52|keine Entschuldigung reicht

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„Pisser..", flüsterte ich mit weinerlicher Stimme und zog die nasse Kleidung von meinem Körper. Meine Augen füllten sich mit Tränen, aber ich hinderte mich daran zu weinen.

~

Serdar nahm noch einen Schluck von der Wodkaflasche. Der Wind wehte in meinen feuchten Haaren und ich zog die Decke mehr über meinen Körper.

Meinen Kopf hatte ich etwas gesenkt im Pullover um seinen Duft, welcher daran haftete einzuziehen. 

Alle waren weg außer Alina und Lara, doch die beiden saßen drinnen und unterhielten sich. Serdar und ich saßen auf einer Liege, die er von der Terrasse auf den Rasen zog, dass wir uns darauf setzten und hoch in die Sterne sahen.

„Kenan kann manchmal echt ein Arsch sein.", versuchte er verständnisvoll rüberzubringen. Ich seufzte und lehnte meinen Kopf zurück um wieder zu den Sternen zu sehen.

„Manchmal?", hakte ich nach und er lachte leise auf. Meine Mundwinkel zuckten hoch und ich sah wieder vor mich zu den Bäumen, die zwischen diesem und dem Nachbargarten lagen.

„Aber er hat es auch nicht sonderlich leicht weißt du.", erzählte er. Ich versteckte meine Hände in den Ärmeln seines Pullovers und spielte mit dem Ärmel.

„Wobei denn? Sitzt seine Krone etwa nicht mehr richtig?", scherzte ich, doch mir selbst war nicht zu lachen zumute.

„Nein. Ach egal, ich will jetzt nicht über ihn reden.", meinte er und seufzte,„Ist irgendwie hinterhältig, wenn ich dir jetzt von ihm erzähle." Ich nickte etwas verletzt.

„Also Nein. Nicht, dass du hinterhältig bist, aber er ist mein Kumpel und jetzt mit dir, während du ihn hasst, über ihn zu reden ist nicht cool.", erläuterte er mehr. Ich nickte und zog tief die frische Luft ein.

„Mach dir kein Kopf, ich denke das schon nicht.", winkte ich ab und erst jetzt fiel mir auf, dass ich total normal sprach. Mein Herz klopfte ganz normal und mir war nicht warm obwohl er genau neben mir saß. Etwa nervös wurde ich ja schon, aber ich konnte es noch kontrollieren.

Er kippte die Flasche wieder hoch und ich sah wieder in den Sternen übersäten Himmel.

„Weißt du..", fing er an und knallte für einen kurzen Moment gegen meine Schulter, dass ich sofort zu ihm sah. Er taumelte im Sitzen und seufzte tief ein.

„S-Serdar hör lieber auf zu trinken.", meinte ich und wollte nach der Flasche greifen, doch er zog sie zurück.

„Manchmal vermisse ich sie.", lallte er plötzlich. Ich blieb in meiner Bewegung stehen und mein Herz blieb für Sekunden stehen.

„Wen?", fragte ich und hoffte so sehr, dass er mir nun keine Exfreundin nannte.

Er sollte nicht verliebt sein.
Er sollte nicht an jemand anderes denken während ich genau neben ihm saß und mir ausmalte wie schön es wäre heute hier zu schlafen.

Das war aber nicht möglich, da Baran, selbst mit Fieber, angerannt kommen würde, da er wusste, dass ich bei Serdar war und mich hier nicht mal über seine Leiche schlafen lassen würde.
Manchmal handelte er wirklich so als würde ich ihm was bedeuten, aber dann war er wieder so kalt und gemein.
Als würde er mich verabscheuen.

Ich schüttelte meinen Kopf und wollte keinen weiteren Gedanken an meinen Bruder verlieren, wenn Serdar neben mir saß und sagte, dass er jemanden vermisse.

„Meine Mutter.", flüsterte er und ich konnte den Schimmer einer Träne erkennen. Mein Herz fing wieder an zu schlagen und ich atmete erleichtert aus. Es bedrückte mich und die Neugier in mir wurde immer größer, aber ich wollte ihn nicht bedrängen.

„Willst du nicht fragen wo sie ist?", fragte er belustigt und sah mich an. Ich schüttelte den Kopf und er lachte kurz auf.

„Ich hätte darauf auch gar keine Antwort.", murrte er und mein Herz tat mir wirklich weh, wenn er das sagte,„Sie war damals einfach weg. Ich war erst sechs. Ein kleines Kind! Ich hatte bloß einen Kopf für die Schule, die bald anfangen würde. Aber ich hätte keinen Gedanken daran verschwendet, wenn ich damals gewusst hätte, dass sie mitten in der Nacht zu einem anderen Mann rennen würde."

Meine zusammengepressten Lippen löste ich voneinander, dass mein Mund sich etwas öffnete und ich ihn gedrückt ansah. Eine Träne sammelte sich in meinem Auge und ich sah auf seine Hände, die er hängen ließ.

Langsam näherte ich mich mit meinen Händen und legte sie auf seine. Ich umklammerte fest seine kalte Hand und sah wieder in seine grauen Augen, die auf unsere Hände sahen.

„Ich werde dich nicht drängen es zu erzählen, aber manchmal tut es wirklich gut einfach alles rauszulassen.", flüsterte ich ihm zu. Er sah mich undefinierbar an, aber dass er überrascht war, konnte ich behaupten.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er drückte auch meine Hände. Mein Herz klopfte etwas schneller und er sah wieder hoch in die Sterne.

„Sie und mein Vater hatten sehr früh geheiratet. Beide waren erst.. neunzehn. Ein halbes Jahr später war sie schon mit mir schwanger.", fing er an zu erzählen und ich spürte, dass ihm sein Atem zu schwer war, da er bedrückt ausatmete,„Sie waren ihre gegenseitige Jugendliebe. Haben halt so einen kitschigen Mist immer gemacht. Sie dachten es würde ewig halten, aber.. Manchmal denke ich, dass ich schuld daran bin, dass sie meinen Vater einfach verlassen hat-.."

Er lachte kurz auf und versuchte damit seine Trauer zu verdrängen, doch das musste er nicht. Ich sah wieder auf unsere Hände und strich über seinen rauen Handrücken.

„Sag sowas nicht. Du bist bestimmt nicht schuld. Sie beide lieben dich.", versuchte ich ihn aufzumuntern.

„Wenn sie mich doch liebte wieso hat sie sich bis heute nicht bei mir gemeldet?", fragte er mit zittriger Stimme.

Ich konnte nichts mehr sagen.
Ich war zu überfordert. Über sowas hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht und wurde nie damit konfrontiert.
So plötzlich war es zu viel für mich.

„Wie auch immer.. Sie stritten immer mehr bis sie schließlich weg war.", erzählte er knapp und nun überkam ihn die Wut,„Sie hatte eine Affäre mit einem alten Geschäftspartner meines Vaters. Die beiden sind aus der Stadt gezogen und sie hat heute einen zehnjährigen Sohn. Das habe ich alles natürlich über das Internet herausgefunden."

Er lachte erneut spöttisch auf und spannte seinen Kiefer an.

„Weißt du Seren.. Ich frage mich immer wie der Junge ist. Ob er mir irgendwie ähnelt, ob er wie ich ist. Aber dann verwerfe ich diesen Gedanken und denke mir, Nein. Er ist nicht wie du, denn wäre er wie du, dann würde sie doch auch ihn verlassen.", flüsterte er und seine Selbstzweifel kam hervor,„Ich hasse sie. Ich hasse ihren Mann und ihren Sohn. Für die beiden hat sie uns verlassen! Sie hat meinen Vater mit mir alleine gelassen und keine Entschuldigung wird das je wieder gutmachen!"

Er stand auf und zog seine Hände von mir. Die Wärme verließ mich mit ihm. Serdar stand mit dem Rücken zu mir und wusch sich über sein Gesicht.

„Alina und du sollten gehen. Es ist schon halb zwei.", meinte er,„Deine Klamotten sind jetzt bestimmt aus dem Trockner." Ich sah ihn nur bedrückt an, doch er wagte keinen Blick zu mir.

Warte was? Halb zwei? Fuck Baran!

Serdars Mutter die Snitch is gone
Nur broken Boys hier 😅
Und welchen broken Boy haben wir noch?🤤
Und wer wird die ganzen broken Boys trösten?😌
Würde mich sehr über Kommentare freuen

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