Nichts von dem was du siehst ist echt, dachte ich immer und immer wieder an Pyas letzte Worte an mich. Ich hatte noch fragen wollen, was ich den sehen könnte, doch da wurde schon alles schwarz um mich herum und ich hatte das Gefühl zu fallen.
Nach einiger Zeit wurde das Gefühl schwächer, bis es vollkommen nachgelassen hatte
Um mich herum war immer noch alles schwarz, sodass ich fast nicht unterscheiden konnte wann ich die Augen offen hatte und wann nicht. Hatte ich überhaupt noch Augen?
Ich spürte wie Panik in mir aufstieg. Wo war ich? Was war ich? Würde ich hier je wieder weg kommen? Die Fragen verursachten einen wirbelnden Sturm aus Verwirrung und Angst in meinem Kopf.
Als ich kurz davor war durchzudrehen, wurde es plötzlich hell.
Farben flossen herein und formierten sich zu einer farbenfrohen Landschaft um mich herum. Ich konnte Bäume sehen, sie grenzten an den Strand, auf dem unser Schiff gestrandet war.
Erleichterung durchflutete mich und ich merkte wie die Angst wich. Dann sah ich mir das Schiff genauer an und bemerkte, dass der Mast abgeknickt am Boden lag und ein riesiges Loch in der Bordwand klaffte. Da kam die Angst wieder zurück und füllte mich komplett aus.
Dann stieg ich in die Höhe. Ich wusste nicht wie, ich wusste nur, dass ich flog.
Höher und höher, bis ich auf die ganze Insel herab schauen konnte.
Auf der einen Seite waren die Berge und die Eisfelder und in der anderen Richtung lag die Stadt. Aber als ich dorthin blickte, sah ich nur Flammen. Die ganze Insel brannte hell.
Und direkt darüber sah ich eine dunkle Gestalt.
Mein Vater.
Ich konnte ihn nicht erkennen, aber ich wusste es einfach, dass er es war. Niemand anderes wollte die Welt brennen sehen.
Die Dunkle Gestalt kam näher direkt auf mich zu! Ich wollte weg, doch ich konnte mich nicht bewegen. So musste ich an Ort und Stelle verharren, während mein Vater immer näher kam. Die Dunkelheit umhüllte mich wie eine kalte Hand.
Ich sah auf und blickte in die vor Hass rot glühenden Augen von Lord Garmadon. Dann schleuderte er mich in die Flammen.
Ich schrie, dann wurde wieder alles Dunkel und ich fiel wieder.
Als das Gefühl nachließ, stand ich vor meinen Freunden. Doch es waren nicht nur Cole, Kai, Nya, Jay, Zane, Pya, Daemon und Daith, nein es war auch mein früheres Team da. Jason, Mike, Jordan, Elena und Sally. Das Team, das mir den Rücken zugewandt hatte, nachdem sie herausgefunden hatten, dass ich der Sohn unseres Feindes war.
Es herrschte ein lautes Durcheinander von verschiedenen Stimmen, doch als ich gerade zu realisieren begann, wo ich war, verstummten alle.
Alle Augen richteten sich auf mich und unter ihrer aller Blicke fühlte ich mich seltsam schutzlos. Aber das waren doch meine Freunde!
„Verräter", zischte jemand von weiter hinten. Es wie ein Raunen durch die Menge nach vorne, bis alle tobten.
„Verräter, Verräter", schrien alle, auch die von denen ich gedacht habe, dass sie meine Freunde waren und mir vertrauten, doch ich hatte mich geirrt, mich in ihnen getäuscht. Sie hatten sich gegen mich gewandt, mich verstoßen.
Die Erkenntnis verursachte einen Schmerz, als würde mein Herz aufreißen.
Ich sank auf die Knie und auch wenn sie mich nicht berührten, fühlte ich mich, als griffen sie mich an.
Irgendwann ließ das Gefühl nach und ich fiel abermals.
Was war, das hier? Wo war ich?
Nichts was du siehst ist echt, hörte ich Pyas letzte Worte wieder vor mir. Aber wenn das alles nicht echt ist, warum sehe ich es dann?
Da alles Dunkel blieb und ich weiterhin fiel, machte ich mir Gedanken.
Zuerst hatte ich gesehen wie mein Vater die Welt zerstört hat, dann waren alle meine Freunde, die sich von mir abgewandt haben, was würde als nächstes kommen? Und was hatten all diese Situationen gemeinsam?
Ich grübelte und grübelte.
In jeder Szene waren Menschen gewesen, denen ich einmal vertraut hatte oder die ich einmal gemocht habe, wobei das bei meinem Vater auch nicht so ganz stimmt. Aber was in jeder Situation gleich gewesen war, war, dass ich Angst gehabt habe. Und Schmerz gespürt habe. Aber ich glaube, die Angst war das Ausschlag gebende.
Ich durchlebte hier meine größten Ängste!
Ich hatte Angst davor, dass mein Vater die Insel übernehmen und vernichten konnte und ich ihn daran nicht hatte hindern können.
Ich hatte Angst davor, von allen meinen Freuden verstoßen zu werden und alleine da zu stehen.
Was würde als nächstes kommen?
Das Gefühl des Fallens ließ nach und ich war in einem Raum, den ich nicht kannte. Vor mir stand Daith.
Was hatte Daith in meinen Ängsten zu suchen?
„Lloyd, ich finde es war sehr mutig von dir mir zu sagen, was du fühlst, aber ich musst dir leider sagen, dass ich deine Gefühle nicht erwidere. Wenn du willst können wir aber Freunde sein", sagte er zu mir und ging.
In mir stieg Kälte hoch und den Schmerz der Zurückweisung. Doch warum spürte ich das alles? War ich in Daith verliebt?
Mein Onkel Wu sagte immer, dass man tief in sich drin schon die Antwort auf alle seine Fragen wusste, man sie aber manchmal einfach nicht wahr haben möchte.
Wollte ich nicht wahrhaben, dass ich Gefühle für Daith, einen Mann, hatte?
Bevor ich dem noch weiter auf den Grund gehen konnte wurde um mich herum wieder alles schwarz und ich fiel. Mal wieder. So langsam wurde das zur Gewohnheit.
Doch als ich landete bekam ich erneut Angst.
Da war der Thron meines Vaters und davor kniete Daith. Er war verletzt und blutete stark.
„Bring es zu Ende, mein Sohn", sagte mein Vater, der auf seinem Thron saß und auf Daith herab blickte.
Dann sah ich mich.
Aber das konnte ich nicht sein! Niemals würde ich mit meinem Vater zusammenarbeiten!
Doch es gab keinen Zweifel. Da stand ich, in einer schweren Rüstung, wie die meines Vaters nur ohne den Helm, und mit meinem Katana in der Hand. Die Waffe, die Daith für mich geschmiedet hatte.
„Gerne doch Vater", hörte ich meine Stimme. Sie klang kalt und so gar nicht nach mir.
Ich sah wie mein anderes Ich das Katana hob, wie es golden Aufblitzte und dann herab sauste.
„NEEEIINNN!", schrie ich, doch niemand hörte mich und so musste ich mitansehen, wie mein anderes Ich meine Waffe in Daith Brust versenkte, bis zum Anschlag und sich langsam eine rote Pütze um ihn herum ausbreitete.
Ich lief los und mir war egal, ob mich jemand sah oder gleich mit tötete, doch als ich bei Daith war, war alles verschwunden. Mein anders Ich, der Thron, mein Vater, nur in Daith Brust steckte mein Katana, das nicht meines war.
„Daith", sagte ich leise und ließ mich neben ihm zu Boden fallen.
„Lloyd", sagte Daith und musste husten. Blut lief ihm aus dem Mundwinkel und tropfte zu Boden. „Lloyd, hör mir zu, ich muss dir noch etwas sagen."
„Daith, nicht, nein es ist noch nicht zu Ende, ich hole Hilfe, das wird schon wieder.", sagte ich und sah mich um. Doch Daith packte mein Handgelenk und sagte mit schwacher Stimme: „Nein, Lloyd, du weisst genau wie ich, dass ich hier nicht lebend raus komme." Ein weiter Hustenanfall schüttelte ihn und das Blut wurde mehr. „Vorher muss ich dir noch etwas sagen. Lloyd, ich lieb dich."
In diesem Augenblick, vergaß ich das ganze Blut und den Tod, der schon den ganzen Raum füllte und es gab nur noch Daith und mich.
Ich beugte mich zu Daith herunter und küsste ihn mit all meiner Verzweiflung und meiner Liebe.
„Danke, Lloyd", hauchte Daith, dann wurde er schwer in meinen Armen und ich konnte sehen wie das Leben aus seinen Augen wich.
Ich umklammert seine Leiche und weinte, bis ich das Bewusstsein verlor.
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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...