Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, weil ich Schritte hörte. So dachte ich jedenfalls, doch als ich genauer lauschte war alles still. Nur Pya schlief etwas unruhig neben mir. Vielleicht träumte sie etwas Unschönes.
Ich ließ mich wieder zurück in die Kissen sinken und versuchte wieder einzuschlafen, aber es ging nicht. Jetzt wo ich schon mal wach war, konnte ich auch genauso gut nachdenken, denn ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch nicht mal drei Uhr früh war. Ich musste also noch mindestens drei Stunden warten, bis auch Pya wach werden würde.
Ich richtete meinen Blick zur Decke und meine Gedanken wanderten umher. Ich dachte mal an dieses und jenes. Erinnerte mich an meine Zeit in Gefangenschaft. Da wo ich Pyas Stimme das erste Mal gehört hatte. Dann dachte ich an Pya. Wie schön sie war und wie sehr ich sie liebte.
Ich drehte meinen Kopf um, sie betrachten zu können. Diese Nase und das Kinn. Sie war einfach perfekt. Ich widerstand dem Drang sie zu berühren, weil ich mich wollte, dass sie aufwachte.
Und so richtete ich meinen Blick wieder auf die Decke über mir und fragte mich was wohl aus Pya und mir werden wird, wenn der Lord besiegt war. Was passierte, wenn der Lord gewann, das war mir klar, aber was war, wenn wir gewannen? Würden Pya und ich zusammen bleiben? Würden wir vielleicht heiraten? Kinder haben? Würde Pya mit ihrer Vergangenheit überhaupt eine Familie haben wollen? Und ich? Ich wusste immer noch nicht mehr, als zuvor.
So viele Fragen und keine Antworten, dachte ich und schob die Decke etwas von mir herunter. Es war fast unerträglich warm darunter geworden.
Wieder sah ich zur Uhr. Es waren erst fünf Minuten vergangen, dabei hatte ich das Gefühl es wären schon mindestens 15 gewesen. Das waren ja tolle Aussichten für die weitere Nacht.
Vorsichtig setzte ich mich auf und schlich auf Zehenspitzten hinaus auf den Gang. Hoffentlich schneite es draußen noch, ein bisschen Schnee würde mir jetzt ganz gut tun.
Als ich hinaustrat empfing mich weißer, kalter Schnee, der in dicken Flocken leise zu Boden schwebte. Abgesehen von Pya gab es keinen schöneren Anblick, als Schnee und Eis in stiller Harmonie.
Ich setzte mich im Schneidersitz in den frischen Schnee und schloss die Augen, als die Kälte mich erfüllte. Nun konnte ich besser nachdenken, denn es gab da noch einen anderen Gedanken, der mich nicht losließ. Daemon. Pya war so überzeugt, dass Daemon verdorben war und nichts Gutes über uns brachte. Ich fragte mich warum sie das dachte. Sie hatte mir gesagt, dass sie es in Daemons Verstand gesehen hatte, aber ich traute dem nicht. Wer wusste was sie gesehen hatte. Vielleicht etwas ähnliche wie Daith. Eine Vision, die nicht wahr war oder sie hatte sich das alles auch nur eingebildet. Allerdings wirkte Pya auf mich nicht wie jemand, der sich Gerüchte ausdachte und mutwillig Schlechtes über Menschen verbreitete, nur weil sie ihn vielleicht nicht mochte. Nein, wenn das Pyas Charakter wäre, dann würde sie Daemon auf keinen Fall behandeln. In dieser Hinsicht drehten sich meine Gedanken im Kreis. Es würde mir schon helfen, wenn ich einfach wüsste was in jener Nacht passierte. Was musste passieren, dass Cole, der eigentlich auf mich immer ruhig und besonnen gewirkt hatte, so die Beherrschung verloren hatte und Daemon beinahe zu Tode geschlagen hatte? Doch auch darauf hatte ich keine Antwort und das frustrierte mich, denn ich konnte keinen inneren Frieden finden, ehe ich das nicht geklärt hatte. Diese Fragen ließen mich einfach nicht mehr los. Ich wollte die Wahrheit wissen, egal wie hart sie auch sein möchte, aber ich wollte lieber die Wahrheit, als immer nur diese Fragen.
Seufzend ließ ich mich in den Schnee fallen und das gefrorene Wasser umschloss kühl und angenehm meine Wange. Ein paar Minuten lag ich so da und ließ mich von den anderen Flocken einschneien, bis ich mich schließlich aufsetzte. Meine Gedanken waren nun so weit zur Ruhe gekommen, dass ich hoffte wieder schlafen zu können.
Ich kehrte zurück in mein Zimmer und legte mich zu Pya ins Bett. Die Wärme von eben umschloss mich wieder, wie ein heißer Griff, doch das kleine Schneebad von eben hatte seine Wirkung nicht verfehlt und ich konnte wieder einschlafen.

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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...