Ich hatte das Gefühl noch nicht lange in Zanes Armen geschlafen zu haben, als unsere Zimmertür aufgerissen wurde und das Licht anging.
Nya stand völlig aufgelöst im Türrahmen und ich wusste sofort, dass etwas Schreckliches passiert war.
„Pya, komm schnell, Cole ist völlig durchgedreht und hat Daemon fast zu Tode geschlagen!"
Sofort war ich hell wach und sprang aus dem Bett. Die Wärme des Schlafes und meine Müdigkeit waren vergessen.
Zu dritt liefen wir über den Flur und die Treppe nach oben.
„Da unten", sagte Nya und deutete nach unten in den Sand vor dem Schiff.
Ich blickte nach unten und was ich dort sah, wollte ich nicht glauben. Daemon lag mit verdrehten Gliedmaßen dort, neben ihm kniete sein Bruder im Sand und blickt hilflos auf ihn herunter.
Ich rannte vom Schiff und auf die beiden Zwillinge zu.
„Lass mich mal machen", sagte ich und Zane schob, als hätte er meine Gedanken gelesen, Daith etwas zur Seite, damit ich zu Daemon konnte.
Ich legte meine Hände auf seine Stirn und machte einen kurzen rundum Check.
Was ich da sah gefiel mir noch viel weniger, als der Anblick von vor ein paar Minuten.
„Wir müssen ihr rein bringen, das kann ich hier nicht machen", sagte ich und Zane nickte mir zu.
Mittlerweile waren auch Jay und Lloyd da.
„Jay, kannst du mal helfen?", fragte ich und Jay nickte.
Zusammen trugen Jay und Zane Daemon rein, ich drehte mich zu Lloyd.
„Kümmer dich um Daith, ich brauche etwas Ruhe, ja?"
Lloyd nickte und ich folgte den beiden Jungs ins Innere.
Oben an der Treppe fing Nya mich ab.
„Ich habe gehört, dass du heilst, indem du in den Geist eines anderen eindringst", sagte sie leise.
„Woher weißt du das?", fragte ich überrascht.
„Ich weiß es einfach. Kannst du bitte versuchen herauszufinden, was passiert ist? Ich kenne Cole, er ist eigentlich nicht der Typ für so etwas, es sei denn es geht um meinen Bruder. Für Kai würde er alles tun", sagte Nya und sah mich bittend an.
Ich rang kurz mit mir, dann stimmte ich zu.
„Ich gucke mal was ich herausfinden kann, ja?", sagte ich.
„Danke, das bedeutet mir viel", sagte Nya und ließ mich meine Arbeit machen.
„Okay, alle raus hier", sagte ich, als ich in das Krankenzimmer kam. „Ich werde in etwa einer Stunde einen Statusbericht abgeben, aber dafür muss ich erst mal Ruhe haben."
Zane und Jay verließen das Zimmer, Zane aber nicht ohne mich noch einmal zu berühren und mir zu sagen, dass er draußen vor der Tür auf mich warten würde.
Als ich alleine war atmete ich einmal tief durch, wusch mir die Hände und band mir die Haare zusammen. Vertraute Bewegungen, die sich doch fremd anfühlten. Das hier war nicht nur ein dreifacher Bruch, hier ging es um Daemons Leben.
Nach einem weiteren tiefen Atemzug legte ich meine Hände auf Daemons Stirn und tauchte in ihn ein.
Es war alles rot vor Blut und ich konnte fast sein Bewusstsein nicht sehen. Das musste ich zuerst in Sicherheit bringen.
Ich näherte mich seinem Selbst und dirigierte es in einen ungefährdeten Teil seines Gehirns. Dabei warf ich einen kurzen Blick hinein und sah ... nichts. Nur schwärze. Sie fiel mich an wie ein Monster. Ich wich zurück, verschreckt und verängstigt. Was war das? Das konnten doch nicht Daemons Gedanken sein?
Ich hatte den Gedanken an Mord gesehen, die Vorstellung der Mordwaffe und ich hatte ein Gefühl aufgeschnappt. Hass.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...