Ich stocherte im Feuer herum, um die Flamme zu vergrößern, was allerdings nicht wirklich klappte. Wenn Kai hier gewesen wäre, dann hätte er dieses Problem schnell gelöst. Jetzt im Nachhinein kam mir meine Reaktion auf Kais und Coles Beziehung ziemlich überzogen vor. Ich hatte überreagiert und war zur Strafe entführt worden. Allerdings hätte ich sonst nie Pya kennengelernt.
Ich dachte an heute Nacht zurück und wie ich heute Morgen mit Pya im Arm aufgewacht bin und gemerkt hatte, dass mir das gefiel. Ich glaube ich hatte mich verliebt.
Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Und ich starrte gedankenverloren ins Feuer bis ich bemerkte, dass die Flamme zum Kochen nun groß genug war. Endlich. Kochen war für mich wie zum Beispiel für Cole das Gewichte stemmen war, eine Aktivität bei der man abschalten konnte und den Kopf frei bekam. Dummerweise, aß ich nicht halb so gerne wie ich kochte und umso besser war es, das ich für die anderen mitkochen durfte.
Ich machte ein schnelles Frühstück, denn wir sollten so schnell wie möglich eine gewisse Entfernung zwischen uns und diese Höhle bringen.
Gerade rührte ich in dem fast fertigem Essen herum, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und sich Pya neben mir bückte.
„Guten Morgen du Chefkoch", sagte sie lächelnd.
„Guten Morgen. Und? Hast du gut geschlafen?", fragte ich zurück.
„Besser als in dieser Zelle auf alle Fälle. Dir mag die Kälte ja vielleicht nichts ausmachen, aber mir saß sie ziemlich oft schmerzhaft in den Knochen. Weißt du ob Lloyd wieder bei Bewusstsein ist und ob er oder Daith schon wach sind?", fragte sie.
„Nein, keine Ahnung, warum?", fragte ich.
„Na ja jetzt kommt der schmerzhafte Teil, den ich gestern Abend nicht machen konnte. Ich muss mir den Bruch genauer ansehen", sagte Pya.
Und genau in diesem Moment stieg ein ziemlich verschlafen aussehender Daith aus dem Zelt.
„Na wenn man vom Teufel spricht", sagte Pya.
„Was? Wer hat mich gerufen", sagte Daith und grinste.
Das Frühstück war gerade fertig und Pya drückte Daith eine Schale in die Hand.
„Iss", sagte sie.
Daith gab keine Widerworte und begann zu essen. Er musste ziemlichen Hunger haben, er hatte bestimmt seit Tagen schon nichts mehr Anständiges gegessen.
„Ist Lloyd schon wach?", fragte Pya, als Daith so gut wie fertig war mit Essen.
„Nein, aber wenn es wichtig ist, dann kann ich ihn wecken."
„Ja es ist wichtig. Ich muss mir sein Bein bei Tageslicht ansehen", sagte Pya.
„Gut dann gehen ich ihn mal wecken", sagte Daith und erhob sich.
„Ich kann dir beim tragen helfen", bot ich an und folgte ihm.
Drinnen war Lloyd doch schon wach.
„Hey Zane", sagte er. „Was ist jetzt?"
„Pya will sich dein Bein genauer ansehen", sagte Daith.
„Das soll jetzt nicht so klingen, als würde ich ihr nicht vertrauen oder so, aber ist Pya eigentlich eine Ärztin?", fragte Lloyd.
„Ja so etwas in der Art", sagte ich ausweichend, weil ich es selbst nicht genau wusste.
Zusammen brachten wir Lloyd nach draußen und legten ihn neben das Lagerfeuer.
Pya löste die Schiene und betrachtete Lloyds Hosenbein.
„Gut", sagte Pya. „Hat jemand ein Messer?"
Entsetztes Schweigen.
„Ich will nur sein Hosenbein aufschneiden", sagte Pya, schnell, als sie merkte wie ihre Frage gewirkt hatte. „Eine Amputation wird nicht nötig sein", versuchte sie zu beruhigen.
„Okay, gut", sagte Lloyd und klang erleichtert.
„Wir können meinen Wurfstern benutzen", sagte ich und reichte ihn Pya. Sie nahm ihn und als sich unser Finger dabei berührten durchfuhr mich ein leichter Schauer. Pya lächelte mich kurz an, dann machte sie sich daran Lloyds Hosenbein aufzuschneiden.
Das Bein, das darunter zum Vorschein kam, sah gar nicht gut aus. Zumindest für einen Laien wie mich. Aber auch Pya zog kritisch die Augenbrauen zusammen.
Fast das ganze Bein hatte sie dunkelgrün und schwarz verfärbt und war angeschwollen.
Pya berührte das Bein vorsichtig mit einem Finger und Lloyd zuckte zusammen und der Ausdruck auf seinem Gesicht sprach Bände.
„Lloyd ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht", sagte Pya.
„Die gute zuerst", sagte Lloyd.
„Die gute Nachricht ist, dass ich es heilen kann."
„Und was ist die schlechte Nachricht?", fragte Lloyd.
„Ich muss dein Bein richten. Jetzt, hier und ohne Betäubung. Außerdem muss ich mehrere Knochen richten, denn so wie ich das sehen kann ist dein Bein zwei bis drei Mal gebrochen."
Sie ließ ihre Hand kurz über Lloyds Bein schweben und schloss für einen Augenblick die Augen. Ihr Gesicht hatte einen hochkonzentrierten Ausdruck.
„Ja er ist drei Mal gebrochen, das heißt ich muss drei Mal deine Knochen richten. Das wird ein bisschen wehtun", sagte Pya.
„Tu was du tun musst", sagte Lloyd.
„Okay, Zane hilf mir hier mal kurz", sagte Pya und ich kam zu ihr.
„Wenn ich die Knochen gerichtet habe, dann reichst du mir bitte die Stöcker von der schiene die ich abgemacht habe."
Ich nickte.
„Okay Lloyd ich richte jetzt den ersten Knochen. Mach dich bereit", kündigte Pya an und Lloyd nickte.
„Okay und los", sagte Pya und zog an Lloyds Bein.
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Elementa
FantasyJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...