Elementa

Nya

Jay und ich saßen in der Kommandozentrale und warteten darauf, dass Pya und Zane mit hoffentlich guten Nachrichten wieder kamen.

Niemand sagte etwas, absolute Stille herrschte. Das war für Jay ungewöhnlich und offenbarte die Ausnahmesituation in der wir uns befanden.

Immer wieder sah ich den harten Ausdruck in Coles Gesicht und hörte immer wieder wie er mit kalter Stimme sagte: Das was er verdient hat und wie du willst. Er hatte Daemon einfach durch die Reling geworfen! Wie hatte Cole das nur tun können? Ich meine er und Daemon waren nicht gerade Freunde gewesen und ich hatte sogar den Verdacht, dass da Eifersucht im Spiel gewesen war, aber so was? Das tat man doch nicht ohne triftigen Grund. Cole tat so was nicht ohne triftigen Grund. Und eben diesen Grund wollte ich wissen. Wo war eigentlich mein Bruder?

Da ging die Tür auf. Jay und ich sahen gleichzeitig auf, doch es war nur Lloyd.

„Ich habe Daith in sein Zimmer gebracht und gewartet, bis er eingeschlafen ist. Hat jemand von euch eine Ahnung, was da eben passiert ist?", fragte Lloyd und setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl.

„Ich weiß nicht viel", sagte ich.

„Auch wenig reicht mir. Ich will nur wissen was passiert ist. Nicht warum, sondern nur wer und was", sagte Lloyd. „Wer hat Daemon denn so zugerichtet?"

„Es war Cole", sagte ich und sah wie ein entsetzter Ausdruck in Lloyds Gesicht trat, da redete ich schnell weiter. „Er hat Daemon so zugerichtet und ist dann verschwunden, wir haben sofort Pya geholt und die versorgt gerade Daemon. Aber frag mich nicht warum Cole das gemacht hat.

„Das klingt überhaupt nicht nach Cole", sagte Lloyd nachdenklich. „Ich meine er kann schon brutal sein, aber das nur Gegnern gegenüber oder nur mit Worten, aber gegen Freunde..."

„Also wenn ich ehrlich sein soll, dann wirkten Daemon und Cole auf mich nie wie Freunde", schaltete sich Jay nun ein. „Immer wenn Cole und Kai irgendwo zusammen zu sehen waren, dann war Daemon nie da oder er stand irgendwo ganz weit abseits. Und dann waren da auch noch die vielen Mal, die er mit Kai in seinem Zimmer Videospiele gespielt hat. Das hat Cole nicht gefallen. Er hat dann immer ausgesehen, als würde er gleich da rein stürmen und Daemon den Hals umdrehen. Vielleicht ist das heute einfach mal passiert."

„Ja vielleicht", sagte Lloyd noch immer in Gedanke versunken.

Da kamen Pya und Zane herein. Zane hielt Pya an der Hand und auf mich wirkte es so, als sei das das einzige, was Pya noch auf den Beinen hielt.

Zane führte sie zu einem Stuhl und Pya ließ sich hineinfallen. Sie fuhr sich mehrmals übers Gesicht und begann dann zu berichten:

„Also ich habe mir Daemon genauer angesehen. Es sieht nicht gut aus. Ich konnte die inneren Blutungen stoppen und ihn in ein Koma versetzen aus dem er sobald nicht mehr erwachen wird. Sein Körper ist fast vollständig zertrümmert, es muss mit ziemlich großer Kraft auf ihn eigeschlagen worden sein, denn sein Kiefer, seine Nase, der Großteil seiner Rippen, einige Wirbel, seine Hüfte, und sein Bein sind gebrochen. Dazu kommen noch einige Risse im Schädelknochen und seine inneren Verletzungen.

Es könnte sein, dass er nie wieder laufen kann, wenn er überhaupt wieder erwacht. Ich tue mein bestes, aber ich kann auch keine Wunder geschehen lassen."

Danach herrschte Stille. Bedrückte Stille, voller unbeantworteter Fragen.

Warum?

Warum hatte Cole das getan?

„Die Nacht über wird sich sein Zustand wahrscheinlich nicht verschlechtern. Ich habe seine Knochen gerichtet, ich konnte aber keine Heilung initiieren. Das kann ich frühestens Morgen tun. Wir sollten alle wieder schlafen gehen. Morgen wird schon anstrengend genug werden", sagte Pya und verließ auf Zane gestützt die Kommandozentrale.

„Sie hat Recht", sagte Lloyd und hievte sich ebenfalls hoch. „Machen wir morgen weiter." Dann ging auch er.

Jay stand auf und hielt mir seine Hand hin, sein Gesicht war ungewöhnlich ernst. Ich ergriff seine Hand und er zog mich hoch.

Schweigend gingen wir nebeneinander zu unserem Zimmer.

Schweigend legten wir uns in unser Bett.

Schweigend schliefen wir ein.