Die Wärme perlte in mir noch, wie Champagner kurz nach dem öffnen. Es fühlte sich als würde flüssiges Feuer durch meine Adern fließen, was, wie ich anmerken musste, gar nicht mal so unangenehm war, wie man es sich vorstellen würde. Die Wärme dämpfte etwas das unangenehme Gefühl der Verwirrung in mir, die die Akzeptanz einer Sache in mir ausgelöst hatte. Es war seltsam und gruselig gewesen. Da hatte so ein seltsames Wesen vor mir gestanden, okay es war ein Mensch gewesen, aber ein Mensch, der sich aus ganz vielen Menschen zusammengesetzt hatte.
Da waren einmal die Haare meiner Schwester, auf dem Gesicht meiner Ex und der Kopf saß auf einem Körper, der mir ganz nach Jays aussah. Allerdings war der Körper insgesamt sehr ... klein. Wie ich.
Akzeptiere uns, sagte dieser Mensch, diese Menschen zu mir mit einer Stimme, die ich zuvor schon gehört hatte. Es war Coles Stimme.
Was bedeutete das hier?
Vielleicht sollte ich akzeptieren, dass meine Schwester nicht immer bei mir bleiben wird und mich eines Tages „Verlässt"? vielleicht mit Jay? und das das mit meiner Ex aus und vorbei war? Es stimmte schon, die Trennung hatte mich beschäftigt, obwohl sie über ein Jahr her war und ich genaugenommen nichts wirklich gespürt hatte. Ich hatte das Leben nicht gespürt. Und dass ich endlich akzeptieren musste, dass ich so klein war wie ich war und auch nicht mehr größer werden würde. Aber was zur Hölle machte Cole in dem ganzen Puzzle?
Nya, ich akzeptiere, dass du nicht ewig bei mir sein wirst, Jay, pass bitte gut auf sie auf. Und du, ich sah den Teil an, der meiner Ex gehörte. Ich werde versuchen dich zu vergessen. Ach und Cole, was immer du hier zu suchen hast, ich akzeptiere es. Und ja ich werde auch nicht mehr größer werden, es ist zwar scheiße aber nicht zu ändern.
Doch das was danach kam verwirrte mich noch mehr, oder besser es weckte alte Gefühle der Trauer in mir.
Meine Eltern standen vor mir.
Lass uns los, sagte meine Mutter.
Das habe ich schon, sagte ich mit einem Kloß im Hals.
Nein, Kai, das hast du erst, wenn du deiner Schwester gestattest, dass sie gehen darf. Lässt du sie los, lässt du uns los, sagte mein Vater.
Aber was wenn sie verletzt wird?, fragte ich und bei dem Gedanken wurde mir schlecht.
Sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen, sagte meine Mutter. Lass sie gehen.
Ich nickte. Sagen konnte ich nichts.
Meine Eltern verschwanden und an ihrer Stelle kam das Feuer.
Jetzt stand ich vor Cole und versuchte ihn dazu zu überreden mit mir zu trainieren. Alle anderen hatte sich schon mit ihren Partnern an eine andere Stelle der Arena verkrochen, nur ich stand noch hier herum und wartete, dass Cole sich endlich bequemte aufzustehen.
„Steh endlich auf du fauler Sack", sagte ich heftiger, als beabsichtigt, aber ich merkte wie ich langsam genervt wurde.
„Ja, ja", sagte Cole und erhob sich langsam. Verdammt war der groß. Doch das überspielte ich, indem ich ihm einen wütenden Blick hoch warf, den er gar nicht wahrnahm. Cole sah nicht mal in meine Richtung. Super! War der jetzt beleidigt oder was? Ich beschloss eine nettere Seite aufzuziehen.
„Und was ist deine Elementarkraft?", fragte ich und streute ordentlich Zucker in meine Stimme.
„Erde", sagte Cole. „Du?"
„Feuer", sagte ich. „Wollen wir beginnen?"
„Meinetwegen."
„Hier?"
„Wo denn sonst?", fragte Cole und sah mich das erste Mal richtig an. „Der Rest ist ja schon alles besetzt."
„Ja, aber nur, weil du so lange gebraucht hast", warf ich zurück.
„Hab ich gar nicht", wehrte Cole ab.
„Hast du doch."
„Hab ich gar nicht."
„Wohl."
„Nein."
„Doch."
„Nein."
„Doch."
„Nein."
„Do..."
„Hey! Seid ihr zwei Kleinkinder oder was?", rief meine Schwester durch die ganze Halle. „Hör auf zu diskutieren Kleiner. Kämpf lieber."
Sie hatte doch nicht etwa durch die ganze Halle gerufen und mich Kleiner genannt?
„Kleiner?", fragte Cole und ich meinte so etwas wie Belustigung in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
„Ist nur ein Spitzname", sagte ich und versuchte das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. „Dann wollen wir auch mal anfangen oder?"
Cole nickte.
Ich hob die Hände und nur ein Gedanke genügte um beide mit Flammen zu füllen. Dabei rauschte das Feuer nur so durch meine Adern und ließ mich pulsieren.
„Zeig mir was du kannst", sagte ich, dann warf ich die Feuerbälle auf Cole. Doch die kamen nie bei ihm an, denn sie zerschellten an einer Wand aus Stein, die plötzlich aus dem Boden geschossen kam.
Cole selber zerschlug die Wand mit einem Fausthieb und streckte dann die Hände in meine Richtung aus.
Aus dem Boden unter mir wuchsen Steinstacheln und ich musste mich mit einem Sprung in Sicherheit bringen.
Die Kraft der Erde war mächtig und Cole hatte Kreativität, aber ich war doch auch nicht komplett aufgeschmissen!
Feuer flackerte in meiner Hand auf und wanderte meinen Arm hoch.
Ehe ich es mir versah stand ich komplett in Flammen.
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Elementa
FantasíaJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...