Ich wachte auf und fühlte mich alleine. So alleine wie schon lange nicht mehr, genauer, seit ich Kai getroffen hatte und wir zusammen gekommen waren. Ich rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Ja, Kai hatte mich angeschrien und ja, Kai hatte meine Gefühle für ihn in Frage gestellt, doch all das entschärfte die Situation, dass Kai noch immer nicht wieder aufgetaucht war kein bisschen. Im Gegenteil ich machte mir nur noch mehr Sorgen. Horrorszenarien spielten sich vor meinen inneren Augen ab. Kai, wie er ebenso wie Zane gekidnappt wurde, Kai, wie er gefoltert wurde, Kai, wie er starb. Das Bild aus meinem Traum kam in mir wieder hoch.
Energisch schüttelte ich den Kopf und setzte mich auf. Vielleicht machte ich mir auch nur zu viele Sorgen und vielleicht saß Kai auch schon oben beim Frühstück und lachte mit seiner Schwester darüber wie überängstlich ich gewesen war.
Ich ging duschen und zog mich an, dann machte ich mich auf den Weg zum Speisezimmer.
Vor der Tür hielt ich einmal an und hoffte stumm, dass Kai da war, dann öffnete ich die Tür. Leider wurden meine Hoffnungen enttäuscht, es saßen nur Nya, Jay, Pya, Zane und Daith da. Ich setzte mich neben Daith und nahm mir etwas von den Waffeln, die Zane gemacht hatte.
„Morgen", grüßte ich Daith.
„Morgen, Cole", sagte der.
„Na wie geht es Lloyd?", fragte ich und ein kurzer Blick zur Seite sagte mir, dass Daith etwas rot geworden war.
„Ich glaube ganz gut", sagte Daith. „Pya will heute noch einmal überprüfen, dass es seinem Bein auch gut geht und dann kann er langsam wieder aufwachen."
„Stimmt es was Kai erwähnt hatte?", fragte ich so nebenbei wie möglich.
„Ähhhh", sagte Daith und das rot in seinem Gesicht wurde dunkler.
„Also ja", sagte ich und biss in meine Waffel.
„Hmm, ja", murmelte Daith und häufte sich einen Berg von Puderzucker auf die Waffel.
„Und hast du schon mal mit ihm darüber gesprochen?", fragte ich.
„Nein", sagte Daith. „Irgendwie war bisher noch nicht wirklich die richtige Situation dazu."
„Wenn du auf die richtige Situation wartest, auf den richtigen Moment, dann kann ich dir sagen, dass er niemals kommen wird. Ich glaube dir ist nicht ganz klar, dass wir dabei sind in einen Krieg zu steuern und ein gebrochenes Bein ist da nur der Anfang. Sag es ihm lieber bevor es zu spät ist, vielleicht habt ihr nur wertvolle Zeit verschwendet, nur weil ihr den Mund nicht aufbekommen habt.", sagte ich und nahm mir eine weitere Waffel.
Daith schwieg kurz und starrte auf seinen Teller, dann sah zu mir und fragte: „Kai hat mir gesagt, dass du ihm zuerst deine Liebe gestanden hast, wie war das?"
Ich blies die Backen auf und steckte mir den Rest meiner zweiten Waffel in den Mund.
„Na, ja, da hat Kai schon Recht", meinte ich und erinnerte mich, wie unsicher ich gewesen war. Damals hatte ich mich irgendwie falsch gefühlt. „Ich hab Kai das erste Mal gesehen und mich sofort in ihn verliebt."
„Kai hat mir gesagt, dass er das auch sofort war", meinte Daith und sah auf seine Hände.
„Ja, weisst du was ich eben meinte? Wenn ich die Gefühle für Kai nicht in mir vergraben hätte und schon früher den Mut gehabt hätte Kai damit zu konfrontieren, dann wären wir bestimmt schon viel früher zusammen gekommen. Ich hoffe es zwar nicht, aber wenn man gegen einen so großen Feind wie Lord Garmadon kämpft, dann geht das in der Regel nicht ohne Verluste. Ein Verlust, der sowohl Lloyd, als auch Kai sein kann", sagte ich und ließ meinen Blick aus dem Fenster wandern.
„Ja", sagte Daith leise. „Aber wie hast du es Kai denn gesagt?"
„Wir waren gerade auf dem Weg zum Tempel des Lichtes gewesen, um das Einweihungsritual abzuhalten, da wo wir unsere Waffen bekommen haben. Und es war in der Nacht zuvor so gewesen, dass Kai den falschen Schlafsack dabei gehabt hatte und beinahe erfroren wäre. Da habe ich ihn in meinem Schlafsack geholt. Die ganze Nacht über hat mich seine Anwesenheit so dicht bei mir verrückt gemacht und ich war echt kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Doch zum Glück ist es nicht so weit gekommen. Wir haben im Tempel das Ritual gehalten und sogar die Waffen gefunden und dann sind wir zurück. Ich hatte wieder Distanz zwischen Kai und mir und dachte, es könnte alles wieder wie vorher sein. In der Nacht hatte ich nicht schlafen können, weil Kai sich wieder in meine Gedanken geschlichen hatte und deshalb stand ich oben an Deck. Plötzlich war Kai hinter mir gewesen und er hatte so schön ausgesehen im Mondlicht. Er hat wie immer ganz unbekümmert losgeredet und da hatte ich gespürt wie ich die Kontrolle über mein Verlangen nicht mehr im Griff hatte. Ich hatte so was wie Ich kann das nicht gesagt und wollte gehen. Da hatte Kai wissen wollen, was denn los sei und er wollte mich nicht gehen lassen, bis ich ihn gesagt hatte, bis ich es ihm gesagt hatte. Und da habe ich ihm erzählt wie es in mir aussah. Am Ende stand ich ziemlich nahe bei ihm und sagte so was wie, dass ich bei seinem Anblick immer das Verlangen hätte ihn zu küssen und da sagte er Tu's doch und da habe ich ihn geküsst. Zusammen gekommen sind wir allerdings erst ein wenig später. Kai musste vorher noch verschüttet werden, wäre beinahe gestorben und Zane hatte auch erst weg laufen müssen, also ich sag es noch einmal, Daith lass Lloyd nicht einfach ziehen. Man weiß nie wie viel oder wenig Zeit man noch hat", schloss ich meine Erzählung.
„Danke, dass du so ehrlich zu mir warst, Cole", sagte Daith.
„Ist doch klar und um ehrlich zu sein, tut es gut mal offen zu reden mit jemandem der nicht die ganze Zeit Sprüche macht, wie Jay oder wo man immer Angst hat, dass er wieder reiß aus nimmt, wie Zane oder der ein Mädchen und dazu noch die Schwester deines Freundes ist, wie Nya", sagte ich und deutete beim Sprechen nacheinander auf Jay, Zane und Nya.
„Kann ich mir vorstellen", sagte Daith. „Es ist auch schön zu hören, dass es jemanden gibt, der etwas ähnliches schon mal durchgemacht hat. Ich fühle mich schon nicht mehr ganz so seltsam."
„Ähhm, darf ich einmal kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?", fragte plötzlich Nya in die Runde. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie aufgestanden war.
„Danke", sagte sie als Ruhe eingekehrt war. „Als ich wollte nur klarstellen, ob jeder für heute etwas zu tun hat. Cole würde es dir etwas ausmachen, wenn Jay und ich heute doch noch einmal in die Stadt fahren? Wir haben gestern noch etwas entdeckt, das wir gerne untersuchen möchten."
„Kein Problem", sagte ich zu Nya.
„Gut, was machst du heute Pya?", fragte Nya weiter.
„Ich werde heute noch einmal Lloyd durchchecken um zu sehen, ob alles mit ihm in Ordnung ist. Ich würde gerne wieder Daith dabei haben, falls ich seine Energie brauche, sie eignet sich ausgezeichnet dazu", sagte Pya und sah fragend zu Daith.
Dieser nickte und gab damit sein Einverständnis.
„Gut, dann ist die einzige Frage, was du heute machst Zane" sage Nya.
„Ich bleibe wieder hier und passe auf, dass hier alles nach Plan läuft", sagte Zane.
„Ja, das klingst ganz vernünftig", sagte Nya, dann wandte sie sich an Daith.
„Weißt du zufällig, wo dein Bruder ist, Daith? Seit er hier ist habe ich ihn kaum gesehen. Selbst beim Schmieden der Waffen hat er dir, soweit ich das mitbekommen hatte, nicht geholfen."
Daith zeigte keinerlei Gefühlsregung, als Nya seinen Bruder erwähnte.
„Tut mir leid, Nya. Ich habe keine Ahnung wo mein Bruder ist oder was er macht. Das war noch nie so."
„Schade, wir könnte im Moment jede Hilfe gebrauchen, die wir bekommen können", sagte Nya. „Aber wenn er nicht will, dann können wir ihn auch nicht zwingen. Ich glaube es ist langsam an der Zeit, dass wir aufbrechen."
Wir alle erhoben uns und Jay, Nya und ich gingen nach oben an Deck. Jay stieg in seinen Jet und Nya flog in ihren Kampfanzug hinterher. Ich schwang mich über die Reling und fuhr in die Richtung, die Kai und ich tags zuvor auch eingeschlagen hatten. Ich wollte nicht daran glauben, dass Kai auch entführt wurde und so begann ich nach ihm zu suchen.

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Elementa
FantasíaJeder von ihnen hat einen anderen Grund hier an diesem Wettkampf teilzunehmen: Cole - er will vor seinem Vater und dessen Erwartungen an ihn, die er nie erfüllen wird, flüchten Kai - er will endlich beweisen, dass er mehr kann, als nur klein sei...