Nya

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Irgendetwas war anders an diesem Tag. Irgendwas, das spürte ich, aber ich wusste einfach nicht was es war!! Und das deprimierte mich, vor allem da es meinen Bruder zu betreffen schien.

Gestern hatten wir das Ritual gehalten, da war alles in bester Ordnung gewesen, aber heute Morgen haben mein Bruder wie auch Cole durch Abwesenheit geglänzt. Lloyd war auch nur kurz da, dann hat er sich wieder zurückgezogen. Ein bisschen zerstreut wirkte der Gute, er hatte wahrscheinlich die ganze Nacht über dem Buch gesessen und gelesen. Musste ja eine wirklich spannende Lektüre sein...

Jedenfalls kümmerte Zane sich um die Küche und Jay und ich waren alleine.

„Schauen wir uns einen Film an?", fragte Jay. „Ich hab einige."

„So früh schon?", fragte ich.

„Ja klar, warum auch nicht?", fragte Jay und klimperte mit seinen blauen Augen.

„Na, gut", sagte ich und lachte.

Ich folgte Jay zu seinem Zimmer, doch meine Gedanken waren noch immer bei meinem Bruder.

„Ist dir heute was Besonderes an meinem Bruder aufgefallen?", fragte ich.

„Nö, sollte es?", fragte Jay. „Das einzige was mir aufgefallen ist, dass Lloyd sein Shirt auf links getragen hat, aber Kai... Der war ja nicht mal beim Essen..." Jay legte kurz die Stirn in Falten. „Und Cole auch nicht."

„Ja, das stimmt", murmelte ich.

Cole, weg.

Kai, weg.

Waren die beiden etwa... zusammen unterwegs?

Dennoch, warum hatte ich dann so das Gefühl, als läge etwas Unausgesprochenes, Bedrückendes in der Luft? Als wäre etwas passiert, das ich nicht wusste.

Jay schien das nicht so zu spüren, bildete ich mir das auch nur ein?

Wir warfen den Film an und setzten uns zusammen auf Jays Bett. Ich kuschelte mich an ihn und versuchte mich auf das Geschehen zu konzentrieren, aber es war schwer, dauernd musste ich überlegen was mein Bruder wohl gerade machte.

Ob Cole ihm wohl endlich gesagt hatte, was er für ihn empfand? Ich hoffte es doch sehr, die letzten Tage des Wettkampfes schien er doch sehr gelitten zu haben, auch wenn er das irgendwie nicht wahr haben wollte.

Wenn er es Kai gesagt hatte, wie hatte mein Bruder nur reagiert? Ich hoffte ja, dass er positiv reagiert hatte...

Vielleicht gingen meine Gedanken aber auch in die falsche Richtung und es war etwas ganz anderes passiert. Was genau, das wusste ich zwar nicht, aber die Möglichkeit bestand ja immer.

Noch einmal versuchte ich meine Gedanken auf den Film zu lenken, aber es war, als verstünde ich gar nicht was die Menschen dort sagten.

Zwei Stunden später war der Film dann vorbei und ich halb verrückt.

Im Laufe des Films waren verschiedenste Szenarien (größtenteils inspiriert von der Handlung des Filmes) eingefallen von denen mir die wenigsten gefallen haben. Das könnte aber auch eventuell daran liegen, dass es sich bei dem eben geschauten Video um einen Horrorfilm gehandelt hatte, der nicht gut ausgegangen war.

Immer hin hatte ich eines beschlossen:

Ich musste Cole so schnell wie möglich finden und alles aus ihm herausquetschen, alles.

Das war, wie ich fand eine gute Idee.

Jay holte mich aus meinen Gedankengängen zum Liebleben meines Bruders, indem er meine Hand nahm und mit seiner anderen vor meinen Augen schnipste.

„Erde an Nya, Erde an Nya. Hallo? McFly, jemand Zuhause?"

Ich schreckte auf und bemerkte, dass nur noch die Namen der Schauspieler und anderer Beteiligten über den Bildschirm liefen.

„Ja, ich bin hier", sagte ich.

„Wo warst du denn?", fragte Jay.

Ich legte meinen Kopf auf Jays Schulter.

„Weit, weit weg", sagte ich.

„Da wollte ich schon immer mal hin", sagte Jay.

„Ach und ich dachte du wärst Dauergast", lachte ich.

„Ne, das bin ich schon im Club der Genies", grinste Jay.

„Du alter Angeber", ich musste auch lachen, dann gab ich Jay einen kleinen Kuss. „Ich muss ganz kurz etwas Wichtiges klären, es wird nicht lange dauern okay?"

Erst sah Jay etwas enttäuscht aus, aber dann hellte sich sein Gesicht auf.

„Wenn du mich suchst, ich werde mir mal die Kommandozentrale genauer ansehen, von der Lloyd am ersten Tag gesprochen hatte."

„Okay, danke", sagte ich küsste ihn noch einmal, dann stand ich auf und trat auf den Gang.

Wo würde ich Cole wohl am ehesten finden?

Da musste ich fast nicht überlegen.


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