Nya

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Einen Fuß vor den anderen setzend, so akkurat, dass ich fast nicht vorwärts kam, ging ich über den Gang zur Arena.

Jay hatte nur gemeint, dass er noch etwas anderes zu tun hatte, etwas, wo ich nicht dabei sein durfte.

„Kein Problem", hatte ich gesagt und war mit einem verständnisvollem lächeln gegangen, aber innerlich war ich beleidigt. Er wollte mich nicht dabei haben! Und ich dachte wir wären Freunde. Oder sogar mehr...

„Nya! Was für ein Zufall dich hier zu treffen! Bist du auch auf dem Weg in die Arena? Bestimmt, es gibt ja gleich ein Duell. Was glaubst du wer dieses Mal kämpfen muss?"

Es gab nur eine Person auf dieser Welt, die dermaßen viel in einem Atemzug sagen konnte. Und das war eben jener Jay Walker, der mich nicht bei seinen so super wichtigen Angelegenheiten nicht dabei haben wollte.

Nur einen Augenblick lang war ich versucht ihm die kalte Schulter zu zeigen, aber sein Redefluss hat mich, wie eigentlich immer, sofort in einen Bann gezogen und es war, als lockere nur seine bloße Anwesenheit auch meine Zunge. Wer brauchte schon Alkohol wenn man Jay Walker hatte?

„Ich wollte auch gerade zum Kampf", sagte ich und hakte mich bei Jay unter. „Keine Ahnung wer heute kämpft, aber ich hoffe ich bin es nicht."

„Bestimmt nicht, die Chancen, dass das passiert liegen bei... äh", Jay kratzte sich kurz am Kopf. „Also sie liegen echt niedrig. Aber sag mal der Kampf von deinem Bruder vorhin war ja echt heftig! Mit dem will ich mich echt nicht anlegen."

„Ach du brauchst keine Angst vor Kai zu haben, der tut nur so hart. In Wirklichkeit ist er wie ein Schmusekätzchen."

„Echt? Das will man gar nicht glauben, so wie der immer ab geht wenn du ihn klein nennst. Oder generell. Wie er Cassie auseinander genommen hat. Ulala."

„Tja, er hat halt zwei Seiten, die sanfte und die... harte. Okay, das klingt jetzt irgendwie doof, aber es ist so."

„Kann ich mir aber gut vorstellen. Ist dein Bruder irgendwie Schizo?", fragte Jay.

Ich zuckte die Schultern, weiß wusste das schon?

„Wegen heute Abend, ich hab schon alles vorbereitet", sagte Jay.

Ach ja heute Abend wollten wir ja mit meinem Bruder und Cole zusammen spielen.

„Gut", nickte ich.

Wir bogen um eine Ecke und standen vor der Arena.

„Na dann wollen wir mal", sagte ich und betrat die Tribüne.


Ich rannte. Es war dunkel und es regnete. Meine Taschenlampe war schon vor Ewigkeiten aus gegangen und nun stolperte ich orientierungslos durch die engen Gänge. In der Ferne hörte ich den Klang einer Kettensäge. Ich musste hier weg, denn sonst würde es das letzte sein, was ich hören würde. Mit zitternden Händen umfasste ich den Griff meiner Glock fester und spähte um eine Ecke. Eine flackernde Lampe erhellte den Gang eher schlecht als recht und so sah ich sie auch erst, als sie mich schon ansprangen. Augenscheinlich kleine Kinder, in Lumpen gekleidet, aber in Wirklichkeit Zombies, die mich töten wollten.

Wie von Sinnen schoss ich um mich bis meine Gegner bewegungslos zusammensackten.

In meinem Arm pochte der Schmerz im Takt meines Herzens. Mit fahrigen Bewegungen kramte ich aus meiner Tasche eine Spritze und setzte sie an. Mit geübten Bewegungen drückte ich den Kolben herunter und fast sofort ließ der Schmerz nach. Ich zog meinen Ärmel wieder hoch und griff nach meiner letzten Signalfackel, wer wusste schon, was mich hinter der Tür dort hinten erwartete? Im dämmrigen Licht suchte ich den Flur ab und fand noch ein Magazin für meine Glock und einen Schlüssel. Wofür der gut war?

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt