Lloyd

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Um mich herum war alles dunkel. Dunkel und kalt. Wo war ich? In der Festung meines Vaters. Was solle das denn? Er wusste doch ganz genau, dass ich lieber sterben würde, als meine Freunde zu verraten.

Ich versuchte mich aufzurappeln, was aber nicht ging,, weil meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Das einzige was ich erreichte war, dass ich umfiel und mit der Wange auf dem eisigen Stahlboden fiel.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen, die Kälte lähmte mich und auch meine Gedanken wurden zäh wie Gelee.

Daith. Er war das einzige woran ich noch denken konnte. Hatten er und die anderen es hinaus geschafft? Mein Vater durfte nicht auch ihn gefangen genommen haben.

Auf einmal hörte ich Schritte von irgendwoher, dann ein Schlüssel in einem Schloss, dann strömte schwaches Licht in meine Zelle. Es war nicht viel, aber genug um eine Person in der Tür stehen zu sehen, die nicht mein Vater war.

„Holt ihn da raus", befahl die Person den beiden Wachen neben sich.

Mit Erleichterung stellte ich fest, dass es keine Steinsamurai waren, sondern zwei Menschen.

„Ja, ja sofort", stammelte einer der beiden. „Sofort, sofort."

„Wir machen ganz, ganz schnell. Versprochen"; sagte auch der andere.

„Ach haltet doch die Klappe ihr Nervensägen", sagte die Person genervt.

„Also eigentlich heißen wir Chope und Kapau...", widersprach einer der beiden wurde aber unterbrochen.

„Mir ist egal wie ihr heiß, solange ihr ihn da raus holt und zwar zackig!"

Da hielte die beiden die Klappe und gleich darauf spürte ich wie ich auf die Beine gezerrt wurde. Sie schoben mich aus der Zelle auf den Gang. Dort war es im Vergleich zur Zelle richtig hell und ich musste meine Augen zusammen kneifen bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte.

Jetzt wo ich nicht mehr im Dunkel auf einem kalten Boden lag, begannen meine Gedanken wieder schneller zu arbeiten. Ich sah mich genauer um, vielleicht gab es ja eine Möglichkeit von hier zu fliehen, denn entweder wird mein Vater mich töten oder er wird mich foltern und dann töten. Eine andere Wahl hatte ich gar nicht.

Doch es gab kein Entkommen. Chope und Kapau hielten mich von hinten fest und dann war da noch die Person, die vor mir den Gang entlang schritt.

Jetzt bei Licht konnte ich erkennen, dass es ein Mädchen war, das nicht älter sein konnte als ich. Sie trug eine braune Lederrüstung und an ihrem Gürtel hing ein großes Zwei Händer Schwert. Rote Haare wippten beim Laufen auf und ab.

Sie sagte nichts, öffnete nur Tür um Tür, bis wir anscheinend am Ziel waren.

„Bringt ihn rein", befahl sie Chope und Kapau und die beiden schoben mich in den Raum hinter der Tür.

Dort stand mein Vater.

Er drehte sich zu mir um und seine Rüstung klirrte leise. Er trug seinen Helm nicht und ich konnte das vertraute und gleichzeitig doch so fremde Gesicht sehen. Seine Haut kalkweiße spannte sich über seine Wangenknochen, die wie Kanten aus seinem Gesicht stachen. Seine Augen waren komplett schwarz. Sie waren schwarze Löcher, die mich ansahen. Selbst seine Augäpfel waren schwarz, damals waren sie das noch nicht gewesen.

Den Mann, der einst mein Vater gewesen war, kannte ich nur von Bildern, aber auf denen war er ein braungebrannter Mann mit leuchtend grünen Augen gewesen, der immer gelacht hatte. Aber das war lange vor meiner Geburt gewesen und lange bevor er sich verändert hatte und zu dem wurde, was er jetzt war.

„Schick die beiden Witzfiguren weg und komm dann rein", sagte er zu dem Mädchen und sie schickte Chope und Kapau weg.

„Weißt du was du hättest werden können, mein Sohn?", fragte er mich.

Ich antwortete nicht. Seine Frage überraschte mich jedoch. Worauf sollte diese Gespräch hinaus laufen?

„Du hättest an meiner Seite regieren können, aber stattdessen bildest du einen lächerlichen Widerstand gegen eine unaufhaltsame Kraft wie mich", sagte er.

Mir wurde das ganze Machtspielchen zu viel.

„Was willst du von mir Vater?", fragte ich ihn kalt.

„Deine Loyalität", sagte er.

„Du weißt, dass ich lieber sterben würde, als mich dir zu unterwerfen", sagte ich.

„Aber natürlich mein Sohn, ich kenne dich schließlich schon, wie viele Jahre sind es schon? 17 oder 18? Ach auch egal, jedenfalls glaube ich gerne, dass du sterben würdest um deine Freunde zu schützten, aber was, wenn ich jeden einzelnen dieser Versager langsam vor deinen Augen töten würde. Oder zuerst foltere ich sie und dann töte ich sie. Und das alles nur, weil du dich mir nicht ergeben wolltest. Weißt du wenn du dich mir unterwerfen würdest würde ich sie verschonen und vielleicht würde ich dir sogar erlauben diesen braunhaarigen Jungen zu rekrutieren"; sagte mein Vater.

Ich spürte wie das Blut in meine Wangen schoss. Er meinte Daith!

Zusammen mit dem Blut schoss aber auch eine unglaublich Wut und blanker Hass durch mich. Er hatte vor alle meine Freunde zu töten, dafür, dass ich ihm gehorchte!

„Ich werde dir niemals die Treue schwören", sagte ich und legte all meinen Hass in meine Stimme.

„Eine Antwort will ich noch gar nicht von dir haben. Es war klar, dass du jetzt einen auf tragischen Held machst, aber schau dir doch nur mal Skylor an"; sagte mein Vater und deutete auf das Mädchen, das an der Wand stand und uns beiden zusah. „Ihr geht es gut bei mir. Und vielleicht bringt ein bisschen Zeit in der Zelle dich dazu noch mal über deine Entscheidung nachzudenken. Skylor, foltere ihn erst noch etwas, als kleiner Vorgeschmack für die nächste Zeit, dann bring ihn zurück in seine Zelle, ich denke mir noch einige schöne Sachen für dich aus Sohn."

Mit einem Handwinken bedeutete mein Vater mir, dass das Gespräch zu Ende war.

Skylor verbog mir schmerzhaft meine Arme und schob mich vor sich her über den Flur und in einen Raum.

Darin standen Foltergeräte, die ich nicht kannte, aber die schon auf den ersten Blick nicht angenehm aussahen.

„Dann lasst uns mal etwas Spaß haben", sagte Skylor und ich sah sie das erste Mal lächeln.



Nach Stunden voller Schmerz schleifte Skylor mich wieder in meine Zelle. Mein Körper war seltsam taub und ich spürte nichts mehr, obwohl Skylor alles Mögliche mit mir angestellt hatte. Von brennenden Eisen, über Säuren bis hin zu Waterboarding.

Nun stand ich wieder vor meiner Zelle und empfand dabei fast Erleichterung, denn in meiner Zelle war ich vorerst sicher.

„Da sind wir"; sagte Skylor.

Sie stieß mich hinein und schloss hinter mir die Tür.

Da saß ich wieder im Dunkeln. Alleine.

Ich ging zu einer Wand und ließ mich daran hinuntergleiten. Stumm lief mir eine einzelne Träne die Wange herunter. Das einzig warme in dieser kalten Welt.

Oh Daith wie ich dich vermisste! Ich vermisste einfach alles an ihm. Aber was mir vor allem fehlte war das Gefühl nicht alleine zu sein.

Denn das war ich. Alleine.


ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt