Pya und ich saßen am flackernden Feuer und starrten beide in die Flammen. Unser Gespräch war verklungen und wir hingen jeder seinen Gedanken nach.
Meine galten der Frage nach dem Warum.
Was hatte es für einen Grund, dass Pya und ich entführt worden sind? Was gab es für Gemeinsamkeiten und wenn ja welche? Oder waren wir nur zufällig ausgewählt worden?
„Zane, was glaubst du, warum wir jetzt hier sind?", fragte Pya.
„Weil wir entkommen sind und Lloyd dabei verwundet wurde", sagte ich.
„Das meine ich nicht. Ich meine, wie ist es dazu gekommen, dass wir beide jetzt hier sind. Warum wir beide zusammen in Gefangenschaft gewesen sind. Warum wir beide entführt worden sind." Sie starrte in die Flammen, die sich unruhig in ihren Augen wiederspiegelten.
Sie stellte sich also auch diese Fragen, so wie ich.
„Ich weiß es nicht", sagte ich. „Aber ich bin mir sicher, dass er kein Zufall ist und es einen Sinn hat und wenn es nur der ist, dass wir beide uns kennengelernt haben."
Pya sah auf.
„Du hast recht. Ich bin wirklich froh dich getroffen zu haben. Das war nach langer Zeit das einzig Gute, was mir passiert ist."
Als wir noch gefangen waren hatte ich mich nie getraut Pya nach ihrer Geschichte zu fragen, es war mir einfach zu persönlich vorgekommen, nicht wie etwas das man sich von einer Zelle zur anderen erzählte. Doch jetzt, jetzt war es anders. Wir saßen alleine an einem Lagerfeuer und wenn nicht jetzt, wann dann?
„Pya, was ist deine Gesichte?", fragte ich.
„Meine Geschichte? Wie ich in Gefangenschaft geraten bin?", fragte sie.
Ich nickte.
„Genau."
Sie lehnte sich zurück und sah in den funkelnden Nachthimmel.
„Ich lebte vor langer Zeit, es ist fast schon ein anderes Leben, in einem kleinen Dorf namens Yanagababe. Meine Familie, die Familie White, war sehr angesehen. Deshalb und weil ich eine Begabung hatte, durfte ich auch eine Ausbildung zur Dorfheilerin machen. Wenn meine Meisterin eines Tages sterben würde, dann würde ich ihr Amt übernehmen. Das war eine große Ehre und ich arbeitete, um ihr auch alles recht zu machen. Diese Zeichen hier habe ich bekommen, als ich meine Prüfung bestand."
Die fuhr sich gedankenverloren über die Linien in ihrem Gesicht.
„Daher also stammen sie, ich habe mich schon gefragt was sie bedeuten", sagte ich.
„Sie bedeuten, dass ich auch von unserem Gott als Heilerin in seinem Namen angenommen wurde", sagte Pya. „Unser Gott, Yabah, wurde in meinem Dorf als Beschützter verehrt. Wir brachten ihm zu Ehre Opfer, manche opferten sogar das wertvollste Tier in ihrem Stall, so sehr glaubten wir an ihn. Auch ich. Doch dann eines Tages kamen sie.
Ich war gerade dabei am Schrein zu beten, als dunkle Gestalten in unser Dorf kamen. Wir hießen sie herzlich Willkommen, doch sie waren nicht gekommen, um uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren, viel mehr waren sie gekommen, um uns zu vernichten."
An dieser Stelle verstummte Pya und richtete ihren Blick auf den Boden. Ich traute mich nicht irgendwas zu sagen, in der Angst es könnte das falsche sein.
Da fuhr Pya leise fort: „Ich habe an diesem Tag meine ganze Familie, mein Dorf sterben sehen. Sie schlachteten jeden ab. Meine Eltern, meine Geschwister, meine Meisterin, meine Freunde. Nur mich ließen sie am Leben und nahmen mich mit sich. Aber das schlimmste war nicht, dass ich nun alleine war, nein, das schlimmste war, dass unsere allmächtiger Gott, unser Beschützter Yabah, der von uns alles bekam und hätte verlangen können, das geschehen ließ. In diesem Augenblick, als ich weggebracht wurde und aus der Ferne meine Heimat brennen sah, wurde mir klar, dass es einen Gott, dass es Yabah nicht geben konnte und wenn doch er es nicht verdient hatte verehrt zu werden. Und ich sage dir Zane, das schmerzte mehr, als der Verlust meiner Familie. Ich habe meine Welt verloren." Pya hob ihren Blick und sah mich direkt an. In ihren Augen funkelte der Schmerz vergangener Wunden. „Und bei dir habe ich eine neue gewonnen."
In mir rührte sich etwas, ihre Worte berührten mich und ich suchte fieberhaft nach passenden Worten, für das, was ich fühlte doch ich fand keine. Stattdessen redete ich einfach drauflos.
„Ich habe im Gegensatz zu dir keinerlei Erinnerungen. Die ersten 13 Jahre meines Lebens sind ein schwarzes Loch. Das erste woran ich mich wirklich erinnern kann, wie ich vor dem Bett eines Mannes knie und alles um mich herum rot von Blut ist. Mir wurde später gesagt, dass dieser Mann mein Vater sein soll, aber ich hatte das Gefühl ihn noch nie in meinem Leben gesehen zu haben." Ich sah Pya an und sie erwiderte meinen Blick. „Ich kannte meinen angeblichen Vater nicht! Ich weiß auch nicht woher ich komme. In dem Haus gab es kaum Dokumente, die mir etwas über mich oder mein Leben dort sagten, nur dass ich Zane Julien heiße und wann ich geboren wurde. Es gab auch nur ein einziges Bild von mir und diesem Mann zeigte. Anzeichen von meiner Mutter gab es keine." Ich warf einen kleinen Ast in die Flammen und sah zu, wie er vom Feuer verschlungen wurde, dann redete ich weiter. „Eine Zeit lang lebte ich in einem Kloster und lernte dort Kampfkünste. Dann hörte ich von einem Wettkampf der Ninja und Elemente und sah es als eine Chance etwas mehr über meine Vergangenheit herauszufinden. Aber bisher habe ich noch nichts herausbekommen, in erster Linie müssen wir jetzt die Insel schützten."
Pya nickte leicht.
„Sehr nobel von dir, das Wohl der Insel über das deine zu stellen. Ich habe mich wohl nicht in dir getäuscht."
Sie schenkte mir ein unergründliches Lächeln.
Wie ganz von alleine hob sich mein Arm und legte sich um Pyas Schulter. Sie lehnte sich gegen mich und so saßen wir da und dachten an unsere Vergangenheit, die das Warum nicht beantworten konnte.
Genauso wenig weshalb Pyas Dorf sterben musste oder warum ich nicht wusste wer ich war.
Vielleicht würden wir es nie erfahren.
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Elementa
FantasíaJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...