68|„Kochende Seren."

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„Ich denke das Erzählen sollte ich lassen.", meinte ich.

~

Wütend rührte ich den Teig und mein Wecker klingelte. Ich tippte auf Schlummern und holte die Plätzchen aus dem Backofen.
Den heiße Blech legte ich auf den Herd und drehte mich zu meinem Schokoladenteig. Die flüssige Masse schüttelte ich in die Tortenform und kratzte den Rest mit einem Teigschaber raus.

Baran kam zurück in die Küche und griff nach den Keksen, die ich schon vor einer halben Stunde machte. Er kam und ging schon die ganze Zeit.

„Ich frage mich nun ernsthaft wieso du soviel backst.", kratzte er mit seiner tiefen Morgenstimme hervor und setzte sich auf den Barhocker,„Um sechs Uhr morgens noch."

Ich antwortete nicht sondern stellte mich zu den Gurken und Tomaten und schnitt sie mit voller Kraft in kleine Würfel.

„Das ist echt toll.", lachte er und aß den Keks mit einem Mal,„Du solltest öfters so wütend sein, dann würde es immer was zu essen geben." Ich antwortete wieder nicht darauf und schüttelte alles in eine Schüssel.

Ich konnte nicht schlafen!
Kenan tauchte immer wieder vor meinen Augen auf und provozierte mich.
Selbst in meinen Träumen! Sie hatten rein gar nichts mit ihm zutun, doch er tauchte einfach auf und provozierte mich mit seiner Art.
Also war ich seit einer Stunde wach und kochte einfach alles was mir in den Sinn kam.

Bis jetzt waren es fertige Schokoladenkekse und Mandelplätzchen. Ein Schokoladenkuchen, den ich in den Ofen schob und Salat, welchen ich noch zubereitete.
In meinem Kopf hatte ich schon eine Suppe und Auflauf.
Das würde ich auch noch machen.
Toast auch, für meine Eltern, die in zwei Stunden aufwachen müssten.

Die Haustür klingelte, doch ich ließ mich nicht aus der Rolle bringen und riss die Salatblätter klein.

„Ich habe doch gesagt die sollen nicht klingeln.", sagte Baran und ging die Tür aufmachen. Dabei hatte er nur einen Jogginghose an.
Kein Oberteil.

Er kam wenige Sekunden später zurück mit Erkan und Alina dahinter. Ich sah flüchtig zu ihnen, doch machte weiter. Baran nahm wieder seinen Platz ein.

„Seren? Alles gut?", fragte Erkan belustigt und setzte sich neben Baran auf den Barhocker. Alina lachte und legte eine Tüte vom Bäcker auf die Theke.

„Wieso machst du das alles?", fragte sie belustigt und nahm drei Tassen aus den Schränken.

„Weil ich Lust habe!", knurrte ich und holte einen Topf für die Suppe raus. Mein Salat war fertig und den tat ich an die Seite um ihn später zu Salzen.

„Um sechs Uhr?", fragte Erkan und gähnte. Ich sah zu ihm hoch. War das etwa so falsch? Düfte ich das nicht? Hatte nun auch Erkan ein Problem mit mir?

„Hast du jetzt auch ein Problem mit mir? He? Ist es jetzt auch falsch zu kochen? Soll ich auch das lassen? Darf ich gar nichts mehr tun? Sollte ich auch einfach die Uni verlassen? Nein! Nein, denn das will er! Das mache ich nicht! Ich werde die Uni nicht verlassen und aufgeben erst recht nicht!", meckerte ich ihn an und bereitete die Suppe vor.

„Tut mir ja leid.", gab Erkan leise von sich,„Koch so viel du willst." Ich drehte mich von ihm weg und schnitt die Zwiebel.

„Wollt ihr Milch oder Pulver in euren Kaffee?", fragte Alina die Jungs und machte die Kaffeemaschine an. „Milch." Sie bereitete die Kaffees zu und setzte sich auch an den letzten Platz an der Theke.

„Ich werde hier bleiben! Mich kriegt man nicht weg.", redete ich vor mich hin und ließ die Zwiebeln anbraten bis sie glasig wurden.

„Seren was laberst du?", fragte Baran gereizt und ich drehte mich zu ihnen. Alle drei nippten an ihren Kaffees und sahen mich nichtswissend an.

„Du bist krank geworden oder? Oh Gott meine beste Freundin ist geistig behindert!", sagte Alina geschockt und sah zu den Jungs.

Ich knurrte und stapelte die Plätzchen auf einen Teller. Baran und Erkan griffen nach den Plätzchen und mein Turm fiel zusammen. Schweigend fing ich wieder an diesen aufzubauen.

„Baran hat uns um sechs Uhr hierher gerufen und meinte wir bekommen gratis Essen. Das es so viel wird hätte ich nicht gedacht.", lachte Erkan.

Ich legte meine gestapelten Plätzchen auf den Esstisch hinter ihnen und die Schokoladenkekse fanden daneben Platz. Ich machte weiter mit meiner Suppe.

„Was denkt er wer er ist? Deine Eltern scheißen Geld? Ja toll, wow! Willst du dafür etwa einen Preis? Soll ich jetzt deine Füße küssen, weil du Geld hast? Denkst du etwa alle fliegen auf dich ab, weil du gut aussiehst und Geld hast? Nein! Ich tue es nicht!", regte ich mich weiter auf,„Von der Uni bekommst du mich sowieso nicht! Ich werde dort bleiben! Aus Prinzip einfach."

Ich räumte alles in die Spülmaschine und Baran schlürfte sehr lange an seinem Kaffee.

„Was redest du da? Wieso solltest du die Uni verlassen und wer hat Geld?", fragte Erkan. Ich sah ihn giftig an.

„Ahh!", machte Alina ein ahnungsvolles Gesicht,„Jetzt weiß ich wieso du soviel kochst! Du bist wütend!"

„Ha! Kochende Seren.", scherzte Baran und alle drei finden lauthals an zu lachen. So lustig war das jetzt auch nicht.
Ha Ha. Kochende Seren, weil ich wütend war und kochte.
Zweideutig.

Ich nahm eine Pfanne hinaus und machte den Herd an. Während ich in das Rezeptbuch meiner Mutter sah schüttelte ich Olivenöl in die Pfanne und wartete viel zu lange.

Ein riesiges Feuer entstand und ich kreischte erschrocken auf, sowie die Drei hinter mir. Baran rannte sofort zum Herd und nahm es runter. Er schüttelte das Öl in den Müll während wir uns beruhigten.

Zwei Gestalten kamen verschlafen in die Küche.

„Ich haue euch alle!", fauchte mein Vater und gähnte,„Wieso schreit ihr hier so laut und klingelt?" Meine Mutter sah zu mir, doch ich kochte einfach weiter während Baran die Pfanne putzte.

„Seren? Napıyosun kızım? Bu ne? Sabahın köründe çorba mı yapıyorsun?", fragte sie aufgebracht und sah in den Topf,„Geht es dir gut?" Ich rührte einfach weiter.
(Was machst du meine Tochter? Was ist das? Machst du morgens in der Früh Suppe?)

Ich zuckte mit den Schultern und holte die Auflaufform raus, doch meine Mutter stellte sie wieder rein.

„Wenn du schon kochst, dann mach Frühstück und nicht Auflauf.", meinte sie und gähnte genüsslich,„Erkan, Alina. Ihr bekommt bald einen Schlüssel, denn dieses ständige Klingeln, mehrmals am Tag halte ich nicht mehr aus."

„Ja! Vor allem nicht, wenn ich schlafe!", knurrte mein Vater. Baran klopfte ihm auf die Schulter, dessen Hand auch sofort weggeschlagen würde.

„Provozier mich nicht schon am Morgen.", gähnte er und drehte um,„Ich gehe wieder schlafen." Meine Mutter schüttelte bloß den Kopf und sah wieder zu mir.

„Ich komme gleich. Wenn wir alle schon wach sind, dann können wir gemeinsam frühstücken.", warf sie ein und verschwand. Ich holte die Eier aus dem Kühlschrank und eine Schüssel.

„Wer ist er bitte, dass er einfach so meinen Schlaf raubt? Muss er alles kaputt machen?", regte ich mich wie am Anfang noch auf.

Seren verarbeitet ihre Wut in Essen.
Also es wird immer irgendwie ausarten.
Kommentare und Votes würden möchte freuen.

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