Cole

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Die Welt geriet aus ihren Fugen.

Die Flammen waren überall. Über mir, um mich herum. Sie senkten meine Kleidung an und leckte über meine Haut, die jedoch dank meiner konzentrierten Erdkraft nicht verbrannte. Dennoch spürte ich schmerzhaft die Hitze.

Das konnte nur Kai sein, doch ich hatte ich schon seit Beginn des Kampfes aus den Augen verloren und nicht wiedergefunden.

Doch als ich mich nun aufrichtete sah ich ihn.

Er stand einfach nur da, Flammen brannten in seinen Händen und hinter ihm erhob sich ein riesiger flammend roter Drache, der sich auch sogleich auf die restlichen Samurai stürzte.

Und auch ich ließ keine Sekunde verstreichen und hastete zu Kai, Lloyd hechtete zu Zane, der unbeweglich am Boden lag. Scheinbar bewusstlos. Doch das interessierte mich wenig - für den Moment – erstmal war Kai wichtiger.

„Kai", rief ich. „Kai!"

„Cole", Kai kam mir ein paar Schritte entgegen. „Der Lord..." Sofort sah ich mich nach allen Seiten um.

„Wo ist er?", fragte ich.

„Er ist verschwunden..."

„Aber er war da?", fragte ich, Kai nickte.

„Er hat mich festgehalten und wollte mein Blut..."

„Apropos Blut", sagte ich und hob Kais Hände. „Du blutest."

Kai sah an sich herunter und in diesem Augenblick rann ein winziger Tropfen seinen Finger herunter und fiel zu Boden.

„Scheiße", hauchte Kai.

„Was denn?", fragte ich.

Doch meine Frage ging unter, denn wie auch schon im Dorf Jamanacai begann alles zu beben und zu bröckeln.

„Cole! Cole!", Lloyds Rufe hallten durch den Lärm der gleichzeitig sterbenden und erwachenden Stadt.

„Komm wir müssen zu Lloyd und Zane und dann hier weg", sagte ich und zog Kai mit mir.

Überall um uns herum bröckelten Wände, fielen zusammen und erhoben sich neu.

„Cole, du musst mir helfen, Zane ist bewusstlos, außerdem scheint er schwere Verletzungen zu haben", sagte Lloyd. „Ich kann ihn nicht tragen, aber du."

„Wir müssen auch schnell einen Weg hier raus finden", sagte Kai. „Der Lord ist hier, es kann nicht lange dauern bis er das hier mit seinen Truppen einnimmt."

„Aber wie kommen wie hier raus?", fragte Lloyd.

Ich ging in die Knie und nahm Zane auf meinen Arm. Seine Gliedmaßen waren seltsam verdreht und überall war Blut.

„Ich denke wir...", der Rest des Satzes ging unter, als von oben gleißendes Licht herabstrahlte.

Wir blickten nach oben und was sahen wir da?

Unser Schiff. Es flog.

Und wer bediente den Scheinwerfer, welcher auf uns gerichtet war?

Nya und Jay.

Wie, was, wann...

Diese ganzen Fragen schossen mir in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf, doch nun war nicht die Zeit auch nur eine davon zu stellen.

Der brennende Drache, der sich in der Zwischenzeit um alle übrigen Samurai gekümmert hat, kam nun an Kais Seite und folgte uns, als wir auf das langsam sinkende Schiff zuliefen.

„Springt auf den Anker!", rief Nya.

Im selben Augenblick kam selbiger vor uns auf dem Boden auf. Kai, Lloyd und ich schwangen uns darauf, dann ging es in luftige Höhen.

Wir kletterten an Bord, als das Schiff wieder abdrehte. Der Drache zog ruhig seine Bahnen durch die Luft.

„Lloyd!", Daith kam angeschossen und fiel seinem Freund um den Hals.

„Zane", das war Pya, die ebenfalls kam um nach ihrem liebsten zu sehen. „Um Yabahs Willen, was ist geschehen?"

„Er kämpfte gegen einen Samurai", sagte Lloyd. „Und wurde von ihm verwundet."

„Außerdem geriet er in ein Flammenmeer", fügte Kai leise hinzu.

Pya checkte Zane kurz durch.

„Sein Puls ist schwach, er verblutet bald. Außerdem sind viele Knochen gebrochen, manche werde ich nie wieder herstellen können, zudem ist seine Haut verbrannt."

Das klingt wie ein Todesurteil, dachte ich, mein Herz wurde schwer.

„Pya, versuchte Daith vorsichtig, doch Pya schnitt ihm das Wort ab.

„Cole bringe ihn schnell in das Krankenzimmer, dann brauche ich noch dich und dich", sie zeigte auf Daith und Jay. „Ich gebe Zane nicht auf!" Damit zog sie ab und wir folgten ihr. Ich legte Zane ab, dann wurde ich aus dem Zimmer gescheucht.

Mit einem rastlosen Gefühl im Hinterkopf kehrte ich an Deck zurück, wo Kai mit Lloyd an der Reling stand und dem Drachen zusah, der seine Bahnen drehte.

„Und?", fragte Lloyd. „Wie sieht's aus?"

„Nicht viel anders als eben noch", antwortete ich.

Lloyd nickte.

Nya kam zu uns.

„Hey, Brüderch...", sie konnte gar nicht ausreden, da fiel ihr Kai auch schon um den Hals.

„Nichts so stürmisch", lachte Nya, als Kai sie wieder los ließ. „Ich freue mich auch dich wiederzusehen."

„Wie hast du das gemacht?", fragte Lloyd.

„Was?", fragte Nya zurück.

„Na, wie hast du es geschafft, dass die Schlangen dich freigelassen haben?"

„Das war ganz einfach", sagte Nya. „Jay kam irgendwann da reingestürmt, redete irgendwas von Lord Garmadon und der Stadt Ouroboros und schon wurden die Schlange zahm. Sie ließen mich gehen unter der Bedingung, dass wir ihnen die Stadt Ouroboros zurückerobern. Wessen Drache ist das da eigentlich?"

„Ach das", winkte Kai ab. „Das ist meine Drachin, Saphira." Dabei wirkte mein Freund so unglaublich stolz.

Ich legte meine Hand auf seine und sein strahlender Blick richtete sich auf mich. Langsam beugte ich mich herunter und küsste ihn kurz, dann zog ich ihn in meine Arme.

Kai roch etwas rauchig, aber immerhin lebte er, wie Pya sich gerade fühlen musste wollte ich gar nicht wissen. Es musste schrecklich sein. Das war es ja schon für mich und ich war „nur" mit Zane befreundet.

Lloyd und Nya verschwanden unter Deck, Kai und ich waren alleine.

„Zane könnte gerade sterben", sagte Kai leise.

„Ja das könnte er, aber ich bin sicher, dass Pya das nicht so einfach zulässt", sagte ich und zog Kai enger an mich.

„Aber wenn er doch stirbt, dann ist das teilweise meine Schuld", sagte Kai.

Ruckartig löste ich mich von ihm und stellte mich so, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. In ihnen glitzerten Tränen.

„Nein Kai, die einzige Schuld trägt der Lord, nicht du", sagte ich.

„Aber ich habe das Feuer..."

„Und es war gut, dass du Saphira gerufen hast, denn sonst wären wir alle schlimmer dran gewesen als Zane", sagte ich, dann zog ich Kai wieder eng an mich. Ich spürte wie er schluchzte.

Und während ich meinen Freund so im Arm hielt sah ich in der Ferne die Stadt Ouroboros schimmern.

Ein weiterer Pfeiler, der weitere Opfer gefordert hatte.

Dazu stellte sich mir eine Frage.

Konnten wir den Lord überhaupt besiegen?

Ich schloss die Augen.

Wir mussten einfach, sonst wäre alles verloren.

ElementaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt