Kai

660 33 3
                                    

Der erste Tag nach dem Wettkampf, eine andächtige Stille lag über dem Land, als ich in aller Frühe vor den Türen der Arena stand und in den Wald blickte. Ich hatte es geschafft, Cole hatte es geschafft, Nya hatte es geschafft. Alle Menschen, die mir wichtig waren hatten es geschafft.

Eine kühle Brise wehte und brachte den Duft der Veränderung mit sich.

Lloyd hatte das Frühstück heute eine Stunde früher veranschlagt, als normal, denn es war seinen Worten nach eine nicht gerade kurze Strecke zu unserem Ziel. Ein wenig aufgeregt war ich schon, zudem fragte ich mich, wo Lloyd wohnte. Ein Turm, eine Festung oder ein unterirdischer Bunker?

Jetzt bleib mal auf dem Teppich, sagte ich mir und drehte mich zum Gehen, als ich einen Schatten zwischen den Bäumen sah.

Wie festgewachsen blieb ich stehen, doch nur ein Reh sprang über die Lichtung und verschwand wieder zwischen den Bäumen. Aber sah der Schatten eben nicht noch größer aus? Egal.

Schnellen Schrittes ging ich durch die Flure in die Mensa, mittlerweile kannte ich mich in den engen, verwinkelten Gängen einigermaßen aus, nur Cole verlief sich immer noch regelmäßig.

Jetzt saß er allerdings wie ein Toter über seinem Frühstück und sah aus als würde er jeden Augenblick vorneüber fallen um in seinem Rührei weiterzuschlafen.

Leise lachend schnappte ich mir auch etwas zu essen und setzte mich dann ihm gegenüber, um ihn im Ernstfall aufzufangen. Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht allzu angenehm war, wenn man die Nase voll Ei hatte.

„Morgen", sagte ich.

„Hmm", brummte Cole.

„Du siehst unglaublich wach aus", sagte ich und begann zu kauen.

„Ich fühle mich schlechter, als ich aussehe", meinte Cole, er aß in Zeitlupe. „Du fängst mich falls ich einschlafe oder?"

„Aber immer doch", lachte ich.

„Moin Jungs", strahlte Nya und ließ sich zusammen mit Jay an unserem Tisch nieder.

„Morgen Nya", sagte ich.

„Na? Schon aufgeregt?", fragte Nya.

„Also ich bin es auf jeden Fall", sagte Jay. „Ich meine, dass ich überhaupt ins Team gekommen bin ist schon ein Wunder, eigentlich hatte ich gerechnet, dass Lloyd mich nicht haben will, aber andererseits bin ich auch ein Genie, auf das Lloyd nicht verzichten kann." Jay fuchtelte mit seiner Gabel herum, sodass Ei durch den Raum flog.

„Ja, du bist ein unfassbares Genie", sagte meine Schwester und grinste Jay an. Merkte sie eigentlich nicht, was der für ein Hochstapler war? Oder war es ihr einfach egal? Meine Güte, machte Liebe eigentlich blind? Ja ich wusste, dass die beiden ein Paar waren, aber ich verstand es nicht wirklich. Ich an Nyas Stelle würde ich Jay niemals beachten. Aber ich war ja nicht Nya.

Habt ihr euch schon mal überlegt wo wir heute hinfahren?", fragte Nya.

„Bestimmt ist es episch", sagte Jay. „Also ich denke ja an einen schwarz verhangenen Himmel unter dem in mitten eines brodelnden Lavasees eine schwarze Festung wie ein gebrochener Knochen aufragt. Oder es ist ein uralter Baum, in dessen knorrigen Ästen verwinkelt und mythische, kleine Hütten sind, rund herum funkelndes Wasser, das über Klippen in die Tiefe rauscht und man kann nur über eine hölzerne Hängebrücke an sein Ziel gelangen."

Auch wenn Jay ein Hochstapler war, ich musste mich dennoch gedanklich von der Beschreibung losreißen. Trotzdem war es unrealistisch.

„Also ich denke ja eher, dass es etwas schlichtes ist vielleicht eine Hütte am Fuß des Berges nah am Wald", sagte Nya.

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt