Ich würde gerne und voller Stolz davon berichten, wie ich mit Cole am nächsten Tag trainiert hatte und mich stetig verbessert hatte, bis ich unschlagbar geworden war, aber ... leider stimmte das nicht mal ansatzweise. Vielmehr verbrannte ich am folgenden Tag fast meine komplette Garderobe. Ich hatte meine Flammen einfach nicht so unter Kontrolle, wie ich das wollte. Also übte ich alleine in der Arena und auch außerhalb und was vielleicht nicht so üblich ist, aber auf dem Dach konnte man wirklich gut üben. Das lag zum einen daran, dass man dort so gut wie immer alleine war und zum anderen, dass ich dort nichts in Brand stecken konnte, weil alles aus Stein war.
Es war einen Tag vor meinem ersten Kampf, in dem ich Punkte sammeln würde und ich wollte noch einmal versuchen Feuerbälle zu werfen ohne wie eine Fackel in Flammen aufzugehen.
Ich schleppte mich also die lange und schmale Wendeltreppe hinauf nur um auf dem Dach zu erkennen, dass ich nicht alleine war. Cole stand an der Brüstung und sah nach unten. Da würde man sich natürlich fragen was mich denn davon abhielt trotzdem zu üben. Meine Antwort darauf wäre... Ich weiß es nicht. Seit ich dieses Fragment von Cole in meiner Los-las-Collage gesehen hatte, fragte ich mich nun schon was genau der denn da zu suchen hatte.
Kurz vor der letzten Stufe blieb ich stehen und hielt inne. Coles breiter Rücken und sein recht langes schwarzes Haar. Windstoß kam auf und wirbelte die einzelnen Strähnen durcheinander.
In meinem Innern verknotete sich etwas, ich wusste nur nicht was und warum.
Egal, sagte ich mir und hob den Fuß um auch noch die letzte Stufe hochzusteigen, doch ich nahm ihn nicht hoch genug und stolperte. Mit einem nicht gerade leisen poff landete ich mit den Knien im Staub.
Cole drehte sich um und sah auf mich herunter.
Verdammt war das peinlich.
„Äh hi?", fragte ich eher zur Begrüßung.
„Hallo, Kai", sagte Cole mit seiner dunklen Stimme. Dann hielt er mir die Hand hin, obwohl ich eigentlich auch ganz leicht aufstehen könnte. Trotzdem ergriff ich seine Hand.
Sie war rau, wie die Hand eines Menschen, der viel Zeit damit zugebracht hat mit Hanteln zu trainieren, und kühl.
Ich stand wieder auf den Füßen und doch machte Cole nicht den Ansatz meine Hand loszulassen, dazu sah er mich auch mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte.
Gerade wollte ich etwas sagen, als ein Ruck durch Cole ging und er meine Hand losließ.
„Was machst du hier?", fragte ich, damit nicht eine dieser unangenehmen Gesprächspausen entstand.
„Ich wollte nur mal sehen, wie die Welt von hier oben aussieht", sagte er. „und du?"
„Äh ich wollte Trainieren."
Cole drehte sich zu mir um und musterte mich.
„Macht es also nicht so viel Spaß lebendige Fackel zu spielen, wie es aussieht?", fragte er leicht belustigt.
Ich wurde rot. Verdammt, das würde mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen.
„Ne, nicht wirklich. Wobei es auch nicht schmerzhaft ist."
Warum habe ich das eben gesagt?
„Nein, ich wollte schon immer mal Fackel spielen", lachte Cole und richtete seinen Blick auf den Wald, der die Steinarena umgab.
„Haha", sagte ich und stellte mich neben ihn ans Geländer. „Echt schön hier oben."
„Ja", sagte Cole. „Obwohl ich eher auf den Sternenhimmel stehe, als auf die Sonne."

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Elementa
FantasiJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...