße von meinem Kinn gewischt hatte. Dass er danach aber auch noch seinen Finger ablecken würde, das hatte ich nicht gedacht. Und seiner Reaktion nach zu urteilen, er auch nicht."
„Hast du Angst vor deinem ersten Kampf?", fragte Kai.
„Nein nicht wirklich", sagte ich, meinen Blick immer noch auf den Horizont gerichtet.
„Warum nicht?", fragte Kai. „Ich meine, da sind so viele starke Gegner. Zane oder auch Evan. Du hast gesehen, was er mit Ben gemacht hat."
„Du hast aber auch gesehen was Ben im Gegenzug mit Evan gemacht hat", gab ich zu bedenken.
„Ja, aber auch das bedeutet nur, dass Ben auch kein leichter Gegner ist", sagte Kai.
„Mag sein", sagte ich. „Hast du denn Angst?"
„Ein bisschen", gab Kai zu. Da richtete ich das erste Mal wieder meinen Blick auf ihn. Kai sah mit leicht rotem Kopf auf seine Hände. Er sah so süß aus.
„Ist doch in Ordnung", sagte ich. „Jeder hat vor etwas Angst."
„Du auch?", fragte Kai.
„Ja, ich auch", sagte ich und senkte meinen Blick auf den Betonboden. Interessantes Muster.
„Wovor hast du Angst?", fragte Kai. Oh man, ich hatte gehofft, dass diese Frage nicht kommen würde.
„Davor, dass ich es nicht ins Team schaffe", sagte ich.
„Und warum?"
„Dann muss ich meinem Vater irgendwie erklären, wie es kommt, dass ich wieder so früh Zuhause bin", sagte ich.
Glücklicherweise beließ es Kai dabei.
Die Stille kehrte zurück.
Das jedoch hatte auch zur Folge, dass ich nun das Gesicht meines Vaters vor meinem inneren Auge sah. Und seinen Gesichtsausdruck, wenn ich unverrichteter Dinge zurückkehren würde. Denn dann konnte ich ihm schön erklären warum ich nicht auf der Akademie für Musik war, wie ich es ihm doch gesagt hatte.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...