Cole

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, wusste ich zunächst nicht wo ich mich befand. Erst nach und nach erreichten die Informationen in kleinen Stücken mein Gehirn.

Heute war ein Ritual und ein Blick aus dem Fenster sagte mir, dass es schon spät war. Vielleicht sogar zu spät.

Ach verdammt seist du, dachte ich. Immer kam ich zu spät...

Im Affenzahn sprang ich unter die Dusche und zog mich an. Schlau wie ich war hatte ich meine Sachen schon am Abend vorher gepackt. Aus einem Raum hatte ich einen Rucksack, eine Schlafsack und eine Taschenlampe geholt, dann packte ich noch ein paar Sachen ein und fertig. Immerhin würden wir ja auch nur eine Nacht im Zelt schlafen, von daher...

Ich schwang meinen Rucksack auf meine Schultern und sprang nach oben an Deck, kurz sah ich unterwegs im Speisesaal vorbei, doch wie zu erwarten herrschte dort nur gähnende Leere. Mit drei Schritten sprang ich die Treppe hoch und dort am Strand waren die anderen. Nach kurzem zählen fiel mir jedoch auf, dass noch jemand fehlte.

„Man, es tut mir wirklich wahnsinnig leid", erklang die Stimme des vermissten hinter mir. Kai hastete die Stufen herauf und blieb keuchend neben mir stehen.

Seine Haare sahen aus, als wäre er durch einen Sturm gelaufen, oder soeben aus dem Bett gefallen. Eins von beidem.

„Das du mal zu spät kommst kleiner", lachte Nya von unten.

„Nenn mich nicht kleiner", murmelte Kai und drängte sich an mir vorbei.

„Wie kommst, dass nicht nur Cole zu spät ist?", fragte Nya und zog anzüglich anmutend ihre Augenbraue in die Höhe.

„Ach komm, lass mich doch in Ruhe", fauchte Kai plötzlich und stapfte davon.

„Was hat der denn auf einmal?", fragte Nya und sah ihrem Bruder hinterher, wie der zu seinem Motorrad ging und irgendwas daran machte.

„Ich habe keine Ahnung", sagte ich.

„Vielleicht hat er seine Tage", meinte Jay.

„Ha ha, sehr witzig", sagte ich tonlos, doch Nya kicherte leise.

„So wenn ihr alle da seid will ich noch kurz ein zwei Worte verlieren über das was wir vorhaben. Dieser Tempel ist eine heilige Stätte, in der, so sagt man, Wünsche wahr werden und Böses dem Gutem weicht. Mein Onkel war oft mit mir dort und so will ich ihm zu Ehren ein Ritual abhalten, bei dem wir uns als Einheit zusammenfinden", sagte Lloyd auch mit einem kleinen Seitenblick auf Kai.

„Der wird sich bis dahin wieder gefangen haben", sagte Nya, sie hatte Lloyds Blick wohl auch bemerkt.

„Gut, wenn wird dort sind werden wir erst übernachten um dann im Licht der aufgehenden Sonne das Ritual zu halten danach werden wir ohne Umschweife zurückkehren und mit unserer Arbeit beginnen", sagte Lloyd.

„Was genau ist denn unsere Arbeit?", fragte Jay.

„Das Böse zu bekämpfen und das Licht vor dem Erlöschen bewahren", sagte Lloyd.

„Das Böse?", fragte Jay. „Ist das nicht vielleicht etwas übertrieben? Ich kenne mich mit Übertreibungen aus, das musst du mir glauben, ich habe schon übertrieben, da warst du noch in Windeln und ich auch... aber ich habe da schon übertrieben!"

Ich verdrehte die Augen, ab und an ging Jay einem richtig auf die Nerven.

„Es ist nicht übertrieben Jay", sagte Lloyd ruhig. Zu ruhig. „Glaub du mir Jay, so wie ich dir glaube, dass du dich auskennst mit Übertreiben, es gibt das Böse und es kommt. Bald schon. Deshalb braucht diese Insel uns." Er drehte sich zu mir. „Wäre es in Ordnung für dich, Cole, wenn du wieder unser Gepäck transportieren würdest?"

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