60|Bedienung

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Aber ich wollte nicht Kenan!
Ich wollte, wenn schon, Serdar.

~

„Neuling, bring das an Tisch sieben!", rief dieser beknackte Kellner mir zu und überreichte mir ein Tablett mit Kuchen.

„Siehst du nicht, dass ich hier grade was mache?", fauchte ich und polierte die Gläser. Er verdrehte seine Augen und ich griff nach dem Tablett.

Der regte mich so unglaublich auf! Alle anderen waren ja nett und redeten nicht wirklich mit mir was ich bevorzugte, aber dieser Spast, meinte wohl mich die ganze Zeit herumzukommandieren.

Ich ging auf Tisch sieben zu und legte die Kuchen hin.

„Guten Appetit.", sagte ich noch und ging wieder hinter den Tresen und polierte weiter die Gläser.

„Neuling-.." Augenblicklich drehte ich mich zu ihm um.

„Nenn mich nicht Neuling du-..", unterbrach ich ihn und schloss meine Augen.
Er war wie ein Sohn für den Chef, also durfte ich nicht ausfallend werden. Schließlich könnte er mich feuern lassen.

Wie ich es hasste, überall Kerlen zu begegnen, die mich von irgendwo schmeißen könnten. Und mal wieder war Kenan einfach irgendwie Schuld! Wie funktionierte das bitte? Das ging ihn überhaupt nichts an, doch trotzdem waren seine Finger immer mit ihm Spiel!

„Hey! Einen Kaffee und einen Apfelte.. ee?", ertönte plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir und ich drehte mich zu ihm.

Das war doch ein Witz oder?

Wenn man schon vom Teufel sprach..
Erst vor zehn Sekunden regte ich mich über ihn auf und hier stand er im vollen Paket mit einem Sweater und Jogginghose vor mir.
Kenan sah amüsiert an mir hinunter und fing an zu lachen. Ich stemmte meine Hände in meine Hüften und sah ihn abwartend an.
Ich trug halt ein Kellneroutfit. Was erwartete man denn sonst? Ein Kittel und so eine komische Bluse, die wirklich eng saß.

„Was?", keifte ich und er lehnte sich gegen die Theke,„Ist es so lustig, dass ich arbeite?" Er kratzte sich am Bart und unterdrückte sein Lachen. Sein Gesicht lief etwas rot an. So lustig war es auch nicht. Jetzt sollte ich ihn auch noch bedienen oder wie?

„Es ist lustig, dass jemand dich tatsächlich einstellt.", meinte er und ich spielte ein Lachen vor.

„Total lustig. Ich kriege mich kaum vor Lachen ein. Mein Bauch schmerzt schon.", zischte ich und der Oberkellner sah mich prüfend an. Ich seufzte und nahm den Kaffeebecher zur Hand.

Ich drehte mich von Kenan weg und machte einen Kaffee. War ja klar, dass Kenan Kaffee trank. Ekliges Getränk und ekliger Typ. Mein Blick schweifte zur Tür, die in die Küche führte. Er sah mich immer noch prüfend an. Ich schüttelte etwas meinen Kopf, als Was und er hob seinen Kopf etwas an um zu demonstrieren, dass er das Sagen über mich hatte.

„Worauf wartest du? Geh und mach doch deine Arbeit!", fauchte ich zu ihm hinüber. Er kam auf mich zu und ich knallte erschöpft und den Tränen nahe meinen Kopf gegen die Kaffeemaschine.

Ich könnte heulen.
Hinter mir Kenan und neben mir dieser Idiot, dessen Namen ich nicht einmal mehr wusste! Ich dankte meinen Eltern, dass ich wegen ihnen in dieser Situation war.
Natürlich dankte ich auch mir selbst.
Hätte ich einfach eine Ausbildung angefangen, anstatt auf diese dämlichen Universität zu gehen, dann wäre ich Kenan bestimmt niemals begegnet! Obwohl.. Das erste Mal stieß ich vor einer Bäckerei auf ihn. Aber das wäre dann das erste und letzte Mal gewesen, ihn gesehen hätte.

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