Cole

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Ich ärgerte mich, als ich Kai und die anderen in der Ferne kleiner werden sah. Ich wollte nicht hier bleiben! Ich wollte auch sehen woher die Steine, oder was auch immer das waren, kamen. Nya schien es ähnlich zu gehen, denn sie begann in der „Kommandozentrale" auf und ab zu gehen, während ich mich auf einem Stuhl fläzte, die Beine auf dem Tisch, und dabei auch noch kippelte.

Nach ein paar Minuten ging mir das ständige auf und ab tigern aber gehörig auf die Nerven. Konnte sie das bitte mal sein lassen?

„Musst du das die ganze Zeit machen?", fragte ich und merkte, dass meine Stimme genervter klang als beabsichtigt.

„Was soll ich denn sonst machen?", fragte sie zurück.

„Keine Ahnung. Irgendwas Sinnvolles vielleicht."

Sie blieb stehen und sah mich an.

„Und was ist deiner Meinung nach etwas Sinnvolles?"

Ich zuckte mit den Schultern.

Nya zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. Und so saßen wir eine Weile einfach nur da. Nya spielte mit einer Wasserkugel in der Hand und ich starrte gedankenverloren an die Wand und dachte daran, was Kai wohl gerade machte. Außerdem dachte ich an diese beiden neuen, die Schmiede und Jays Cousins. Eigentlich konnte das nichts Gutes verheißen. Besonders dieser Daemon gefiel mir ganz und gar nicht. Hätte man mich gefragt weshalb, hätte ich nicht antworten können. Es war einfach so ein ungutes Gefühl, das ich bei seinem Anblick hatte.

Tief versunken in meinen Gedanken zuckte ich zusammen, als es dumpf an der Tür klopfte. Es hämmerte eher.

Nya und ich sprangen gleichzeitig auf und nahmen Kampfhaltung ein. Sicher war sicher, besonders nachdem wir schon einmal angegriffen worden sind.

Sie nickte mir zu und ich schlich mich zum Eingang zur Kommandozentrale. Unendlich vorsichtig und auf alles gefasst öffnete ich die Tür.

Davor stand ein Steinsamurai. Doch er war anders, als der, gegen den ich vorher schon mal gekämpft hatte. Erstens er war kleiner als ich und sah auch bei weitem nicht so gefährlich aus wie der letzte. Und er trug keine Rüstung. Es war eigentlich nur ein Stein mit roten Augen, der sich bewegen konnte. Und er hielt etwas in der Hand.

Trotzdem holte ich mit meiner Sense aus und unter dem Schlag zerfiel der „Steinsamurai" sofort zu Staub.

„Wow, wie hast du das denn gemacht Cole?", fragte Nya, als sie sah, wie der Wind den Steinstaub davon wehte.

„Ich glaube nicht, dass das ein echter Steinsamurai war. Es war ehe so ne Art Bote. Schau mal Was er uns schönes da gelassen hat."

Ich deutete auf den Boden, wo ein Briefumschlag lag.

Nya hob ihn auf und ging zurück zum Tisch. Ich schloss die Tür und folgte ihr.

Sie hatte inzwischen schon den Umschlag geöffnet und ein Blatt vergilbtes Papier herausgeholt und begonnen zu lesen. Ich konnte beobachten, wie ihre Augen beim Lesen immer größer wurden, bis ihr der Zettel aus der Hand fiel und zu Boden flatterte. Nya war kalkweiß. So weiß, dass ich schon Angst hatte, dass sie gleich in Ohnmacht fiel.

„Nya, was steht da auf dem Zettel?", fragte ich.

Nya zitterte und in ihren Augen glitzerten Tränen. Sie sagte nichts und ließ sich nur langsam auf den Stuhl vor ihr fallen.

Dann nach einer gefühlten Ewigkeit hob sie den Zettel auf und reichte ihn mir. Ihre Hand zitterte stark.

Ich nahm das Papier entgegen und sah ihn mir an. Dort stand etwas geschrieben. Die Schrift kam mir nicht bekannt vor.



Sohn,

Unser aller Schicksal steht fest und auch wenn du dich noch immer in deinem lächerlichem Widerstand sicher fühlst, dann lass dir eines gesagt sein:

Das Spiel ist vorbei noch ehe es begonnen hat.

Denn wie ich aus sicherer Quelle weiß ist dein Team schon wieder um eine Person ärmer. Woher ich das weiß? Er leistet mir hier Gesellschaft und eines ist sicher, ihr werdet ihn nie wieder sehen. Sein Opfer wird der Anfang vom Ende sein, lass dir das gesagt sein.

Dieser Zyklus wird nicht so glimpflich enden wie jene zuvor und das weißt du, also lauf nicht weiter vor deine Schicksal davon, stell dich ihm und stell dich mir. Erkenne die Dunkelheit an und ihr werdet ein schnelles Ende finden, das verspreche ich dir. Was euch sonst erwarten wird, das weißt du nur zu gut.

Also, triff eine Entscheidung. Bald.

Dein Vater

LG


Helft mir! Ich bin irgendwo unter der Erde. Nahe am Meer.

Zane



Ich sog scharf die Luft ein, blies die Backen auf und ließ die Luft wieder zischend entweichen.

„Das ist ein starkes Stück", sagte ich.

Nya nickte. Sie hatte sich wieder etwas beruhigt.

„Weißt du was das bedeutet?", fragte sie mich ernst.

„Das Zane in höchster Gefahr ist", sagte ich.

„Nicht nur das. Der Gegner, gegen den wir kämpfen, ist Lloyds Vater."

Ich rieb mir die Augen und sah Nya an.

„Sollten wir ihn darauf ansprechen? Können wir Lloyd vertrauen?", fragte ich.

Nya schüttelte ratlos den Kopf.

„Ich würde ihm sagen, dass wir wieder eine mündliche Nachricht bekommen haben, wo alles das mit Zane gesagt wurde. Aber ich will herausfinden, ob er es uns von sich aus sagen würde. Bis wir die Wahrheit wissen, müssen wir extrem Vorsichtig sein. Ich habe meine Waffe immer dabei", sie schüttelte ihr Handgelenk. „Ich würde dir raten das gleiche zu tun."

Ich legte meine Hand auf meine Sense, als Zeichen, dass ich sie nie wieder aus den Augen verlieren würde.

„Sagen wir noch jemandem aus unserem Team Bescheid?", fragte ich.

„Nein. Weder meinem Bruder noch Jay. Von dir weiß ich, dass du was für dich behalten kannst, aber bei Jay und meinem Bruder bin ich mir da nicht so sicher, außerdem je weniger davon wissen, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass Lloyd was mitbekommt. Verstanden?"

Ich nickte.

„Gut", sagte Nya. „Dann lass uns mal nach sämtlichen Höhlen nahe am Meer suchen. Ich will Zane lebend wieder haben."

Und so stürzten wir uns auf die Aufgabe, Zane zu suchen.

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