Daith

276 21 8
                                    

Ich hatte kein Motorrad wie Lloyd, Kai oder Zane, ich hatte keinen Jeep wie Cole, keinen Jet wie Jay und auch keinen fliegenden Kampfanzug wie Nya, also musste ich zu Fuß gehen.

Wobei das auch nicht so schlecht war. Durch die ganze Bewegung bekam ich den Kopf frei und meine Gedanken wurden klar.

Seit meiner Vision dachte ich anderes über die Nacht, in der Cole Daemon verprügelt hatte. Wer weiß, vielleicht hatte Cole etwas ähnlich gesehen wie ich und wollte die Gefahr nur abwenden, oder Daemon war schon... ein Verräter und Cole hatte ihn erwischt. Nein, bitte lass es noch nicht zu spät sein! Ich musste meinen Bruder retten können!

Ich blieb stehen und registrierte wo ich war. Ich stand am Ufer eines kleinen Sees, fast nur ein Tümpel, der umringt von Trauerweiden war.

Trauerweiden, das passt ja, dachte ich, setzte mich an die Uferkante und sah auf die Wasseroberfläche.

Ob das hier wohl die Quelle der Visionen war? War das Van?

Genau wusste ich es nicht, aber ich fühlte mich hier wohl und wollte nicht aufstehen.

Ich zog meinen Bogen vom Rücken und besah ihn mir genauer.

Goldene Ornamente überzogen ihn und bei genauerem Hinsehen konnte man auch Gravuren sehen. Für meine ewige Liebe stand da, doch das war nicht alles gewesen. Irgendein Wort wurde dort entfernt. Ich sah so genau hin, dass ich Augenschmerzen bekam, doch ich konnte Misako entziffern. Wer war Misako? Und wer hatte diesen Namen entfernt? War es Lloyd gewesen? Wusste er, dass auf dem Bogen für meine ewige Liebe stand?

Hinter mir hörte ich ein Geräusch und ich zuckte zusammen. Ich war so in Gedanken gewesen, dass die Welt um mich herum vergessen hatte.

Schnell sah ich mich um, doch ich konnte nichts und niemanden sehen, dafür rutschte mir mein Bogen aus der Hand und landete mit einem lauten Platsch im Tümpel.

Ich stöhnte auf und ärgerte mich über meine eigene Ungeschicktheit. Ächzend beugte ich mich über die Kante und wollte ins Wasser greifen um meinen Bogen wieder rauszuholen, doch meine Hand konnte die Wasseroberfläche nicht durchdringen. Es war als wäre die Oberfläche plötzlich eingefroren, aber das konnte nicht sein. Denn sie war nicht kalt und als ich mich darüber beugte, sah mir mein eigenes Gesicht entgegen. Da war mir klar, dass das kein Eis war, sondern ein Spiegel!

Und ich war nicht alleine. Hinter mir stand ein Wesen, ein Drache. Ich konnte ihn im Spiegel sehen und seinen Atem im Nacken spüren. Doch was ich auch noch spüren konnte, war die Aura, die von ihm ausging.

Sie war freundlich und warm, sodass die Angst gar keinen Grund hatte um in mir aufzukeimen.

Ich drehte mich um und sah in die freundlichen violetten Augen des Drachen. Sie waren ganz nah bei mir, ich hätte nur meine Hand austrecken müssen und ich hätte die Schnauze des Drachen berühren können. Und genau das tat ich.

Als ich die weichen Schuppen berührte passierte etwas Seltsames. Es war, als würde ich plötzlich in den Gedanken des Drachen sein.

Hallo, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Sie gehört wohl dem Drachen.

Hallo, dachte ich, wer bist du?

Ich bin die Wächterin der Quelle Van, hörte ich die Stimme in meinem Kopf. Ich habe die Aufgabe die Quelle zu beschützen und Diebe zu töten.

Diebe, dachte ich. Bin ich auch ein Dieb?

Nein, du bist kein Dieb. Die Quelle hat dich gerufen und ich habe dich erwartet. Nun bist du hier um deine dir zustehenden Kräfte zu erhalten.

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt