Nya

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Als Cole am nächsten Morgen zu unserem provisorischen Frühstück kam, sah er aus, wie der Tod persönlich. Blass und mit dunklen Ringen unter den Augen.

Er tat mir leid. Ich wollte nicht daran denken, welche Sorgen ich mir machen würde, wenn Jay noch bei all den Gefahren da draußen wäre. Wahrscheinlich hat er die ganze Nacht über vor Sorgen nicht geschlafen. Ich hatte auch nicht geschlafen, aber das hatte andere Gründe.

Ich musste kichern bei den Gedanken an die letzte Nacht.

„Na bist du gut drauf", sagte Jay und lächelte mich an, dann gab er mir einen Kuss.

„Hmm du schmeckst nach Marmelade", sagte ich.

Jay grinste und aß weiter sein Brot. Cole saß still wie ein Gespenst am anderen Ende des Tisches und starrte auf sein Brot, das er erst mit Butter bestrichen hatte.

„Cole alles in Ordnung mit dir?", fragte ich. So hatte ich ihn noch nie erlebt und langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen.

„Entschuldigt mich bitte", sagte Cole, stand auf und ging aus dem Zimmer.

Ich sah Jay an, der mich nur verwundert ansah und mit den Schultern zuckte. Langsam stand ich auf.

„Ich guckte mal nach ihm", sagte ich und Jay nickte.

Es dauerte eine Weile, doch dann fand ich Cole draußen an Deck, wie er in die Ferne starrte.

Wortlos stellte ich mich neben ihn. Er ragte neben mir wie ein Turm in die Höhe, wie ein Riese. Ob sich mein Bruder sich auch so fühlte wenn er neben ihm stand?

Aber deswegen war ich nicht hier. Wobei, wenn man es genau nahm dann doch, aber in erster Linie war ich hier um mit Cole zureden, ob es auch wirklich um meinen Bruder ging, wusste ich ja nicht.

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte ich vorsichtig und machte mich auf eine schroffe Antwort gefasst.

Stattdessen konnte ich sehen wie Cole den Kopf senkte und auf das Geländer legte.

„Nein nichts ist in Ordnung", sagte er und klang eher erschöpft, als aggressiv.

„Wieso? Was ist denn passiert?", fragte ich.

Cole schwieg erst, sein Blick war glasig und ging ins Leere.

Dann für einen winzig kleinen Augenblick wich dieser Ausdruck von seinem Gesicht und er sah mich mit müden schwarzen Augen an.

„Ich hatte heute Nacht einen schrecklichen Traum", sagte Cole und schon starrte wieder mit glasigem Blick in die Ferne.

„Willst du mir erzählen was darin passiert war?", fragte ich ihn und sah zu ihm auf.

Er atmete tief ein und stieß die Luft dann zischend wieder aus. Dann drehte er sich so abrupt zu mir um, dass ich einen Schritt zurück machte.

„Er ist gestorben. In meinen Armen. Und ich konnte nichts, nichts tun um ihm zu helfen!"

Cole sah so verzweifelt aus, dass ich ihn einfach trösten musste.

„Hey, das war nur ein Traum. In Wirklichkeit geht es Kai bestimmt super gut. Du wirst schon sehen. Er ist bald da und dann kannst du den Traum bestimmt bald in deinem Gedächnis verblassen lassen", sagte ich während ich Cole in den Arm nahm und ihm tröstend über den Rücken strich.

Ich trat einen Schritt zurück. „Das wird schon wieder. Wirst sehen. Komm da wartet noch ein Frühstück auf uns."

Cole bemühte sich um ein lächeln und folgte mir in den Speiseraum, um doch noch zu frühstücken.

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