Lloyd

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Wie verrückt blätterte ich durch die Seiten von Onkel Wus Buch, doch egal welches Thema ich aufschlug, ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab und immer wieder erwischte ich mich dabei, wie meine Gedanken zu Daith schweiften. Was war nur los mit mir? Wahrscheinlich machte ich mir Sorgen, dass mit den Waffen alles in Ordnung sein war, schließlich hing von denen das Schicksal der Insel ab. Das wird es wohl sein. Warum aber ergriff dieses seltsam kribbeln immer von Besitz wenn meine Gedanken zu Daith schweiften?

Hier unten wurde ich noch verrückt! Besser war es wohl wenn ich oben mal nach dem rechten sah. Ich verließ mein Zimmer, stieg die Treppe hoch an Deck und wen sah ich dort als, erstes? Daith. Na toll. Mein Herzschlag erhöhte sich und ich konnte nichts anderes hören als das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren.

Schnell ging ich an Daith vorbei in die Kommandozentrale. Dort sollten eigentlich Cole, Jay und Nya arbeiten, ich sah aber nur Jay und Nya.

„Wo ist denn Cole?", fragte ich und sah mich um. Vielleicht hatte ich ihn ja nur übersehen wobei das bei der Größe schon fast unmöglich war.

„Ach der", sagte Jay und machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. Nya bedachte ihn mit einem tadelnden Blick und wandte sich dann an mich.

„Cole ist bei Kai. Jay und ich kommen ganz gut zurecht und da hab ich gesagt, dass er zu Kai gehen darf. Keine Sorge Jay und ich machen das schon."

„Na ja wenn ihr das schafft, dann hab ich nichts einzuwenden", sagte ich und stand dann etwas deplatziert im Zimmer. Aber ich wollte nicht schon wieder nach draußen gehen wo Daith war. Doch ich hatte keine andere Wahl.

Innerlich wappnete ich mich, trat aus der Kommandozentrale und huschte ohne zu der kleinen Schmiede zu blicken wieder nach unten. Unten an der Treppe lehnte ich mich an die Wand und wartete darauf, dass mein Herz sich wieder beruhigte.

Dann fragte ich mich was ich jetzt tun sollte.

In mein Zimmer wollte ich auf gar keinen Fall zurück, dort würden mich meine Gedanken und Gefühle nur so erschlagen. Nein mich zog es in den Trainingsraum.

Ich zog meine Trainingssachen an, eine kurze dunkelgrüne Hose und ein helles Shirt ohne Ärmel. Dann hängte ich den Boxsack auf und begann ihn mit meinen Fäusten zu bearbeiten, als wäre er an all meinen Problemen schuld. Und das waren eine ganze Menge.

Mehrere Minuten lang schlug ich wie ein Irrer auf den Sack ein, dann ließ ich von ihm ab und sah auf und wäre beinahe zusammen gezuckt, denn Daith stand im Türrahmen und sah mir zu. Was machte der denn da?

Als er merkte, dass ich ihn gesehen hatte, lächelte er.

Wenn er lächelte sah sein Gesicht viel weicher aus, das sollte er öfter tun.

„Hey", sagte er.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und antwortete.

„Hi."

Es war nur ein Wort, aber ich fühlte mich, als hätte ich eine ganze Rede gehalten. Mein Mund war trocken und meine Hände zitterten leicht. Hoffentlich bemerkte Daith das nicht.

Ich gab mir noch einen Ruck und fragte: „Kann ich dir irgendwie helfen?"

Kaum hatte ich das gesagt, da dachte ich auch schon gleich: Wie klang das denn? Das klang wie ein Verkäufer, der einen Kunden bedient. Doch Daith schien sich nicht dran zu stören.

„Ach ich brauche nur einmal kurz ne Pause. Zwei Schwerter, ein paar Wurfsterne, eine Sense und ein paar Nunchakos hab ich schon fertig. Und da wollte ich mir das Schiff noch mal genauer ansehen und da hab ich diesen Trainingsraum gesehen... und ja", sagte er.

„Ach so", sagte ich. Wirklich viel Niveauvolles hatte ich heute ja nicht beizusteuern.

„Kannst du mir zeigen, wie ich mit einer Waffen kämpfen kann?", fragte Daith mich.

„Was? Du kannst nicht kämpfen? Du schmiedest doch jeden Tag mehrere Waffen, da musst du doch irgendwann mal gelernt haben wie man damit umgeht!", sagte ich und riss erstaunt die Augen auf.

Bildete ich mir das nur ein oder wurde Daith da gerade etwas rot?

„Hm na ja ich kann laienhaft mit dem Schwert umgehen, aber mich interessiert eine ganz andere Waffe", sagte er leise und malte mit dem Fuß kleine Kreise auf den Boden.

„Welche denn?", fragte ich. Mein Interesse war geweckt.

„Ich würde gerne Bogenschießen lernen", sagte Daith. „Weißt du wie es geht?"

„Ja", sagte ich etwas einfältig.

„Kannst du es mir beibringen?", fragte Daith.

„Jetzt?", fragte ich und fühlte mich dabei irgendwie dumm, weil ich nur einsilbige Fragen stellte.

„Wenn du magst", sagte Daith leise und sah unsicher auf seine Füße.

Ich musste leicht grinsen.

„Warte hier ich hole einen Übungsbogen und dann fangen wir an", sagte ich und ging zum Waffenraum. Dort suchte ich den schönsten und besten Bogen von allen aus und kehrte wieder zu Daith zurück.

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt