Pythors Untergebene gingen nicht gerade sacht mit mir um, sie zerrten mich hinter der schnell voran schlängelnden Schlange her und ich musste schon fast rennen, um nicht zurückzufallen. Und so hasteten wir einen ewig langen Gang entlang, der sich immer wieder wandte, so kam es mir jedenfalls vor. Gerade begann ich mich zu fragen wo wir letztendlich landen würden, als sich wie von Geisterhand ein Teil der steinernen Wand auftat und Pythors Diener mich hineinstießen. Die Geheimtür schoss sich wieder und ich war mit dieser abartig großen Schlange alleine.
„Ssetz dich doch", sagte Pythor und deutete mit dem Kopf auf den einzigen Stuhl im Zimmer, klar Schlangen von Pythors Größe konnten sich ja nicht setzen, oder besser sie brauchten es nicht. „Alsso, Ninja, du wolltesst verhandeln, nun ssage mir, worum willsst du verhandeln?"
Vorsichtig ließ ich mich auf dem doch recht klapprig aussehenden Stuhl nieder und richtete meine Aufmerksamkeit auf meinen Gesprächspartner.
„Ich will um die Freilassung meiner Freunde und mir und um Informationen betreffend Lord Garmadon verhandeln", sagte ich.
Pythor sah mich für eine Sekunde fast nachdenklich an.
„Freiheit für deine Freunde und dich. Dass willsst du. Sschon allein diesser Punkt ist kühn, aber dann willsst du auch noch streng vertrauliche Detailss über mögliche Kunden meinersseitss. Jungchen, bisst du dir ssicher, dassss du dir hier nicht vielleicht etwass zu viel vorgenommen hasst?"
Hatte ich das? Bei längerem nachdenken sah es für mich nicht so aus, als wollten die Schlangen uns einfach so gehen lassen? Viel mehr schien es so, als wollten sie uns viel lieber gefangen oder tot sehen. Aber ich durfte jetzt nicht zweifeln, meine Freunde verließen sich darauf, dass ich sie hier raus brachte und das würde ich!
„Ich denken, dass gegen die entsprechende Bezahlung sicher was zu machen ist", sagte ich.
Pythor wiegte seinen großen Kopf hin und her, er stieß seine Zunge ein, zwei Mal zischend zwischen den Zähnen hervor, dann fragte er: „Womit willsst du mich denn bezahlen?"
„Mit Immunität", entgegnete ich. „Du wirst deinen „Geschäften" nachgehen können, ohne, dass wir dich belästigen außerdem würde als Extra noch hinzukommen, dass, wenn du mir die Informationen gibst, nach denen ich verlange, wir dich und deine Untergebenen davor bewahren von einer Dunklen Macht übernommen und vernichtet zu werden.
„Eine dunkle Macht?", zischte Pythor. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wie kommsst du zu der abssurden Annahme, dassss unss eine weitere Zeit der Dunkelheit bevorssteht?"
„Weil ich den Überbringer der Dunkelheit kenne", sagte ich.
„Nun gut", sagte Pythor. „Wass den erssten Teil deiner Forderung angeht; ich lasssse dich und deine Freunde gehen, im Ausstaussch dafür lasssst ihr mich ab jetzt zufrieden."
Ich nickte.
„Das werden wir."
„Wass jedoch deine zweite Forderung angeht finde ich den Preiss zu niedrig."
„Was!?", sagte ich und lehnte mich auf meinem Stuhl vor. „Du findest, dass wir dein Leben beschützen nicht genug?"
„Nicht angessichtss, dassss ess auf einer Behauptung von dir bassiert. Wass wenn du dir dass alless nur aussgedacht hasst um mich ausszutrickssen? Nein, ich lasssse mich höchsstenss gegen einen höheren, ssicheren Preiss überzeugen."
Oh shit, das war nicht gut. Was konnte ich Pythor denn nur anbieten, dass ich diese echt wichtigen Informationen bekam? Immerhin hing davon unsere Chance im Krieg gegen meinen Vater ab.
Aber was konnte ich ihm geben? Was hatte ich das noch wertvoller für ihn war? Ein Pfand?
„Ich überlasse dir meine Waffe dafür", sagte ich.
„Haha", lachte Pythor zischend. „Wass ssoll ich denn mit einer Waffe mein junger naiver Ninja? Aber die Richtung, in die dein Angebot geht ist schon mal nicht schlecht."
Ein Entschluss setzte sich in mir fest.
„Dann bleibe ich hier", sagte ich. „Ich bleibe als dein Pfand hier, deine Versicherung sozusagen."
Nachdenklich wiegte Pythor seinen Kopf hin und her, dabei schwang sein ganzer Körper mit. Allein vom Zusehen wurde mir etwas schummrig, aber ich heftete meinen Blick auf ihn und blickte nicht weg.
„Ich will nicht dich", sagte Pythor schließlich. „Ich will dass Mädchen."
Nya.
„Welches Mädchen?", fragte ich in der Hoffnung, dass er nicht sie meinte.
„Dass Mädchen, dassss du und der grosssse Junge bei euch habt. Ssie will ich alss Pfand."
Nein das kann er nicht machen, schrie alles in mir, aber eigentlich wusste ich, dass es unsere einzige Chance war hier heraus zu kommen, die Pläne meines Vaters zu durchkreuzen und die Insel zu retten.
„Und wenn wir dir bewiesen haben, dass es dunkle Mächte hier gibt, die dich bedrohen, dann können wir Nya zurückhaben", sagte ich.
„Sso heisssst ssie alsso", zischelte Pythor.
„Deal?", fragte ich.
„Hmm", überlegte Pythor. „Und wenn ich ssie behalten will?"
„Dann gehe ich nicht auf den Deal ein."
„Ehrenhaft. Nun gut ich habe ansscheinend einen ssozialen Tag heute. Du bekommsst die kleine wieder wenn du mir bewiessen hasst, dassss ich in höchsster Gefahr sschwebe."
Ich nickte.
„Jetzt die Informationen, Pythor."
„Nicht sso sstürmissch, Ninja", sagte die Schlange und auf ein Zeichen von ihm kamen zwei Diener herein. „Ich weissss nicht viel über einen Kunden namenss Garmadon."
„Aber es gibt einen", aufgeregt beugte ich mich vor.
„Ssie fragte nach Karten, alten Karten auss den Zeiten dess erssten Königss", sagte Pythor ohne auf meinen Einwurf einzugehen.
„Karten aus den Zeiten des ersten Königs?", wiederholte ich. Was wollte mein Vater mit derart alten Karten, außerdem... „Eine Sie war hier?" Seit wann war mein Vater weiblich? Wahrscheinlich kam er nicht selbst her sondern schickte dieses Mädchen, das ich schon in seiner Festung gesehen hatte. Skylor.
„Ich ssagte doch, keine Informationen über meine Kunden."
„Ich will die Karte sehen", verlangte ich.
Auf ein weiteres Zeichen der Schlange hin legte ein Diener mir eine Karte vor. Sie war auf altes Papier gezeichnet, die Ränder waren vergilbt und rissig, aber man konnte noch immer erkennen, was sie darstellte. Die Form der Insel war deutlich zu sehen. Die Pfeiler der Dunkelheit stand oben als Überschrift und fünf dunkle Flecken waren über die Insel verteilt. Ich konnte gerade noch erkennen, dass ein Fleck in etwa an der Stelle war, wo damals das Dorf Jamanacai war und heute Vaters Festung stand, dann zog Pythor mir die Karte weg.
„Mehr kann ich dir nicht ssagen, Ninja", sagte er.
Es waren nicht viele Informationen, besonders nicht, wenn man bedachte, dass ich Nya dafür hier ließ, aber immerhin hatten wir eine Spur und eventuell fand ich in dem Buch meines Onkels auch einen Hinweis.
Pythors Diener flankierten mich und brachten mich wieder auf den Flur hinaus. Unterwegs dachte ich schon mal über die passenden Worte nach, die ich zu Nya sagte, wie ich sie davon überzeugen konnte, dass sie hier bleiben musste. Wahrscheinlich würde sie das nicht so gut finden, das würde ich auch nicht.
Gerade da, als ich in Gedanken versunken war, rempelte mich jemand an und als ich aufblickte sah ich eine Gestalt mit einem langen Umhang, doch im Vorbeigehen konnte ich einen kurzen Blick auf das Gesicht des Mädchens erhaschen.
Es war Skylor.
Uns lief die Zeit davon im Wettrennen um die Insel.
Ich lief schneller.
Überraschenderweise nahm Nya ihr Schicksal still und leise hin. Und so waren Cole und ich schnell wieder auf dem Weg zurück zu den anderen. Wir mussten wissen war die Pfeiler der Dunkelheit sind und wir hatten nicht mehr viel Zeit.
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Elementa
FantasíaJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...