Cole

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Wir hatten unsere Fahrzeuge am Fuße des Berges abgestellt und drehten nun unsere Patrouillenrunden rund um das Schiff.

Schweigend gingen wir nebeneinander her. Keiner sagte ein Wort und es herrschte eine leicht angespannte Stimmung.

Bis Kai das Schweigen brach.

„Warum hast du mir nichts gesagt?"

„Was hätte ich dir denn sagen sollen?", fragte ich, denn ich wusste erst nicht wovon Kai redete. Doch dann verstand ich was er meinte. Er meinte die Vater und Sohn Sache zwischen Lloyd und unserem Feind.

„Das mit Lloyd und seinem Vater. Ich dachte du vertraust mir mehr."

Kai klang ziemlich verletzt. Aber das konnte ich verstehen, denn ich würde mich auch hintergangen fühlen, wenn Kai mit meiner Schwester Informationen teilte, die sehr wichtig und sehr brisant waren.

„Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe. Jetzt weiß ich wie falsch das war", sagte ich und meinte es ernst.

„Ich will nur wissen, Cole, warum du mir nichts gesagt hast", sagte Kai und schaute zu mir hoch. In seinen roten Augen schimmerte das ganze Ausmaß meiner Geheimnisse. Er war zu tiefst verletzt und das war das letzte was ich wollte.

„Weil, weil...", ich stockte. Ich wusste gar nicht mehr wirklich warum ich es ihm nicht gesagt hatte.

„Na ja Nya hat gesagt, dass sie vorher noch herausfinden will, ob das wahr ist. Und da wollten wir nicht, dass sich irgendwas davon verbreitete", sagte ich selbst im meinen Ohren hörte sich das schwach und ausweichend an.

„Ah ha", sagte Kai und klang immer noch verletzt.

Wir kamen zu einem Wald und schlugen uns schweigend durchs Unterholz.

Ich hob einen umgefallenen Baum aus dem Weg und fragte mich, ob Kai und ich gerade den ersten Streit in unserer Beziehung hatten. Wir sprachen nicht miteinander und Kai sah nicht mal zu mir hin. Also hatte ich allen Grund zu glauben, dass es wirklich der erste Streit war. Wie kamen wir, besonders ich, denn wieder aus dieser Situation heraus?

„Es tut mir wirklich leid", sagte ich noch einmal.

„Und glaubst du jetzt mit einer einfachen Entschuldigung wäre alles getan? Alles wieder in Ordnung?", fragte Kai und sah mich ungläubig an.

„Na ja ich... Okay ich hab Mist gebaut, aber was erwartest du jetzt von mir? Soll ich jetzt vor dir im Dreck knien und um Vergebung betteln?", fragte ich und merkte wie ich langsam wütend wurde.

„Nein, natürlich nicht", wehrte Kai gereizt ab.

„Was regst du dich denn dann so auf? Ich habe eingesehen, dass mein Verhalten falsch war und mich entschuldigt. Was willst du denn noch?", fragte ich ebenso gereizt wie Kai.

„Ich frage mich, ob ich dir überhaupt noch vertrauen kann. Ist das die einzige Sache, die du mir vorenthältst nur weil meine Schwester das gesagt hat?", rief Kai und seine Stimme überschlug sich fast.

„Nein, das war das einzige. Und stell es jetzt nicht so dar, dass ich die Marionette deiner Schwester bin. Denn das bin ich definitiv nicht!", rief ich zurück.

„Nein, das machte es ja noch schlimmer, denn das bedeutet, dass du dich bewusst dazu entschieden hast mir nichts zu sagen", schrie Kai fast, dann wurde er ganz leise.

„Cole, was bedeute ich dir eigentlich?", fragte er mit tonloser Stimme.

Mir wurde kalt. Eiskalt. Kai stellte meine Gefühle für ihn in Frage und das traf mich härter, als sonst irgendwas.

„Kai, ich liebe dich, das weißt du doch", sagte ich und meine Stimme klag genauso wie ich mich auch fühlte. Geschockt, ängstlich und vor allem verunsichert.

„Ach ja? Wenn du mich wirklich liebe würdest, dann hättest du mir aber von Lloyds Vater erzählt", sagte Kai kalt, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort in den Wald.

Ich folgte ihm nicht.

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt