85|Verräter

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„O-Okay. Wir sehen uns dann. Also hier oder.. oder auch dort..", verabschiedete ich mich und er legte auf. Serdar würde hierherkommen?

~

Ich warf das Kissen auf Alina. Es landete genau in ihrem Gesicht und fiel auf den Boden, da sie sich nicht die Mühe machte es aufzufangen. Dazu zeigte ich ihr noch meinen Mittelfinger und lehnte mich wieder gemütlich zurück auf das Bett. Es war Nachmittags und sie kam erst jetzt! Als ob es nicht reichte, dass sie mich alleine ließ wollte sie jetzt wieder raus.

„Seren übertreib doch nicht!", fauchte sie und schmiss es zurück zu mir. Ich nahm mir meine Kopfhörer und steckte sie ein während ich sie vernichtend ansah. Sie seufzte und legte sich einfach auf mich. Ich sah stumm von ihr ab und hörte meiner Musik zu, die ich auf die höchste Lautstärke stellte.
Sie zog mir den Kopfhörer raus und lächelte mich schuldig an.

„Wenn es dich glücklich macht: Ich habe Kenan zusammengeschissen. Außerdem war ich nur mit Emin! Kenan war mit so einer Blondine und die sind dann auch ganz schnell weggewesen. Ich habe dich nicht verraten, Schnukki. Gleich öffnet die Mensa, lass uns runtergehen.", erzählte sie mir. Dabei pickte sie in meine Wangen und ich sah sie langsam an. Also war sie nicht mit ihm?

„Er ist mit einer weggegangen?", hakte ich nochmal nach. Sie nickte und lächelte mich breit an. Penner. Was anderes war von ihm nicht zu erwarten. Ich seufzte und versuchte mich richtig aufzusetzen, doch das ging sehr schwer mit Alina auf mir.

„Trotzdem bin ich sauer auf dich! Du hättest hier bleiben sollen, mit mir. Oder wir hätten irgendwohin gehen können.", blieb ich stur. Sie verdrehte ihre Augen und rollte an die Seite. Ich blieb weiterhin versteinert dort liegen und sah zum laufenden Fernseher. Sie sah auf ihre Armbanduhr und setzte sich auf.

„Du kannst nicht mit leerem Magen sauer sein. Komm runter.", zog sie mich mit und sprang auf. Sie griff nach der Schlüsselkarte und meiner Hand. Trotzig folgte ich ihr und wir gingen den leeren Flur entlang zu den Aufzügen.

„Ist irgendwas passiert als ich weg war?", fragte Alina und suchte somit nach Gesprächsstoff. War das jetzt ihr Ernst? Machte sie das mit Absicht? Ich verdrehte meine Augen und sah sie leblos an.

„Ich habe das World Trade Center wieder aufgebaut.", scherzte ich und sie schüttelte belustigt den Kopf. Ich lachte ebenfalls leise auf und sie hakte sich bei mir ein. Wieso konnte ich ihr nie länger als paar Stunden böse sein? Ich wollte jetzt sauer sein! Aber es klappte einfach nicht.

Wir stiegen in den Aufzug und fuhren hinunter. Alinas Magen knurrte ununterbrochen. Sie musste wohl viele Mädchen aufgerissen haben, so hungrig wie sie war.

„Hast du Emin jetzt ernsthaft dabei geholfen einen One Night Stand zu finden?", fragte ich sie. Sie überlegte kurz und nickte langsam. Dabei fasste sie in die Taschen ihrer Shorts.

„Joa. Irgendwie ja schon.", bemerkte sie selbst und blieb mitten im Gang stehen,„Fuck mein Telefon!" Wir sahen die Empore hoch und sie seufzte. Erneut sah sie auf ihre Armbanduhr.

„Geh du schon mal runter und such uns einen Platz. Wir wissen ja nur zu gut, dass es hier voll ist. Ich hole schnell mein Telefon und komme dann.", stellte sie schnell auf und nickte zur Selbstbestätigung,„Ja so machen wir das. Erkan wollte mich nämlich gleich noch anrufen." Mir fiel sofort ein, dass ich mit Serdar geredet hatte und es ihr noch gar nicht gesagt hatte. Dabei war das ein riesiger und wichtiger Schritt! Ich musste Ratschläge bekommen.

„Tamam. Ich muss dir noch was erzählen, was passiert ist als du mich hintergangen hast.", stimmte ich zu und wir gingen schon in verschiedene Richtungen, doch drehten uns nicht um.
(Okay.)

„Ich sagte doch etwas ist passiert!", rief sie, da wir immer weiter weg gingen,„Hör auf mit dem Hintergangen! Ich habe dich nicht hintergangen." Ich warf ihr einen Luftkuss zu und drehte mich um.

Summend ging ich den Flur entlang und kam schon an der gläsernen Doppeltür an. Ich drückte an der Tür, doch die Tür ging nicht auf und somit knallte ich dagegen. Zum Glück nicht zu laut und zum Glück nicht zu hart.
Mein Summen stellte ich ein und sah zum Türgriff.

„Du musst ziehen.", ertönte es hinter mir. Ich verdrehte meine Augen und wagte einen kurzen Blick hinter mich. Kenan, ganz lässig, mit den Händen in den Hosentaschen hinter mir und tat auf Besserwisser.
Ja ach ne!
Die Tür aufzuziehen, daran hätte ich nie gedacht.

„Ach was! Meine nächste Idee wäre es gewesen die Tür zu sprengen.", knurrte ich und zog an der Tür. Sie ging, erstaunlicherweise, auf und wir gingen durch.

„Du magst das Wort Danke nicht oder kommt mir das nur so vor? Kannst du das überhaupt aussprechen?", fragte er und ich sah zu ihm hoch. Er war ruhig. Zu ruhig. Befriedigt. Das war er. Er war einfach befriedigt. Gott, der war so ekelhaft!

„Nein nein. Ich mag das Wort und die Bedeutung nur mag ich es nicht es Menschen zu sagen, die es nicht verdienen. Deshalb hörst du das nicht von mir.", sprach ich. Er lachte spöttisch auf und nickte beeindruckt.

„Du bist mir zu erbärmlich.", war das einzige was er dazu abgeben konnte. Ich lachte nun auf und nickte. Jetzt konnte er auch nichts mehr dazu sagen. Ich könnte heulen! Wieso war er hier? Auf dieser Welt gab es so viele Länder, Städte, Kontinente und Hotels, aber er musste ausgerechnet in diesem hier sein.
Wir gingen in die Mensa und der Kellner vom zweiten Tag kam auf uns zu, doch Kenan hob kurz seine Hand und er ging nickend wieder.
Wieso ließ er ihn nicht zu uns kommen?

Ich sah von ihm ab und mein Blick schweifte durch die Mensa. Genervt stöhnte ich auf und lehnte meinen Kopf in meinen Nacken. Schon wieder war alles voll. Kenan bemerkte mich und stieß mich an, dass ich nach links stolperte. Entsetzt sah ich ihn an und schlug gegen seinen Arm. Er seufzte und sah durch die Mensa.

„Kein Platz frei was?", fing er an woraufhin ich die Augen verdrehte,„Tja Pech gehabt. Ich habe einen Platz." Er ging vor und ich sah ihm dabei zu wie er zu einem Tisch auf die Terrasse geführt wurde, mit dem kleinen Kärtchen »Reservado« drauf. Er setzte sich und legte seine Hände auf den Tisch. Dabei lehnte er sich etwas vor und grinste mich provokant an.
Nein Seren. Geh nicht. Du musst nicht essen. Du kannst dir auch was aufs Zimmer hochholen oder draußen essen. Du bist nicht wieder auf ihn angewiesen, redete ich mir ein.

Ich drehte um und wollte gerade gehen, doch plötzlich erschien Alina, drehte mich an den Schultern und zog mich mit Emin zusammen an den Tisch. „Nein!"

Dinner for Four.
Was wohl Gesprächsthema wird?
Freue mich über Kommentare und Votes.❤️❤️
Bis tomorrow 😜

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