Lloyd

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Wie eine monströse Statue ragte der Steinsamuraigeneral vor uns in den Nachthimmel auf. Und er sah nicht gerade fröhlich aus. Wenn diese Monster ein Gedächnis hatten, dann hatte er uns bestimmt nicht gut in Erinnerung.

„Wir brauchen einen Plan", sagte ich. „Sonst verlassen wir diesen Ort nicht lebendig."

„Bin ganz deiner Meinung", sagte Jay. „Was schlägst du vor?"

„Wir können ihn nicht besiegen, dafür ist er zu mächtig und wir zu schwach", sagte ich und ließ dabei unseren Gegner keine Sekunde aus den Augen. „Aber vielleicht schaffen wir es ihn so abzulenken, dass wir an ihm vorbei kommen und dann flüchten können."

„Das klingt doch schon mal ganz gut", sagte Jay. „Jetzt müssen wir das nur noch in die Tat umsetzten."

Dann fiel wie ein Steinschlag zwei Fäuste vom Himmel und wir stoben auseinander.

Staub wirbelte auf und ich konnte nichts sehen.

„Daith? Jay? Seid ihr okay?", rief ich.

„Alles gut", hörte ich Daith.

„Bei mir auch alles klarpito", sagte Jay von weiter oben und als ich aufsah konnte ich ihn auf dem Rand des Samuraistiefels sehen.

Wie war er denn da rauf gekommen?

Allzulange konnte ich allerdings nicht darüber nachdenken, denn wie eine Guillotine fiel eines der Schwerter des Generals vom Himmel und direkt auf mich zu!

Ich lief los und brachte mich mit einer spektakulären Flugrolle gerade so noch außer Reichweite.

„Lloyd? Lloyd? Bist du okay?", hörte ich Daith rufen, aber durch den Aufgewirbelten Staub und die allgemeine Dunkelheit sah ich ihn nicht.

„Ich bin okay, Daith. Keine Sorge."

„Lloyd ich habe eine Idee, wie ich den General ablenken könnte", rief Daith.

„Wie denn?"

„Mit Yume."

Und noch ehe ich etwas erwidern oder entgegensetzten konnte sah ich auch schon ein helles leicht violettes Licht in der Schwärze um mich herum aufleuchten und kurz darauf flog Daith auf seinem Drachen in die Höhe.

Der General bemerkte das natürlich, schließlich war er einer der schlauesten Steinsamurai, und schlug nach Daith. Der flog allerdings so elegante Ausweichmanöver, dass es mir glatt die Sprache verschlug. Das hatte zur Folge, dass ich die hinter mir ankommenden Wachen fast nicht bemerkte.

Seltsam, dachte ich noch, als die ersten bei mir ankamen, das sind gar keine Steinsamurai. Und das waren sie auch nicht. Es waren Menschen.

Ich hatte zwar mein Katana nicht, aber Nahkampf erleichterte einem doch schon das Leben.

Der erste erreichte mich und griff mich mit seiner Waffe an. Ich tauchte unter der Klinge weg, packte sein Handgelenk und verdrehte es bis es knackte und der Mann sein Schwert mit einem Aufschrei fallen ließ.

Ich drehte seinen Arm ein und ließ ihn einen Überschlag machen, dann als er auf dem Boden lag trat ich noch einmal zu und es war Ruhe im Karton. Schnell hob ich das Schwert auf und wog es in der Hand. Wirklich gut war es nicht, aber um diese Paar Wachen los zu werden würde es wohl genügen.

Die nächsten Wachen liefen mit gezückten Waffen auf mich zu. Jetzt fehlte nur noch der Kampfschrei, dann käme das einem modernen Samurai Film nahe.

Einer gegen alle.

Ich parierte den ersten Schlag und tauchte unter dem zweiten Weg. Aus der Drehung heraus trat ich einem die Beine weg und blockte beim Hochkommen den Schlag eines dritten ab.

Links und rechts von mir holten beide zu Schlag aus und ich ließ mich fallen, sodass über mir die Klingen zusammenprallten. Ein positiver Nebeneffekt war, dass ich dem am Boden liegenden meinen Ellbogen ins Gesicht gerammt hatte und der nun schlief.

Mit der Klinge schlug nach den Beinen der Wachen und brachte sie beide zu fall. Mit ein paar schnellen Schnitten machte ich dem ein Ende und sah mich nach Daith und Jay um.

Beide entdeckte ich recht schnell. Zum einen weil Yume leuchtete und zum anderen, weil immer wieder blaue Blitze die Dunkelheit durchzuckten.

Jay und Daith schienen die Situation im Griff zu haben. Jedenfalls lenkten sie den General bestens ab. Das war also die Gelegenheit, um mich unbemerkt aus dem Staub zu machen.

Aus der Festung Jamanacai kamen die nächsten menschlichen Wachen. Mein Vater musste ja wirklich verzweifelt sein, wenn er auch schon seine wertvollen Menschenwachen nach uns schickte.

Ich hob meine Hände auf Brusthöhe und eine grüne Kugel aus Energie baute sich auf. Diese Energie schickte ich den Wachen entgegen und sah noch wie sie gegen die Wand geworfen wurden ehe ich mich umdrehte und los lief.

Irgendwo hier musste doch noch mein Bike stehen von dem Tag, an dem wir gekommen waren, um das Dorf Jamanacai zu retten und stattdessen angesehen hatten, wie sich die Festung erhob.

Dort hinter den Büschen stand es, gut getarnt zwischen den grünen Zweigen.

Ich stieg auf und startete den Motor.

Eine bange Sekunde lang fragte ich mich, ob es funktionieren würde, doch dann sprang der Motor an und surrte wie eh und je.

Erleichtert atmete ich aus, dann hob ich meine Hand und ein grüner leuchtender Energiestrahl brach aus meiner Hand und stieg in den Nachthimmel auf. Hoffentlich verstanden Jay und Daith das Zeichen und sahen zu, dass sie da wegkamen.

Und wirklich nur wenige Sekunden später sah ich den blassen Schimmer Yumes und hörte den Motor von Jay Jet. Sie hatten es geschafft. Wir hatten es geschafft.

Ich gab Gas und wir fuhren in Richtung des Schiffes.


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