Daith

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Yume verkroch sich in mein Inneres um nachzudenken und sich vorzubereiten, wie sie selbst sagte.

„Kann ich bei dir mitfahren?", fragte ich Lloyd.

Der grinste spitzbübisch.

„Aber natürlich."

Er schwang sich auf sein Bike und ich kletterte hinter ihn und schlang meine Arme um seine Hüfte. Wie von selbst fanden meine Hände ihren Weg unter Lloyds Pulli und lagen direkt auf der warmen Haut. Lloyd drehte seinen Kopf zu mir und küsste mich, dann gab er Gas.

Ich sah noch einmal zurück und entdeckte eine dunkle Gestalt an der Reling. Ich brauchte einen Moment um ihn zu erkennen. Es war Daemon. Mein Bruder, der sich nicht mehr daran erinnern konnte, dass ich sein Bruder war. Ein Gefühl der Trauer überrollte mich und ich lehnte meinen Kopf gegen Lloyds Rücken, dann kuschelte ich mich so eng an ihn wie möglich. Ich wollte nicht an Daemon denken, ich wollte am liebsten nie wieder an ihn denken. Ich wollte nicht daran denken, wen ich verloren hatte und ich wollte nicht an meine erste richtige Vision denken. Ich glaube ich hatte aufgehört zu kämpfen, ich wollte nicht, dass Daemon uns verriet, aber jetzt wo ich Angst hatte, dass es schon bald so weit war oder sogar schon zu spät, da hatte ich aufgegeben. Was war ich nur für ein Mensch? Was war ich nur für ein Bruder?

Ich küsste Lloyd in den Nacken und dachte an ihn und mich. Das würde meine Zukunft sein. Wir zusammen.

Es dauerte nicht lange bis wir endlich am Steinbruch angekommen waren und wir stiegen ab. Erst ich, dann Lloyd.

„Alles in Ordnung?", fragte Lloyd, als er mein Gesicht sah, in dem sich immer noch die Emotionen, die in mir tobten, spiegelten.

„Ja", sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln, das wohl nicht sehr überzeugend ausgesehen haben muss, denn Lloyd zog mich in seine Arme. Ich ließ mich hineinfallen und von seinen starken Armen tragen.

Er küsste leicht meinen Hals und ich vergrub meinen Kopf in seiner Halskuhle.

Nach einigen Minuten lösten wir uns voneinander und Lloyd sah mich mit diesen unglaublich grünen Augen besorgt an.

„Was ist los?", fragte er.

„Ach", sagte ich. „Ich hab nur das Gefühl, dass ich Daemon für immer verloren hab."

Mist, ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich versuchte sie zurück zu halten, doch zu spät. Schon rannen sie über meine Wangen und tropften mir vom Kinn. Warm und nass.

„Hey", sagte Lloyd sanft und wischte mir mit einem Taschentuch vorsichtig die Tränen vom Gesicht.

„Sorry", sagte ich und meine Stimme klang brüchig.

„Schon gut, echt", sagte Lloyd. „Du musst auch nicht darüber reden, wenn du nicht willst."

Ich nickte, dankbar, dass Lloyd keine Erklärung haben wollte. Energisch wischte ich mir mit meinen Ärmeln übers Gesicht und verbannte die Angst in die hinterste Ecke meines Bewusstseins.

„Okay, bin wieder da. Es geht jetzt schließlich nicht um mich sondern um dich und deinen Drachen. Hast du eigentlich schon einen Namen?", fragte ich, wie um mich abzulenken.

„Na, ja. Ich weiß ja nicht was das für ein Drache ist. Ist es eine Sie oder ein Er?", sagte Lloyd und blickte mich nachdenklich an.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Fragen wir doch Yume mal", sagte ich und schloss kurz die Augen. Yumes Energie fand ich sofort und ich schaffte es auch schon immer schneller sie zu rufen.

Hallo Daith, sagte Yume.

,Hallo', dachte ich. , Also wir sind jetzt hier und wollten Lloyds Drachen holen. Weißt du eigentlich das Geschlecht der Wächter?'

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