Es ging zu einfach. Echt jetzt. Also nicht, dass ich mich beschweren würde oder so, aber seltsam war das schon.
Daith und ich waren zur Festung geflogen und eingestiegen. Ganz einfach. Vorsichtig waren wir durch die Gänge geschlichen, aber nirgends war irgendeine Wache zu sehen. Daith schien das nicht zu stören, aber ich bekam langsam etwas Angst. Nicht, dass wir geradewegs in eine Falle liefen und am Ende neben Lloyd in einer Zelle landen würden.
Daith behauptete, dass Lloyd im Keller war. Als ich ihn fragte woher er das denn wissen wollte sagte er nur, er habe es in einer Vision gesehen und das sagte mir, dass wir ins Ungewisse liefen.
Doch Daith sollte Recht behalten, denn gefühlte Stunden später waren wir im Gefängnistrakt der Festung angekommen. Und immer noch keine Spur von einer Wache oder gar LG.
„Hier muss es sein", sagte Daith und klang ganz aufgeregt. Ob er Lloyds Anwesenheit wohl spüren konnte? Ich meine immerhin war er ja in ihn verliebt, das hatte er mir ja fast gesagt.
Ich stand Schmiere, während Daith in jeder Zelle nach seinem Liebsten suchte. Hoffentlich bekam ich keine Wiedersehensszene zu sehen. Allein bei dem Gedanken daran wurde mir schon ganz schlecht.
Nach ein paar Minuten hörte ich hinter mir eine Tür aufgehen, dann einen leisen Aufschrei von Daith, als er vermutlich Lloyd gefunden hatte.
Wieso war mir eigentlich nicht schon vorher aufgefallen, dass Lloyd und Daith beide schwul waren? Ich meinte bis dahin solche Menschen leicht erkenne zu können. Wobei ich bei Cole und Kai auch ein wenig überrascht worden war, wenn ich ehrlich sein sollte.
„Jay, Ja-ay", hörte ich Daith gedämpfte Stimme und drehte mich um. Mein Cousin lehnte sich aus einer Tür und winkte wie wild.
Ich ging zu ihm.
„Was ist denn?", fragte ich.
„Lloyd ist hier, aber er ist gefesselt. Ich bekomme ihn nicht los", sagte Daith.
„Und wie stellt du dir vor, wie ich ihn losmachen soll? Ich bin nicht so superstark wie Cole, wenn du das vergessen haben solltest."
„Die Ketten haben ein elektronisches Schloss", sagte Daith nüchtern.
„Oh, na dann", sagte ich und spazierte an Daith vorbei in die Zelle.
Dort war Lloyd an Händen, Füßen und sogar am Hals gefesselt.
„Wie übertrieben", sagte ich was ich dachte. „Hallo Lloyd. Schön dich wieder zu sehen. Wir haben uns schon gewundert wo du bist."
„Hallo Jay", sagte Lloyd. „Nett, dass ihr kommt um mich zu holen. Wo sind die anderen? Draußen? Lenken sie meinen Vater ab?"
„Also nicht so ganz", sagte Daith, während ich mir die Schlösser genauer ansah. Die waren leicht zu knacken. Eine kleine Ladung würde reichen um sie zu zerstören. Ganz nebenbei hörte ich zu wie mein Cousin Lloyd beichtete, dass wie alleine hier waren.
Lloyds erschrockene Reaktion werde ich nie vergessen. Irgendwie erinnerte mich diese Reaktion an die, die Kai zeigen würde. Nya meinte er würde sich immer schnell über alles aufregen.
„Lloyd halt mal kurz die Klappe", sagte ich und oh Wunder, er war wirklich still. „Ich werde jetzt nacheinander durch jedes Stück Eisen eine Stromladung schicken. Das kann kitzeln bis wehtun. Mach dich also auf alles gefasst", warnte ich. „Bist du bereit?"
Lloyd nickte.
Dann schickte ich schnell nacheinander die Stöße los.
„War gar nicht schlimm", sagte Lloyd, als die Schlösser klickten und auf gingen. Dann war Daith sofort bei ihm und half ihm auf. Ich kehrte auf meinen Beobachtungsposten zurück. Immer noch war alles leer.
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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...