Daith

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Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ja klar, es gab produktivere Dinge, die ich tun könnte, doch irgendwie hatte ich keinerlei Ambitionen dazu. Das einzige was ich wollte was, dass meine Gedanken endlich leiser wurden.

Die Gedanken, die mir sagten, dass ich Lloyd vergessen sollte und die Gedanken, die von Coles und Kais Geschichte ermutigt wurden.

Doch wie ich feststellen konnte waren die negativen Gedanken in den letzten Stunden wirklich leiser geworden. Ich glaubte, ich hatte bei Lloyd eine Chance.

Mein Gefühl sagte es mir, aber das hieß ja nicht, dass es in Wirklichkeit auch so war. Vielleicht machte ich mir so nur unsere Freundschaft zunichte.

Ich drehte mich auf die linke Seite und starrte zur Abwechslung mal auf den Boden.

Aber Cole hatte ja auch gedacht, er würde sich die Freundschaft mit Kai kaputt machen und wenn man jetzt sah, was daraus geworden war. Eine tiefe beidseitige Liebe.

Ich drehte mich auf die andere Seite.

Erwartete ich das auch von Lloyd und mir? Wollte ich, dass wir beide zusammen kamen? Es war Liebe, nicht nur eine Schwärmerei, da war ich mir mittlerweile absolut sicher. Aber was ich von Lloyd wollte, das wusste ich noch nicht wirklich. War es eine Beziehung? Oder wollte ich Lloyd nur einmal küssen und das war's dann?

Unwillkürlich tauchten Bilder von Lloyd und mir vor meinem inneren Auge auf. Bilder auf denen wir zusammen waren, Bilder aus meinen Träumen.

Dann kamen die anderen Bilder. Von Elois.

Seufzend drehte ich mich wieder auf den Rücken und sah auf die Projektion der Uhrzeit an der Decke.

Es war gerade mal 17:22 Uhr. Mir kam es schon so vor, als wären Stunden vergangen.

Schließlich hielt ich meine Gedanken nicht mehr aus und stand auf. Ich hatte keinen Plan und ging einfach dahin, wo meine Füße mich hintrugen. Ich ging den Gang entlang, eine Treppe runter und dann stand ich im Trainingsraum.

Dort hing mein Bogen in einer Halterung an der Wand und es juckte mich auf einmal tierisch in den Fingern ein paar Pfeile zu verschießen.

Ich nahm den Bogen von der Wand und strich ehrfürchtig über die Verzierung auf dem Griff.

Ich stellte mich mit einem Köcher voller Pfeile auf dem Rücken vor die Zielscheiben und stellte mir vor, dass es wieder jener Tag war, an dem Lloyd mir das Bogenschießen beigebracht hatte. Wenn ich mich anstrengte konnte ich noch immer seine Hände auf meinen spüren und seinen Körper ganz nah bei meinem.

Ich legte den ersten Pfeil auf, spannte die Sehne und schloss die Augen.

Ich stellte mir das lächeln von Lloyd vor, wie seine grünen Augen dabei aufblitzten und zu strahlen begannen.

Dann ließ ich die Sehne los.

Mit einem schnalzen zog sie sich zurück und als ich die Augen öffnete sah ich, dass ich genau die Mitte getroffen hatte.

Danach verschoss ich einen Pfeil nach dem anderen und ich traf jedes Mal.


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