Ich folgte allen anderen nach oben an Deck, wo Daith jedem die Waffe gab, die er geschmiedet hatte.
Cole bekam eine große, goldene Sense, Kai ein Schwert, Nya ein paar scharfe Wurfringe, Jay ein paar goldene Nunchakos und dann war ich auch schon an der Reihe. Ich war aufgeregt und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Eigentlich wie immer wenn Daith in meiner Nähe war.
„Für dich habe ich auch etwas gemacht Lloyd", sagte er und griff hinter sich. Dann legte er mir das schönste Katana, das ich je gesehen hatte in die Hand.
Ich war sprachlos. Dieser Anblick vollkommenster Schönheit verschlug mir einfach den Atem. Ich drehte es und betrachtete es von allen Seiten. Es war perfekt ausbalanciert und die Klinge war schmal und unglaublich scharf.
„Wow Daith", sagte ich schließlich. „Das ist unglaublich, es ist einfach perfekt. Wie hast du das nur gemacht? Und woher wusstest du überhaupt, dass das Katana meine Lieblingswaffe ist?"
Daith lächelte geheimnisvoll und zuckte mit den Schultern.
„Das heißt also es gefällt dir?", fragte er.
„Ja auf jeden Fall", sagte ich und ließ mein neues Katana von der einen Hand in die andere wandern.
„Das freut mich", sagte Daith und lächelte, als wäre er das Glück persönlich. Es war schön ihn so fröhlich zu sehen. Vielleicht gab mir auch seine gute Stimmung den Mut ihn zu fragen, ob wir bis zu unserem Aufbruch noch etwas trainieren wollten.
Er nickte.
Und so gingen wir wieder in den Trainingsraum und ich musste daran denken, wie wir vor noch gar nicht allzu langer Zeit hier schon einmal gewesen waren und wie ich ihm den Bogen gegeben hatte.
„Das ist echt wahnsinnig gut"; sagte ich und ließ mein Katana durch die Luft sausen. „Du bist wirklich talentiert. Beim Schmieden und beim Bogenschießen. Und du hast das wirklich noch nie gemacht?"
„Nein, wirklich nicht", sagte Daith.
„Aber wie machst du das denn? Du siehst dabei wirklich aus wie ein Profi."
„Wie ich das mache weiß ich auch nicht", Daith nahm den Bogen zur Hand und legte einen Pfeil auf die Sehne. „Ich mache das einfach nach Gefühl nach." Er schloss die Augen, hob den Bogen, spannte die Sehne und ließ sie nach vorne schnellen. Mit einem satten Geräusch traf der Pfeil mitten ins Schwarze.
Ich bemerkte wie mir der Mund offen stand und schloss ihn schnell. Das war einfach unglaublich! Wie konnte Daith denn ein solches Talent besitzen?
Er öffnete seine braunen Augen und schenkte mir ein kleines Lächeln und wie von selbst lächelte ich zurück. Es war fast wie ein Reflex.
Aber woher kam dieser Reflex?
Mein Onkel Wu hat immer gesagt, dass das Leben kompliziert war, aber man eigentlich schon von Anfang an wusste was passierte, wenn man nur bereit dafür war. Und ich war nicht wirklich bereit für die Wahrheit, die ich eigentlich schon wusste.
Noch nicht.
Vielleicht mit der Zeit, aber jetzt noch nicht.
Ich riss mich los und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Daith, der mich leicht fragen ansah.
„Dann lass uns mal trainieren, wie wäre es, wenn du auch noch etwas Nahkampf lernen würdest?"
„Das klingst doch gut", sagte Daith.
Wir gingen in die kleine Kampfarena, wo auch Matten auf dem Boden lagen und man fallen konnte, ohne sich ernsthaft zu verletzten.
Dort zeigte ich Daith verschiedene Griffe, Hebel und Würfe. Aber das war für ihn wohl etwas schwieriger, deshalb übten wir erst mal nur das Angreifen und abblocken. Dann kam noch das Kontern dazu.
Nach einigen Stunden machten wir eine Pause.
Daith trank Wasser aus einer Flasche und fuhr sich durch die Haare. Auf seiner Stirn hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet, aber nicht nur dort. Auch auf seiner Oberlippe. Aus irgendeinem Grund schien das meinen Blick förmlich anzuziehen. Ich konnte einfach nicht meine Aufmerksamkeit davon lösen!
„Ähm ... Lloyd?", fragte da Daith und nur mit Mühe richtete ich meine Augen von seinen Lippen auf seine Augen.
„Ja?", fragte ich etwas atemlos.
„Hab ich irgendwas im Gesicht oder warum siehst du mich so an?"
„Nein, nein, alles in Ordnung", versicherte ich schnell und zwang mich wegzusehen. Wenn Daith herausbekäme, dass ich seine Lippen angestarrt hatte, dann würde das mehr als nur peinlich sein.
„Wollen wir weiter machen?", fragte Daith.
„Ja, klar, machen wir weiter", sagte ich und erhob mich.
Zuerst wiederholten wir noch einmal das, was wir vor der Pause gemacht hatten, dann wollte ich mit Daith noch einmal die Würfe angehen. Vielleicht hatte das üben der Grundtechniken ja schon etwas gebracht.
„Das ist der Hüftwurf", sagte ich und nahm Daith Arm. Dann drehte ich mich langsam ein, damit er auch alles mitbekam und warf ihn dann über meine Hüfte zu Boden. „Und das ist eine mögliche Haltetechnik", sagte ich und führte ihm einen von vielen Möglichen Haltegriffen vor. Leider kam ich ihm dabei ziemlich nahe und das würde auf lange Zeit nicht gut gehen, befürchtete ich. Aber ich konnte auch nicht einfach aufhören! Irgendwer musste mich retten!
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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...